Die Kirchenaustritte in Deutschland sind explosionsartig gestiegen. So gehören inzwischen nur noch etwas mehr als 50% der Deutschen einer der beiden großen Kirchen an. Dem Soziologen Max Weber zufolge kann nur die Religion dem Menschen Werte zur Verfügung stellen. Von den Medien gefördert, hat sich längst ein neuer Glaube etabliert. Die Auswüchse in der Innen- und Außenpolitik kann man tagtäglich studieren. Dieser Glaube, hier „Gutmenschentum“ genannt, verfügt über alle Merkmale einer Ersatzreligion.
Das Gutmenschentum (in Abgrenzung zu „guten Menschen“) hat seine eigenen Moralvorstellungen geschaffen und will sie der Welt aufzwingen. Man glaubt, dass man zu den „Guten“ gehöre, weil man sich z.B. für das Klima einsetze, sich für Schwulenrechte und Transgender engagiere, in der Außenpolitik moralisiere, in dem man sich vermeintlich für die Menschenrechte einsetzt. Und so findet man gläubige Gutmenschen bei Fahrrad-Demos, beim Veggie-Day, beim Christopher Street Day, bei Demonstrationen gegen den Quds-Tag oder bei vermeintlichen Autobahnblockaden für das Klima.
Toleranz fordern, doch selbst intolerant sein
Es ist allerdings eine Ersatzreligion ohne Gott. Letzterer bzw. dessen Gebote bekämpft man sogar, weil sie dem „Anything goes“, einer der zentralen Säulen dieser Ersatzreligion, entgegenstehen. Man selbst versteht sich als tolerant, in der Realität wird aber ein „Tugendterror“ gegen alle Mitmenschen ausgeübt, die eine andere Meinung haben. In polit. Debatten ist man ständig moralisch empört, das Wort „zynisch“ schleudert man inflationär allen entgegen, die nicht dem von ihnen geprägten Zeitgeist folgen.
Wenn Israel mit Gewalt gegen Palästinenser vorgeht oder Gebiete annektiert, so ist es z.B. schwierig, dies nur zu erwähnen. Wer es sogar wagt, das alles zu kritisieren, läuft Gefahr als Antisemit, homophob, Fundamentalist oder sogar als Nazi abgestempelt und beruflich erledigt zu werden. An der Humboldt-UNI musste vor wenigen Tagen einen Geschlechtervortrag einer Biologin abgesagt werden. So weit ist es also mit der Toleranz der Gutmenschen her. Aufgrund des Gefühls ihrer moral. Überlegenheit sind sie in Wirklichkeit totalitär und intolerant.
Auch ihr Umgang mit den Menschenrechten ist von Heuchelei und Doppelmoral gekennzeichnet. Mit einer unglaublichen Naivität und Gläubigkeit werden die Verlautbarungen aus Washington entgegengenommen wie Worte aus dem Mund des Allerhöchsten. Während man über deren Menschenrechtsverletzungen gnädig hinwegsieht, nimmt man die Feinde Washingtons ins Visier.