Der 53-jährige Wael Al-Dahdouh ist ein renommierter palästinensischer Journalist und Büroleiter des arabischen Senders al-Jazeera in Gaza.
Am 25. Oktober 2023 verübt die israelische Luftwaffe im Flüchtlingslager al-Nusairat im Zentrum Gazas ein Massaker an der Familie von Al-Dahdouh, das zum Tod von mindestens 13 Familienmitgliedern führte. Sie waren dorthin geflohen, nachdem Israel den Norden des Gazastreifens evakuieren ließ. Unter den 13 Toten waren seine Frau Amina, sein Sohn Mahmud (14), seine Tochter Sham (6) und sein Enkel Adam (45 Tage). Acht weitere Verwandte starben ebenfalls bei dem Angriff: Mayar, Malik, Mays, Majd, Hadir, Ayman, Nada und Amina.[1]
Am 15. Dezember wurde er zusammen mit seinem Kameramann Samer Abu Daqqa (45) durch einen israelischen Drohnenangriff schwer verletzt, als sie über die Folgen von Artilleriebeschuss auf eine UNRWA-Mädchenschule in Khan Yunis berichteten. Viele Menschen hatten dort Schutz gesucht. Abu Daqqa, ein preisgekrönter belgisch-palästinensischer Kameramann, verblutete, weil er nicht rechtzeitig gerettet werden konnte.
Israelische Soldaten hätten die Schule umstellt und hinderten Ärzte daran, vorbeizufahren.[2] Während ihrer Berichterstattungen trugen sie Pressewesten und trafen Vorsichtsmaßnahmen. Abu Daqqa hinterlässt eine Tochter und drei Söhne.
Am 7. Januar 2024 verlor er auch seinen ältesten Sohn Hamza (24), der ebenfalls ein bekannter Journalist war. Er wurde zusammen mit seinem Kollegen Mustafa Thuraya bei einem Drohnenangriff getötet. Das Komitee zum Schutz von Journalisten zählt nun mindestens 79 getötete, 16 verletzte, 3 vermisste und 21 verhaftete Journalisten im Gazakrieg.[3]
Die Person Wael Al-Dahdouh
Al-Dahdouh verbrachte sieben Jahre seines Lebens im israelischen Gefängnis, nachdem er 1988 wegen seiner Teilnahme an der ersten palästinensischen Intifada (palästinensischer Aufstand) verhaftet wurde. Nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis setzte er sein Studium an der Universität in Gaza fort und erwarb 1998 einen Bachelor-Abschluss in Journalismus und Medien. Als er versuchte, außerhalb Palästinas zu reisen, um sein Studium fortzusetzen, wurde ihm die Ausreise verweigert. Dies hinderte ihn nicht daran, einen Master-Abschluss an der Abu Dis-Universität im Westjordanland zu erwerben.
Nach seinem Studium begann er seine Karriere als Korrespondent für mehrere palästinensische Medien, bevor er ab 2004 als Korrespondent zum Al-Jazeera-Büro in Palästina wechselte und dann Direktor des Al-Jazeera-Büros in Gaza wurde.
Im Laufe der Jahre beteiligte sich Al-Dahdouh zusammen mit seinen Kollegen an der Berichterstattung über alle Kriege in Gaza. Auch nach dem Verlust seines Sohnes Hamza Al-Dahdouh setzt er seine journalistische Tätigkeit fort. In seinem letzten Video sagte er:
„Ich gebe zu, dass der Schmerz sehr groß ist und das Opfer sehr, sehr, sehr kostbar ist. Hamza war nicht nur ein Teil von mir, er war mein Alles. Er war mein Geist und meine Seele. Vor allem nachdem ich meine Frau, seinen Bruder Mahmud, Sham und Adam verloren habe, sowie meine Verwandten und meinen Kollegen Samir. Aber natürlich lässt uns all dieser Schmerz nicht aufgeben, unseren Weg (der Wahrheitsverbreitung) weiterzugehen. Es ist eine schwierige Angelegenheit. Aber wie ich schon sagte, werden wir nicht zögern, keinen Moment. Wir werden nicht aufhören, solange wir leben. Und solange wir in der Lage sind, diese Aufgabe zu erfüllen. Wir werden uns dafür einsetzen, ohne zu zögern. Es ist eine noble und heilige humanitäre Botschaft, die durch alle internationalen und humanitären Gesetze und Verträge geschützt wird. Und aus diesem Grund, weil viele Opfer dafür gebracht wurden, für Hamza, seine Mutter, seinen Bruder und Sham, sie haben das ihnen Liebste geopfert, damit ich weitermache, was meine Pflicht ist und mit dem Höchstmaß erfülle. Und Friede sei mit Euch.“
Al-Dahdouh verkörpert wohl die Begriffe von Geduld und Standhaftigkeit in ihrer unendlichen Dimension. Er ist Vorbild des wahren Journalismus, ein Licht in der unterdrückten Berichterstattung und ein Fenster nach Gaza.
[1] https://arabic.cnn.com/middle-east/article/2024/01/07/wael-al-dahdouhs-son-killed-al-jazeeras-gaza-correspondent; https://www.theguardian.com/world/2023/dec/17/al-jazeera-to-refer-killing-of-cameraman-in-gaza-to-war-crimes-court
[2] https://cpj.org/2023/12/al-jazeera-cameraperson-samer-abu-daqqa-killed-correspondent-wael-al-dahdouh-injured-in-drone-attack-in-khan-yunis/
[3] https://cpj.org/2024/01/journalist-casualties-in-the-israel-gaza-conflict/amp/