Putins Bluthund?
In den westlichen Medien wird er gewöhnlich als „Putins Bluthund“ bezeichnet und als brutaler und rücksichtsloser Anführer dargestellt. Die Rede ist vom tschetschenischen Präsidenten Ramsan Kadyrow, der sich als gläubiger Muslim gibt. Tschetschenien ist eine russische Republik mit einer mehrheitlich muslimischen Bevölkerung, in der der Sufismus immer eine große Rolle spielte. Das zeigt man eindrucksvoll in den tschetschenischen Dhikr-Treffen. Auf seinen Telegram-Kanälen kündigte Kadyrow, seine gefürchteten tschetschenische Kämpfer an die “heißesten Brennpunkte der Ukraine” zu entsenden. Niemand kann sagen, wie viele seiner Kämpfer z.Zt. wirklich in der Ukraine aktiv sind.
Nicht nur Muslime fragen sich, wieso ausgerechnet der Präsident eines russischen Föderationsgebietes, das für seine Unabhängigkeit gekämpft und deswegen zwei verheerende Kriege geführt hat, sich nun so fanatisch an die Seite Russlands stellt. Um sein Handeln zu verstehen, muss man sich kurz die Ereignisse ins Gedächtnis rufen, die dazu führten, dass Kadyrow zu dem treuen Anhänger Putins wurde, als der er heute auftritt.
Nach dem Sechstagekrieg 1967 setzte in der islamischen Welt eine verstärkte Rückbesinnung auf den Islam ein. Im Jahr 1979 gab es zwei bedeutende Ereignisse, die US-Strategen wie Zbigniew Brzezinski zum Umdenken und auf eine neue Idee brachten. Zum einen die Islamische Revolution im Iran 1979 und zum anderen den Einmarsch sowjetischer Truppen in Afghanistan.
Die Strategie zur Zerstörung der Sowjetunion und der Russischen Föderation
In der Systemauseinandersetzung mit der Sowjetunion wurde die Strategie geboren, die letztlich zum Zusammenbruch der Sowjetunion führen sollte. Der wieder erwachende Islam sollte nicht nur in Afghanistan einen religiös motivierten Widerstand gegen die Besatzer stärken, sondern in all den kaukasischen und mittelasiatischen Sowjetrepubliken mit muslimischer Bevölkerung instrumentalisierte man politisch de Islam gegen die Zentralmacht politisch instrumentalisiert.
Eine große Bedeutung kam in dieser Strategie dem Bündnis mit Saudi-Arabien zu. Die Saudis koordinierten den bewaffneten Widerstand der Mudschahedin gegen die Sowjets. Parallel dazu erhöhten sie die Ölproduktion und schwächten so die sowjetische Wirtschaft. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion ging das aber weiter. Ziel der US-Strategie war es, die Russische Föderation genau so zu zu zerbrechen wie vorher die Sowjetunion. In den 1990er Jahren überfluteten saudische Prediger den Kaukasus und Tatarstan. Das berichtete damals z.B. der „Spiegel“. Auch die deutsche Journalistenlegende Peter Scholl-Latour hat geschildert, wie sich die Stimmung unter den Muslimen änderte. Man stellte nämlich jegliche Kommunikation mit ihm ein.
Saudischer Wahhabismus versus Sufismus
Den saudischen Predigern und der Radikalisierung folgten auch ausländische Kämpfer, die den Separatismus in Tschetschenien stärkten. Der saudische Wahhabismus geriet aber dort bald in Konflikt mit dem traditionell sufisch orientierten Islam, denn Ziel der Wahhabiten ist die Auslöschung des Sufismus. Männer wie Kadyrow sahen in der Folge ihren Hauptfeind in den saudischen Predigern und die von ihnen ins Land geschleusten Kämpfer.