Die alte Leier vom Bunker unterm Krankenhaus

Nachdem nun so gut jedes Krankenhaus in Gaza zerstört ist, kann man sich den Krankenhäusern im Libanon widmen. Israels Militärsprecher Daniel Hagari gab bekannt, dass die Nasrallah einen großen Bunker mit einer halbe Milliarde Dollar unter einem Krankenhaus im Herzen von Beirut versteckt. Haben wir das nicht schonmal gehört?

Seit Beginn des Krieges in Gaza behauptet die israelische Führung, die Hamas verstecke Kommandozentralen in und unter Krankenhäusern. Mit dieser Begründung wurden zahlreiche Krankenhäuser in Gaza von der israelischen Armee zerstört. Die Versuche der israelischen Seite, der Weltöffentlichkeit diese Verstecke, Bunkeranlagen und Militärhauptquatiere in und unter diesen Krankenhäusern zu zeigen, ist gescheitert. Klare Belege konnten sie auf keinem von ihnen präsentierten Videos erbringen. Das Bombardement ging jedoch weiter. Erst in der Nacht zum 19. Oktober sind 33 Palästinenser bei einem israelischen Angriff auf ein Krankenhaus in Nord-Gaza ums Leben gekommen.1 Am 14. Oktober griff die israelische Armee das Al-Aqsa Krankenhaus im Zentrum Gazas an.2 Dabei werden Zelte vor dem Krankenhaus getroffen, sie gehen in Flammen auf, in denen mindestens vier Menschen lebendig verbrennen.

Gestern, am 21. Oktober veröffentlicht das israelische Militär einen Beitrag auf X, in dem sie behaupten, dass die Hisbollah Millionen Dollar in Sayyid Hassan Nasrallahs Bunker versteckt.3 Wo liegt dieser Bunker nach Informationen Israels? Unter dem Al-Sahel Krankenhaus im Zentrum Beiruts. Warum das ganze Gold und Geld gerade dort sein soll, in einer für israelische Bomben zugänglichen Ort und nicht in den Atomangriff sicheren Bunkern unter den Bergen Libanons bleibt offen.4 Die Behauptungen Israels wurden von dem Direktor des Krankenhauses, Fadi Alamah, bestritt diese Vorwürfe. Er gab daraufhin bekannt, dass er bereit ist, das gesamte Krankenhaus von der libanesischen Armee oder neutralen Beobachtern untersuchen zu lassen.5 Die präsentierten Bilder in einem von Israel veröffentlichten Video erinnern an das Bildmaterial der USA, das der UN als Beleg vorgelegt wurde, den Irak wegen Besitz von Massenvernichtungswaffen anzugreifen. Im Süden des Libanon wurden bereits Kliniken mit Bomben angegriffen. Zahlreiche Ärzte und medizinisches Personal kamen dabei ums Leben.

In dem aktuell vorgelegten Video erklärt Daniel Hagari dar, wie die finanziellen Strukturen der Hisbollah aussehen und dass sie damit den Libanon und sein Volk in der großen wirtschaftlichen Krise ausgebeutet habe. Am Kopf dieses Finanzkomplexes soll die Bank Al-Qard al-Hasan stehen. Erwähnt wird nicht, dass die Menschen im Libanon nicht an ihre Ersparnisse in staatlichen Banken kommen. Haben sie ihr Geld jedoch in der Bank Al-Qard al-Hasan angelegt, hatten sie in den vergangenen Jahren Zugang zu ihrem Geld. Die Bank versicherte ebenfalls, dass der israelische Militärschlag auf diese Bank in der vergangenen Nacht keinen Einfluss auf die Anlagen der Kunden habe. Diese seien gesichert und weiterhin zugänglich. Das Geld in den zerstörten Banken und Bunkern wurde laut Militärsprecher Hagari ausschließlich für Angriffe der Hisbollah auf Israel genutzt. Belege für diese Behauptungen wurden nicht vorgelegt. Daniel Hagari beendet das Video mit den Worten, dass Israel nicht im Krieg mit dem libanesischen Volk sei, sondern ausschließlich die Hisbollah zu beseitigen versucht. Angriffe auf Krankenhäuser, Banken, zivile Wohnblöcke im gesamten Land, sowie die Sprengung ganzer Dörfer im Süden des Landes werden weiterhin damit begründet, dass Terroristen sich darin verstecken.


