Gegen 15:30 Uhr explodieren im Libanon 3000 Funkempfänger in den Händen der Nutzer. Die Pager wurden vor allem von Mitgliedern der Hisbollah genutzt. Diese befinden sich jedoch im gesamten Land unter der Bevölkerung. Dementsprechend wurden Zivilisten verletzt und getötet. Deutsche Medien sprechen statt von Terror von einem raffinierten Coup und einer Demütigung der Hisbollah.
Es ist erstaunlich und lässt einem verständigen Menschen den Schauer über den Rücken laufen, wenn man auf der Plattform X einige der deutschen Kommentare zu dem Anschlag liest. „I love it!“ schrieb der Medienanwalt Ralf Höcker gestern über dem Titel der Bild. Der Beitrag ist nun gelöscht. Von führenden deutschen Politikern hört man bisher noch nichts. Sie werden sich wahrscheinlich auch nicht zu dem Anschlag Israels äußern. Eine Verurteilung des Vorgehens Israels wird es von deutscher Seite ebenfalls nicht geben.
Was ist passiert?
Mitglieder der Hisbollah-Miliz, die in Deutschland als Terrororganisation eingestuft ist, tragen im Alltag einen Funk-Pager mit sich herum. Damit sollen sie überall erreichbar sein, jedoch soll man sie, anders als beim Handy, mit diesem Funk-Pager nicht per GPS verfolgen können. Gegen 15:30 Uhr erhalten diese Pager eine Nachricht und explodieren daraufhin in den Händen, Taschen und Häusern vieler Libanesen. Über 2700 Menschen werden verletzt, mehr als 400 von ihnen lebensbedrohlich. 11 Menschen sterben bei den Explosionen, unter ihnen ein neunjähriges Mädchen.1 Daraufhin bricht Chaos im Land aus, die Krankenhäuser der betroffenen Gebiete füllen sich mit Verletzten. Das Land ruft die Bevölkerung dazu auf, Blut zu spenden. Es wird Blut von jeder Blutgruppe benötigt. Vor den Krankenhäusern entstehen lange Schlangen von Freiwilligen, die ihr Blut spenden wollen.
Woher kam der Pager?
Das Gerät scheint ein Produkt der Firma Gold Apollo zu sein. Kurz nach dem Anschlag gab der Vorstand der Firma bekannt, dass die betroffenen Geräte nicht in Taiwan bei dem Hersteller produziert wurden.2 Er weist daraufhin, dass die Geräte bei einer europäischen Firma Namens BAC Consulting in Ungarn hergestellt wurden. Dieses Gerät sei ein Eigenbau von BAC und darf aus vertraglichen Gründen den Markennamen von Gold Apollo tragen. Laut taiwanesischen Berichten wird Gold Apollo nun rechtliche Schritte einleiten, da durch den Anschlag ein beträchtlicher Rufschaden entstehen wird. Die Firma fügte hinzu, dass zwischen 2022 und 2024 keines der 260.000 von Taiwan ausgelieferten Geräte in den Libanon oder Nahen Osten geliefert wurde.
Demnach liegt die Vermutung nahe, dass Agenten des Mossad die Firma in Ungarn infiltriert hat und die Sprengsätze dort in die Geräte verbaut haben. Der frühere NSA-Mitarbeiter und Whistleblower Edward Snowden äußerte kurz nach dem Angriff auf X die Vermutung, dass es kein Hackerangriff gewesen sein kann, sondern dass es sich um eine kleine zuvor verbaute Sprengladung handeln muss, die durch ein Signal zur Explosion gebracht wurde.3 Laut seiner Aussage, sei dieser Angriff Israels nicht mehr zu Unterscheiden von Terrorismus.4 Auf detaillierte Informationen zum Ablauf und über den Tathergang wird weiterhin gewartet.
Sind die USA involviert?
