Vor der Rede Putins auf der Militärparade m 9. Mai 2022, dem 77. Jahrestags des Endes des 2. Weltkriegs, spekulierten westliche Medien im Vorfeld, dass Putin nun die Generalmobilmachung verkünden wird. Nach Darstellung der westlichen Medien ist „Putins Krieg“ gescheitert, die russ. Armee komme nicht voran, ganz im Gegenteil: Die heldenhaft kämpfende ukrain. Armee dränge die russ. Streitkräfte zurück und könne den Krieg gewinnen, da sie ja jetzt auch massiv vom Westen unterstützt werde. Und so geben westl. Staatschefs nur noch militärische Ziele aus: Scholz sagt, Putin dürfe den Krieg nicht gewinnen (d.h. er muss ihn verlieren), britische und US-Politiker sprechen inzwischen offen von einer Vertreibung russ. Soldaten aus der ganzen Ukraine und nach ihrem Verständnis damit auch von der Eroberung der Krim als Kriegsziel.

Wer sich dagegen die Äußerungen Putins und anderer russ. Offizieller vor Augen hält, dem fällt auf, wie betont unaufgeregt die russ. Seite die momentane Kriegslage betrachtet und sich zuversichtlich zeigt, alle Kriegsziele zu erreichen. Das ist v.a. dadurch bedingt, dass man im Westen vom militär. Kriegsziel Russlands ausgeht, die ganze Ukraine zu besetzen, was aber von russ. Seite von Anfang an bestritten wurde. Wie sieht dann die russ. Strategie aus? Bereits im Vorfeld des direkten russ. Eingreifens wurde im Westen immer wieder diskutiert, Russland nach der Besetzung der Ukraine in einen jahrelangen verlustreichen Partisanenkrieg wie in Afghanistan zu verwickeln.

Russland geht demnach nicht in diese Falle. Z. Zt. habe man nicht einmal 5% der russ. Streitkräfte in der Ukraine und keine Mobilmachung. Die Strategie scheint es zu sein, das Ganze umzukehren und stattdessen den Westen in einen verlustreichen Abnutzungskrieg zu verwickeln. Nach der Besetzung des Donbass wird man demzufolge im Stellungskrieg verharren. Der Westen beschließt immer neue Hilfen in gigantischen Milliardenhöhen und pumpt Unmengen an militärisches Gerät in die Ukraine. Da die russ. Seite die Luftherrschaft besitzt, kann man diese eintreffende Militärhilfe aus der Luft zerstören, so wie man die ukrain. Militär. Infrastruktur und Treibstofflager vernichten kann. Man geht davon aus, dass auch die westlichen Wirtschaftssanktionen mittel- bis langfristig nicht zum Kollaps Russlands, sondern zum wirtschaftl. Zusammenbruch des Westens führen werden. Da man u.a. auch russ. Medien in Deutschland verboten hat, kennen die meisten diese Sichtweise nicht.

Den Krieg militärisch gewinnen zu wollen bzw. zu glauben, dass Russland eine militärische Eroberung der Krim zulässt, ist gefährlicher Wahnsinn, der einen Nuklearkrieg wahrscheinlich macht. Es gibt keine Alternative zu einer Verhandlungslösung, zu der Selenskyi übrigens bereit war, die aber dem Ziel v.a. Großbritanniens und der USA, die Situation zur Schwächung Russlands zu nutzen und daher den Krieg in die Länge zu ziehen, im Wege stand.