  1. https://www.aljazeera.com/news/2024/10/19/hospitals-in-northern-gaza-under-israeli-fire-as-jabalia-attack-kills-33 ↩︎
  2. https://www.theguardian.com/world/2024/oct/16/civilians-trapped-in-northern-gaza-by-israeli-offensive-against-hamas ↩︎
  3. https://x.com/IDF/status/1848436265143677104 ↩︎
  4. https://www.youtube.com/watch?v=Rvyo17X55tw&list=WL ↩︎
  5. https://www.zdf.de/nachrichten/politik/ausland/nahost-hisbollah-bunker-beirut-gold-bargeld-100.html ↩︎

Der Sport des grünen Mannes – Journalistenmord

“Mord ist ihr Hobby” könnte die israelische Armee als Werbeslogan nehmen. Während die gesamte Weltbevölkerung schockiert auf die grausamen Bilder aus Palästina und dem Libanon schaut, wirken manche Taten wie ein Sport des grünen Mannes. So zum Beispiel der Mord an Journalisten.

Mohammed Al-Tanani wurde am Mittwoch, den 09. Oktober 2024 in Jabaliya durch einen gezielten Raketenangriff der israelischen Armee getötet.1 Der Fotojournalist von Al-Aqsa TV war nicht das einzige Ziel an diesem Tag. Auch Reporter von Al-Jazeera wurden von israelischen Soldaten unter gezielt Feuer genommen. Alle angegriffenen Journalisten trugen Presse-Westen und -Helme. Ein Zufall? Hassan Hamad, ein 19-jähriger Journalist in Gaza wurde nach monatelangen Morddrohungen von Seiten israelischer Sicherheitskräfte am Sonntag, den 06. Oktober 2024 in seinem Haus getötet. Diese Geschichten sind keine Einzelfälle. Palästinensische Journalisten werden regelmäßig von Soldaten, Panzern oder Kampfflugzeugen ins Visier genommen und angegriffen.

Die israelische Regierung möchte keine Berichterstattung aus Gaza und dem Westjordanland. Auch nach 367 Tagen ist es keinem ausländischen Journalisten gestattet, Gaza zu betreten und von dort aus unabhängig zu berichten. Provisorisch errichteten Büros von ausländischen Nachrichtenagenturen wie TRT oder Al-Jazeera werden in Gaza durch Bomben angegriffen.

Diesen „Armeesport“ der IDF gibt es nicht erst seit Beginn des Gazakriegs. Am 11. Mai 2022 wurde die langjährige al-Jazeera Reporterin Shireen Abu Akleh kaltblütig während ihrer Berichterstattung in Jenin durch einen gezielten Kopfschuss der israelischen Armee getötet. Die Täter dieser Morde werden nie zur Rechenschaft gezogen. Die internationale Gemeinschaft verurteilt diese Morde zwar häufig, handelt daraufhin aber nicht. Weder werden Sanktionen verhängt, noch wird die israelische Regierung auf anderem Wege dazu gedrängt, diese menschenrechtsverletzenden Taten zu unterlassen. Sie lassen sie gewähren und der Krieg und das Morden geht weiter.

Seit Beginn des Krieges wurden 128 Journalisten von der israelischen Armee getötet, drei von ihnen im Libanon.2


  1. https://www.aa.com.tr/en/middle-east/1-more-journalist-killed-2-injured-as-israel-deliberately-targets-2-separate-media-crew-in-northern-gaza/3356922 ↩︎
  2. https://cpj.org/data/killed/all/?status=Killed&motiveConfirmed%5B%5D=Confirmed&type%5B%5D=Journalist&type%5B%5D=Media%20Worker&cc_fips%5B%5D=IS&cc_fips%5B%5D=LE&start_year=2023&end_year=2024&group_by=year ↩︎

Der Jahrhundertmord: 366 Tage nach Beginn

„Nach dem Mord an der Kindheit machten wir weiter mit dem Mord am Journalismus.“ So oder so ähnlich könnten sich in 20 Jahren die Berichte von Zeitzeugen und Schuldigen lesen, die ihre Vergangenheit bereuen. Bereut werden muss jedoch in Zukunft nichts, was heute verhindert werden kann.

