In diesen Tagen jährt sich das Massaker von Deir Yasin in Palästina zum 75. Mal. Bis auf die Tageszeitung „Junge Welt“ findet in den deutschen Medien keine Erinnerung daran statt. Es ist somit kein Wunder, dass nur wenige Menschen in Deutschland davon gehört haben. Der Masse der Bevölkerung sind auch die Namen der jüdischen Terrororganisationen „Irgun“ oder „Lehi“ nicht bekannt. Und sie wissen auch nicht, was danach passiert ist: Die Massaker waren erst der Auftakt zur „Nakba“, zur Vertreibung von ca. 800000 Palästinensern aus ihrer Heimat. Sie werden aber von den deutschen „Qualitätsmedien“ darüber „aufgeklärt“, dass die Berliner Polizei für dieses Wochenende zwei Demonstrationen für die Rechte der Palästinenser und auch mögliche Ersatzveranstaltungen verboten hat, weil angeblich die Gefahr bestand von „antisemitischen Parolen“.
Was ist 1948 in Deir Yasin passiert?
Die »New York Times« berichtete damals, dass in dem palästinensischen Ort 254 Araberinnen und Araber umgebracht worden waren. Am 9. April griffen die Milizen Irgun und Lehi die Ortschaft an, gingen von Haus zu Haus, warfen Granaten in die Häuser und töteten alle – Männer, Frauen und Kinder -, die sie dort antrafen. Die israelische Filmemacherin Neta Shoshani rekonstruierte in dem Dokumentarfilm »Born in Deir Yassin« 2017 die Geschichte des Massakers und sprach dabei u.a. mit Zeitzeugen.
Das Massaker und die folgenden ethnischen Säuberungen waren eine logische Konsequenz der zionist. Ideologie, denn der Zionismus hatte ja zum Ziel, einen ausschließlich jüdischen Staat in ganz Palästina zu errichten. Die dort lebenden Palästinenser musste man also irgendwie dazu bringen, das Land zu verlassen. Da sie das nicht freiwillig taten, musste man mit Massakern Panik in der Bevölkerung verbreiten, sodass die Menschen aus Angst um ihr Leben aus ihrer Heimat flohen. David Ben-Gurion, Zionistenführer und erster Ministerpräsident Israels, machte Ende 1947 wie folgt die Notwendigkeit zum Handeln deutlich: »Es gibt 40% Nichtjuden in den Gebieten, die für den jüdischen Staat vorgesehen sind. Solch ein demografisches Verhältnis stellt unsere Fähigkeit infrage, jüdische Souveränität aufrechtzuerhalten. Nur ein Staat mit mindestens 80% Juden ist ein lebensfähiger und stabiler Staat« (Zitiert nach: »Die ethnische Säuberung Palästinas« von Ilan Pappe / Engl. Version S. 48).
Plan Dalet
Im März 1948 wurde der sogen. „Plan Dalet“ vorgestellt, in dem ein Vorgehen gegen die arabischen Ortschaften beschlossen wurde: »Diese Operationen müssen auf folgende Weise ausgeführt werden: Zerstörung der Ortschaften (indem sie in Brand gesetzt, gesprengt und Minen in den Schutt gelegt werden). Im Fall des Widerstands müssen die bewaffneten Kräfte ausgelöscht werden und die Bevölkerung muss über die Grenzen des Staats vertrieben werden.«
Der israelische Historiker Ilan Pappe hat darauf hingewiesen, was dieser Plan in der Realität bedeutete – eine Blaupause für ethnische Säuberungen. Deir Yasin gehörte zu den ersten Orten, die man entsprechend dem Plan Dalet säuberte.
Bild: Karikatur von Carlos Latuff, verfügbar auf Wikimedia Commons.