Matthew Miller, Sprecher des US-Außenministeriums, teilte gestern Abend bei einer Pressekonferenz mit, dass die USA nichts über den Angriff wussten.5 Jedoch berichtete ein US-Ofizieller der amerikanischen Nachrichtenagentur „Axios“, dass der israelische Außenminister Yoav Gallant seinen amerikanischen Amtskollegen Lloyd Austin nur Minuten vor den Explosionen über eine bald bevorstehende Operation im Libanon informierte.6 Weitere Informationen zu der Operation wurden jedoch vorenthalten. Ebenfalls gaben die USA bekannt, dass sie in diese Attacke nicht involviert sind. Auf die Frage, ob die Verletzten, alle legitime Ziele einer militärischen Attacke seien, antwortete der Sprecher Matthew Miller mit einer allgemeinen Antwort. „Zivilisten sind selbstverständlich keine legitimen Ziele einer militärischen Operation. Weder Länder noch Organisationen sollten Zivilisten angreifen. Mitglieder einer Terrororganisation sind legitime Ziele einer solchen Operation. Dies sind unsere Prinzipien und wir erwarten von unseren Partnern, diesen Prinzipien ebenfalls nachzukommen.“7 Mit dieser Definition wären die meisten Ziele legitim. Jedoch fällt hier der Fakt aus dem Fokus, dass der verbaute Sprengsatz nicht nur den Träger des Geräts trifft, sondern auch jeden, der sich in unmittelbarer Nähe befindet, Zivilisten, Kinder, Unschuldige.
Israel will den großen Krieg
Zu Beginn der Woche warnten die USA ihren Partner Israel vor eskalierenden Aktionen mit der Hisbollah.8 Israels Verteidigungsminister Yoav Gallant und Premierminister Benjamin Netanjahu sind jedoch der Meinung, dass diplomatische Gespräche zu keinem Ergebnis führen. Israelische Bürger könnten nur nach militärischen Aktionen zurück in ihre Häuser an der Grenze zum Libanon zurückkehren.9 Hassan Nasrallah, der Generalsekretär der Hisbollah betonte in seinen Reden mehrfach, dass die Angriffe aus dem Norden stoppen würden, sobald Israel seine Offensive in Gaza beendet. Gleiche Statements kamen von der Führung des Jemen, die Frachtschiffe mit dem Ziel Israel an der Meerenge des Roten Meeres angreifen und auch Angriffe auf Israel direkt durchführten. Die israelische Führung ignoriert die Warnungen des US-Diplomaten Hohenstein vor einem großen Krieg in der Region. Die gestrige Operation zeigt ein weiteres Mal: Israel will die Eskalation in der Region. Sie wollen ihre Partner, unter anderem ihre größten Unterstützer Amerika und Deutschland mit in diesen Krieg ziehen.
Die Operation in Beirut, bei der der ranghohe Hisbollah-Kommandeur Fuad Shukr ermordet wurde und ebenfalls der Mord an den palästinensischer Chef-Diplomaten Ismail Haniye in Teheran zeigen deutlich: Israel will den großen Krieg.
Die Opfer
Unter den Opfern des Angriffs befinden sich nicht nur Hisbollah-Milizionäre. Kinder und Familienangehörige von Parlamentsabgeordneten, sowie zahlreiche Zivilisten wurden ebenfalls verletzt oder kamen zu Tode. Auch der iranische Botschafter in Beirut wurde bei einer Explosion verletzt.
Israel setzt seine Truppen in Alarmbereitschaft. Die Hisbollah hat bereits eine Vergeltung angekündigt, die den Feind tief treffen wird. Der Iran verurteilte den Angriff Israels.
- https://english.almayadeen.net/news/politics/-israel–planted-explosives-in-pagers-sold-to-hezbollah–nyt ↩︎
- https://www.n-tv.de/politik/Taiwanischer-Hersteller-Keine-Verbindung-zu-explodierten-Pagern-article25235545.html ↩︎
- https://x.com/Snowden/status/1836063129492390353 ↩︎
- https://english.almayadeen.net/news/politics/snowden-calls-israeli-pager-attack–indistinguishable-from-t ↩︎
- https://www.youtube.com/watch?v=Xp8S7nkZ7Wo ↩︎
- https://www.axios.com/2024/09/17/hezbollah-pager-explosion-israel-didnt-tell-biden-administration ↩︎
- https://www.youtube.com/watch?v=Xp8S7nkZ7Wo ↩︎
- https://www.wsj.com/world/middle-east/u-s-warns-israel-that-escalation-with-hezbollah-could-cause-regional-conflict-ca2b81f6 ↩︎
- https://www.n-tv.de/politik/Laut-Israels-Regierung-fuehrt-kein-Weg-an-Militaereinsatz-im-Libanon-vorbei-article25231781.html ↩︎