Seit 366 Tagen sehen wir Bilder des Schreckens. Täglich werden Kinder durch abgeworfene Bomben getötet oder schwer verletzt. Viele von ihnen sind nicht älter als 5 Jahre alt. Israel rechtfertigt diesen „Schaden“ mit Selbstverteidigung. Der Westen verteidigt diese Art der Selbstverteidigung. An vorderster Front steht die Bundesrepublik Deutschland.

Kein Name, kein Bericht, kein Bild eines Kindes schafft es in deutsche Medien oder über die Lippen deutscher Politiker. Spricht man Politiker darauf an, haben sie die Bilder nicht gesehen. Vielleicht gibt es ein kurzes, trockenes Wort, das Bedauern vermitteln soll. Doch in Wahrheit werden diese arabischen Kinder ignoriert. Wären es israelische Kinder, wäre es die deutsche Staatsraison, ihnen mit aller Kraft zur Rettung zu eilen. Jedes Kinderleben müsste dann gerettet werden. Doch ein libanesisches Kind oder ein palästinensisches Kind ist gerade mal gut genug, es mit Skepsis auf die Verluststatistik der libanesischen und palästinensischen Autonomiebehörde zu setzen.

Man schrie kurz nach dem 7. Oktober 2023, Hamas-Kämpfer hätten Babies geköpft und sie in heiße Öfen gesteckt.1 Es gibt jedoch keine Bilder, keine Autopsieberichte und keine Augenzeugenberichte, die diese Behauptungen bestätigen. Dass unter anderem mit diesen Behauptungen die extreme Form der bis heute andauernden militärischen Selbstverteidigung gerechtfertigt wurde, stört heute in der deutschen Regierung niemanden mehr. Man rügt den Freund für seine offenkundigen Lügen nicht und entschuldigt sich nicht für die Verbreitung dieser Lügen. Man sitzt am Hebel der Macht und niemand darf das Fehlverhalten des besten Freundes anprangern. Wenn dies geschieht, ist man ein Antisemit.

Von der anderen Seite der Grenze erreichen uns Videos und Bilder von verletzten, toten und zerfetzten Kindern – täglich. Zum Mord an der fünfjährigen Hind Rajab2 gibt es bis heute keine offizielle Untersuchung. Heute Morgen erreicht uns das Video über Nahed Hajjaj. Er ist ein weiterer Junge, dessen Tod wahrscheinlich niemals von einem deutschen Politiker verurteilt wird. Asser und Ayssel Abu al-Qumsam3 wurden an ihrem vierten Lebenstag ermordet. Ihr Vater Mohammed wollte gerade ihre Geburten anmelden und ihre Urkunden abholen, als sie ermordet wurden. Mit ihnen starben in den letzten 366 Tagen mindestens weitere 115 Neugeborene. Die Namen der ermordeten Kinder nimmt kein Ende. Nicht, weil die Liste nach 15.000 Namen zu lang ist, sondern weil der Mord an Kindern auch heute noch weitergeht.4

Doch darüber berichtet der deutsche Journalismus nicht. Ihre Namen werden nicht gelistet. Auch die Namen der Journalisten, die in Gaza und im Libanon getötet wurden, nennt man in Deutschland nicht. Hassan Hamad5, ein 19-jähriger Journalist wurde nach monatelangen Morddrohungen wegen seiner Berichterstattung von Israel getötet. In Deutschland ein weiterer Journalist auf der Verluststatistik. Eine Person weniger, die die Gräueltaten und Menschenrechtsverletzungen des Freundes Deutschlands offenlegt. Wahrer Journalismus wurde mit diesem Krieg im Westen getötet.

Welches Fazit kann heute, ein Jahr nach Beginn des Krieges gezogen werden?

