In den letzten Tagen überschlugen sich in westliche Politiker und Medien mit Vorwürfen gegen den Iran, das Land würde mit der Lieferung von Drohnen an Russland „Terrorangriffe“ auf die Zivilbevölkerung in der Ukraine unterstützen und man müsse es daher mit Sanktionen belegen.

Um der Heuchelei und Doppelmoral die Krone aufzusetzen, wurden Forderungen laut, dass ausgerechnet Israel jetzt etwas gegen die „iranische Bedrohung“ unternehmen müsse und bspw. Luftverteidigungssysteme liefern solle. Klar, denn Israel wird ja soundso immer nur angegriffen, besonders natürlich vom Iran. Israelische Luftangriffe wurden in den deutschen Medien auch nie „Terrorangriffe“ genannt, obwohl sie sich immer wieder gegen eine völlig wehrlose Bevölkerung v.a. in Gaza richteten.

Man fragt sich angesichts dessen auch: Haben die Menschen so ein kurzes Gedächtnis? Haben Sie die zahlreichen US-Angriffskriege der letzten Jahre vergessen – und wie diese durchgeführt wurden? Im Jahr 2003 berichtete CNN unter Berufung auf das Pentagon, dass die US-Luftwaffe innerhalb von 72 Stunden 3000 Bombenangriffe auf den Irak (in einem völkerrechtswidrigen Angriffskrieg mit erlogener Begründung) durchgeführt hat. Man sollte sich die Bombardierung Bagdads heute nochmal ansehen, um zu wissen, wie ein erbarmungsloser Krieg gegen die Zivilbevölkerung aussieht. Als Erstes haben die USA in ihren Kriegen die Infrastruktur, die Energieversorgung und die Kommunikationsmöglichkeiten des Feindes zerstört, damit es im Feindesland z.B. keinen Strom mehr gibt.

Russland unfair?

Wie verhält es sich in der Ukraine? Russland beliefert die Ukraine sogar immer noch mit Gas. Ist Russland einfach nur zu schwach und zu dumm, um die Infrastruktur der Ukraine zu zerstören, wie dies die deutschen Medien nahelegen?

Douglas Macgregor, pensionierter Colonel der US Army, Politikwissenschaftler, Militärtheoretiker und von Trump ernannter Botschafter, hat in einem Interview deutlich gemacht: „Auch wenn es niemand wahrhaben will im Westen, aber Präsident Putin hat sich in den vergangenen sieben Monaten enorm zurückgehalten beim Gebrauch seiner militärischen Macht… Sie haben ihre präzisionsgelenkten Waffen genauso wie wir.“

Putin habe die Infrastruktur bisher geschont, weil er hoffte, eines Tages wieder mit den Ukrainern friedlich vereint zu sein, so wie man in den 1990er Jahren gegen die Tschetschenen Krieg führte und heute gemeinsam mit ihnen kämpft. Diese Zurückhaltung sei nach den Terroranschlägen auf die Krim-Brücke aufgegeben worden, nun habe man es mit einer anderen russischen Vorgehensweise zu tun.

Der Westen bezeichnet diese Reaktionen jetzt als „Terrorangriffe“ und bezichtigt den Iran, dafür Drohnen bereitzustellen. Den Menschen im Westen wird verschwiegen, dass die Ukraine mit den vom Westen in Massen gelieferten Waffen weiterhin die Bevölkerung im Donbass beschießt und terrorisiert (wie in den letzten 8 Jahren, aber das ist natürlich keine Beihilfe zum Terror).

Auch das weitgehende Schweigen der „Qualitätsmedien“ über den seit Jahren andauernden völkerrechtswidrigen Drohnenterror der USA, der hauptsächlich über Deutschland läuft und dem schon Zehntausende zum Opfer fielen, entlarvt die jetzige Aufregung der Medien über die iranischen Drohnen einmal mehr als widerwärtige Heuchelei. In ihrer immer primitiver werdenden Propaganda sind US-Waffen natürlich stets demokratische Friedensbomben und -raketen, die lediglich „Kollateralschäden“ verursachen – und keine toten Zivilisten wie die iranischen und russischen Terrorwaffen.

Ein Jemenit steht vor einem Graffiti, mit dem gegen US-Drohnenoperationen protestiert wird. Foto: Y. Arhab