Am morgigen Freitag, den 16.9.2022, versammeln sich Millionen Pilger aus der ganzen Welt in Kerbela im Irak, um Arbain (Arabisch: vierzig), den 40. Tag nach Aschura, dem Märtyrertod von Imam Hussain, zu gedenken. Im Islam wird einem Verstorbenen 40 Tage gedacht. Mit den Arbain-Zeremonien wird die 40-tägige Trauerzeit um Hussain abgeschlossen. Und eines der Zeremonien ist der Arbaeen-Lauf.
Seit dem Ende der Herrschaft Saddam Husseins wuchs die Pilgerschar Jahr für Jahr, 2012 waren es 15 Millionen und 2019 strömten sage und schreibe fast 20 Millionen(!) Menschen nach Kerbela. Es ist das weltweit größte Treffen von Menschen an einem Ort. Zu den jährlichen Riten gehört u.a. der 75 km lange Fußmarsch vom Grab Imam Alis in Najaf nach Kerbela.
Dennoch ist dieses Ereignis den deutschen Medien – wie den westlichen überhaupt – keine einzige Meldung wert! Diese Millionen Menschen, die zusammen friedlich pilgern, würden vielleicht auch ein anderes Bild des Islam vermitteln. Über solche religiöse Ereignisse wird fast nur berichtet, wenn Anschläge stattfinden oder sonst von Gewalt die Rede ist. Ein Thema ist dies weiterhin auch, wenn ein Konflikt zwischen Sunniten und Schiiten oder Muslimen und Christen dargestellt werden kann. In Kerbela findet morgen der größte Friedensmarsch der Welt statt, bei dem neben Schiiten noch dazu auch zahlreiche Sunniten mitmarschieren. Und nicht nur das. Selbst zahlreiche Christen unterschiedlicher Konfessionen aus der ganzen Welt nehmen teil! Ein prominentes Beispiel ist der russische Philosoph und orthodoxe Christ Alexander Dugin.
Kerbela, ein Dorn im Auge der Unterdrücker
Offenbar stellt Kerbela und der Märtyrertod Imam Hussains für viele Herrscher und Imperien – damals wie heute – ein Problem dar. Steht er doch symbolisch für den Kampf der Unterdrückten gegen die Tyrannen und Unterdrückung, wie er in Imam Hussains Ausruf „Niemals Unterdrückung“ zum Ausdruck kommt. Man kann sogar sagen, dass die USA eine Gefahr darin sehen. So versuchten sie z.B. 2019 vor dem Friedensmarsch Unruhe zu stiften.
Es ist klar, dass ein solches religiöses, revolutionäres Ereignis, dass sich gegen die Unterdrückung wendet, den Unterdrückern nicht gerade gefällt. Bekanntlich versuchte man auch in der Vergangenheit immer wieder versucht, diese Ereignisse in Vergessenheit geraten zu lassen. Gegen diese Bestrebungen versuchten die Anhänger Imam Hussains stets aufs Neue, die Botschaft des Imams wieder zu beleben und auf diese Weise dem Unrecht den Kampf anzusagen.
Bild: IRNA