  • Hamas wurde weder zerstört, noch entmachtet – sie sind weiter handlungsfähig
  • Nicht alle israelischen Geiseln wurden gerettet – mehr Geiseln starben durch israelische Bomben als von den Streitkräften gerettet wurden
  • Die größte humanitäre Krise des 21. Jahrhunderts findet in diesen Tagen weiterhin statt
  • Die Kindheit einer ganzen Generation wird zerstört
  • Aufrichtiger und professioneller Journalismus in der westlichen Welt ist gestorben

  1. https://www.lemonde.fr/en/les-decodeurs/article/2024/04/03/40-beheaded-babies-the-itinerary-of-a-rumor-at-the-heart-of-the-information-battle-between-israel-and-hamas_6667274_8.html ↩︎
  2. https://www.theguardian.com/commentisfree/article/2024/aug/18/hind-rajab-israeli-state-atrocity ↩︎
  3. https://www.bbc.com/news/articles/c985y78d0g1o ↩︎
  4. https://interactive.aljazeera.com/aje/2024/israel-war-on-gaza-10000-children-killed/ ↩︎
  5. https://www.youtube.com/channel/UCR0fZh5SBxxMNYdg0VzRFkg/community?lb=UgkxbyagXX4sGadjxZ4jNfGrfdH_C4SvFrfh ↩︎

Wir werden sagen: „Die Welt schaute zu.“

Wir blicken zurück auf 365 Tage Mord. Ab heute würde jeder Tag ein Gedenktag. Wie vielen Kindern aus Gaza müssten wir jeden Tag widmen? Während die deutsche Regierungsspitze von steigendem Antisemitismus und dem Verteidigungsrecht Israels spricht, fallen weiter israelische Bomben auf Gaza und den Libanon. Die internationale Gemeinschaft schaut zu. Welchen Wert hat muslimisches Leben im Jahr 2024?

Am 7. Oktober 2023 griffen Kämpfer der Hamas und weiterer verbündeter Gruppen Israel an. Die Grenze zu Israel, die als die sicherste der Welt galt, wurde am frühen morgen scheinbar problemlos durchbrochen. Die Frage, wie es zu diesem schrecklichen Drama kommen konnte, stellt sich auch nach einem Jahr noch. 1200 Israelis fielen dem Überfall zum Opfer, über 250 Israelis wurden als Geiseln zurück nach Gaza gebracht. Die Folge war ein mittlerweile 365 Tage langer Krieg Israels gegen Gaza, das Westjordanland und gegen den Libanon.

Neben den Gräueltaten der israelischen Armee an Zivilisten in Gaza, kamen innerhalb des letzten Jahres auch Details ans Licht, wie viel Geheimdienste, Militär und Regierung über den geplanten Angriff am 7. Oktober 2023 wussten. Schockierend ist, dass detaillierte Pläne vorlagen. Diese Pläne sollen zeigen, wo genau und mit welchen Mitteln die Hamas die Zäune nach Israel durchbrechen werden, wie viele Geiseln sie nehmen werden und wo sie diese unterbringen. Verstärkte Aktivität des militärischen Arms der Hamas in den Wochen vor dem 7. Oktober wurden ignoriert, obwohl diese deutliche Übungen eines möglicherweise bevorstehenden Angriffs zeigten. Warum wurde Israel so leichtsinnig? Sollte dieser Angriff passieren?

Ebenfalls wurden in den vergangenen 365 Tagen vermehrt Aussagen israelischer Minister und Regierungsmitglieder nach einem Großisrael laut. Gaza, das Westjordanland und der Libanon sollen bevölkert werden. Die muslimische Bevölkerung soll aus den Gebieten vertrieben oder zu Not auch mit Hilfe von Atomwaffen ermordet werden. Verurteilt wurden diese Äußerungen und Pläne von deutscher Seite nicht. Sie wurden lediglich als völkerrechtswidrig betitelt. Israels internationale Partner sprechen sich für Menschenrechte aus, handeln seit 365 Tagen jedoch nicht gegen den Mord an den Muslimen in Palästina und Libanon, sondern fördern ihn. Ist etwas dran an dem Plan Großisrael und Unterstützt der Westen diesen Plan? Renommierte Experten wie Norman Finkelstein, Michael Lüders und Mehdi Hasan sagen, dass es glaubhafte Argumente für diese Annahme gibt.

Die Welt hält sich die Augen zu, weiß und sieht jedoch welches Leid der Zivilbevölkerung in Palästina und im Libanon angetan wird. Sie ignoriert es schlichtweg. In 20 Jahren werden wir unseren Enkelkindern sagen „Die Welt schaute zu“ und sie werden es nicht verstehen.

Die Wahrheit über Irans Vergeltungsschlag

Am 1. Oktober 2024 greift der Iran israelisches Festland mit 200 ballistischen Raketen an. Israel und seine Partner behaupten, kaum Raketen seien durchgebrochen und Schaden konnte abgewendet werden. Bilder und Videos von letzter Nacht beweisen das Gegenteil. Ziel waren militärische Einrichtungen, keine Städte, keine zivilen Einrichtungen, kein Schlag gegen die zivile Bevölkerung. Die parallellaufende Bodenoffensive Israels scheiterte ebenfalls an einem Hinterhalt der Hisbollah. 4 Tote und mindestens 20 Verletzte beklagt das israelische Militär.

Der Iran übte gestern Vergeltung aus. Der Ermordungen von Ismail Haniye, Sayyid Hassan Nasrallah und dem iranischen General Abbas Nilforoushan sollten nicht ungesühnt bleiben. Der Iran feuerte laut eigenen Angaben 200 ballistische Raketen auf militärische Ziele. Im Visier waren drei große Militärflugplätze und das Mossad-Hauptquartier. F35-Kampfflugzeuge der israelischen Luftwaffe, sowie Radaranlagen sollen zerstört worden sein. Aus Washington und Israel hört man wie gewohnt, dass es zu keinen Schäden kam. Man habe die meisten Raketen abfangen können. Lediglich eine Hand voll haben israelisches Staatsgebiet getroffen. Die Videos des Angriffs zeigen ein deutlich anderes Bild. Al-Jazeera, Al-Mayadeen und andere arabische Nachrichtendienste zeigten Livebilder, wie die iranischen Hyperschallraketen nacheinander ihre vermeintlichen Ziele treffen. Der Iron Dome schien bei diesen Raketen zu versagen.

In deutschen Medien ist wie gewohnt nur das Narrativ der eigenen Partner zu finden, keine unabhängige Betrachtung der Ereignisse der vergangenen Nacht. Worte darüber, dass der Iran bei seinem Vergeltungsschlag ausschließlich militärische Ziele angriff, findet man kaum in der deutschen Presse. Zivile Infrastruktur wurden bei den iranischen Angriffen bewusst und mit Achtung der internationalen Abkommen zum Kriegsgesetz nicht angegriffen. Israel hingegen scheint in Gaza und im Libanon ausschließlich Häuser von Zivilisten anzugreifen. Die Opferzahlen sprechen hier für sich. In fast 12 Monaten Gaza-Krieg kamen mehr als 42.000 Menschen durch israelische Bomben ums Leben. Die Mehrzahl der Opfer sind Frauen und Kinder. Die zivile Infrastruktur in Gaza, inklusive Krankenhäuser und Bildungseinrichtungen wurden fast komplett dem Erdboden gleich gemacht. Im Libanon bahnt sich ein ähnliches Bild ab. Erst am vergangenen Montag wurden knapp 600 Menschen durch israelische Bomben ermordet.

Die Angriffe Israels auf den Libanon und die bewussten Angriffe auf Zivilisten, Schändungen palästinensischer Leichen und menschenrechtsverletztende Handlungen der israelischen Armee in Gaza wurden von der Bundesregierung nicht verurteilt, nicht einmal ermahnt. Bundeskanzler Scholz und Außenministerin Baerbock werfen dem Iran zum gestrigen Vergeltungsschlag gefährliche Eskalation vor. Wiederholt wird betont, dass Israel nun das Recht habe, sich selbst zu verteidigen und die Angriffe mit Vergeltungsschlägen und Rückhalt der USA und Deutschlands zu beantworten. Der Iran und der Libanon haben dieses Recht in den Augen der Bundesregierung scheinbar nicht.

Am gleichen Abend versuchten israelische Bodentruppen auf libanesisches Gebiet vorzudringen, jedoch ohne Erfolg. Unbestätigte Berichte sprechen von Verlusten auf israelischer Seite. Die Hisbollah, die in Deutschland als Terrororganisation gelistet ist, verkündet, dass ihre Angriffe auf israelische Kasernen und Bodentruppen dem Ziel gelten, ein Eindringen auf libanesisches Gebiet zu verhindern.

Netanjahu weist Waffenruhe mit Hisbollah zurück!

Der Krieg muss weitergehen! So das offizielle Statement von Israels Premierminister Benjamin Netanjahu und seinen Ministern. Währenddessen unterstützt ihn die deutsche Presse mit bewusst irreführender Berichterstattung. Die Bundesregierung äußert sich wie immer nicht klar und bricht zusammen.

Die Nachrichten weltweit sind gefüllt mit der Hoffnung, dass es im Krieg zwischen Israel und der Hisbollah zu einem Waffenstillstand kommt. Nun erteilte das Büro von Netanjahu diesen Schlagzeilen eine deutliche Absage. Das Büro des israelischen Premierministers veröffentlichte folgende Nachricht: „Die Berichte über eine mögliche Waffenruhe sind falsch. Es handelt sich dabei um einen amerikanisch-französischen Vorschlag. Ebenfalls sind die Berichte falsch, dass angeordnet wurde, die Kämpfe im Norden zu reduzieren. Die Kämpfe im Libanon und in Gaza gehen weiter.“1 Damit wird deutlich, dass Israel nicht auf Frieden in der Region aus ist. Netanjahu möchte seine Drohungen von vor einigen Tagen wahr machen. Nach dem Angriff auf Beirut sagte er, dass dies erst der Anfang war und dass er den Nahen Osten verändern wird.2 Auch die Minister in seinem Kabinett sparen nicht an Kriegsretheorik. Smotrich und Katz sprechen von einem Kampf bis zum Sieg.

Nachdem sich deutsche Medien nicht verurteilend gegenüber dem Pieper-Terroranschlag Israels auf den Libanon geäußert hatten, geht die Irreführung weiter. „Raketenterror auf Tel-Aviv – Luftangriffe auf Hisbollah-Ziele“ schreibt der Spiegel.3 Dass die Hisbollah in den vergangenen Tagen zu über 90 Prozent ausschließlich militärische Ziele attackiert wird nicht erwähnt. Israel hingegen greift willkürlich libanesische Dörfer und Städte im Süden und Osten des Landes an. Allein in den vergangenen 24 Stunden wurden 72 Menschen durch Bomben der israelischen Armee getötet. Innerhalb einer Woche steigt die Zahl der ermordeten damit auf 620.4 Wie viele vermisst und verschüttet sind, ist unklar.

Der israelische Generalstabschef Herzi Halevi erklärte, dass die Armee eine Bodenoffensive vorbereitet.5 Weltweit raten Experten jedoch von einer Bodenoffensive Israels im Libanon gegen die Hisbollah ab. Sie würde in einer Katastrophe für die israelischen Einheiten enden, da die Hisbollah auf einen Verteidigungskrieg vorbereitet und ausgerichtet sei. Die israelische Führung scheint da anderer Meinung zu sein. Israels Krieg im Nahen Osten wird daher intensiver. Waffenlieferung aus dem Westen werden trotz aufweckender Aufrufe von Seiten des Generalsekretärs Guterres6, von Seiten des Libanon, Irans und anderen Nationen während der UN-Sicherheitskonferenz nicht gestoppt. Die deutsche Regierung spricht sich selbstverständlich für einen Waffenstillstand aus, die hohen Opfer durch israelische Bomben und Angriffe auf die Zivilbevölkerung verurteilt sie hingegen nicht.


  1. https://www.t-online.de/nachrichten/ausland/id_100496844/nahost-krieg-netanjahu-weist-berichte-ueber-waffenruhe-mit-hisbollah-zurueck.html ↩︎
  2. https://www.middleeastmonitor.com/20240921-netanyahu-on-israels-beirut-raid-we-will-work-to-change-middle-east/ ↩︎
  3. https://www.spiegel.de/ausland/libanon-hisbollah-feuert-langstreckenrakete-auf-israel-ab-raketenterror-auf-tel-aviv-a-438a82fd-966f-48c6-81ea-fc1dfb75de20 ↩︎
  4. https://www.aljazeera.com/news/liveblog/2024/9/26/israel-attacks-lebanon-live-72-killed-in-latest-wave-of-israeli-attacks ↩︎
  5. https://www.spiegel.de/politik/nahostkonflikt-israel-will-angriffe-an-der-grenze-zum-libanon-ausweiten-a-0017359b-2f8e-4fc4-beb9-80d34ee4ee95 ↩︎
  6. https://news.un.org/en/story/2024/09/1154896 ↩︎