In weniger als zehn Tagen sind vier Menschen bei vier verschiedenen Polizeieinsätzen ums Leben gekommen. Drei von ihnen wurden von der Polizei erschossen. Besonders tragisch war der Tod eines 16-jährigen Flüchtlings aus dem Senegal, der mit einer Maschinenpistole durch fünf Schüsse ums Leben kam.
16-jähriger Senegalese war anscheinend suizidgefährdet
Der Tod des Jugendlichen ereignete sich in Dortmund. Ein Mann verständigte die Polizei, da sich der Senegalese, namens Mohammed D., im Innenhof einer katholischen Jugendhilfeeinrichtung, ein Messer vor den Bauch hielt. Mohammed D. war psychisch auffällig gewesen und hatte sich einen Tag in einer Psychiatrie aufgehalten. Insgesamt waren elf Polizisten bei dem Einsatz beteiligt. Ein 29-jähriger Polizeikommissar sicherte die Situation mit einer Maschinenpistole (MP 5) im Hintergrund ab.
Entwaffnungsversuche durch Pfefferspray schlugen fehl, woraufhin der Jugendliche die Polizisten mit dem Messer angriff. Als die Situation weiter zu eskalieren drohte und elf Polizisten es nicht schaffen einem 16-jährigen Jungen ein Messer abzunehmen, schießt der Polizeikommissar mit seiner MP 5 sechs Kugeln auf Mohammed D. Von diesen sechs Kugeln treffen ihn fünf unter anderem in Kiefer, Bauch und Brust. Nachdem Einsatz hagelt es viel Kritik und Fragen. Wieso musste eine MP 5 eingesetzt werden? Hätte die Polizei den Jungen nicht anders kampfunfähig machen können?
Einen Tag zuvor stirbt in Recklinghausen ein Mann bei Polizeieinsatz
In Recklinghausen verstarb ein 39-jähriger Mann, nachdem jemand die Polizei in seine Wohnung rief. Der Mann randalierte, sodass die Polizei gezwungen war ihn zu fixieren. In Folge dessen verlor der Mann das Bewusstsein, sodass er mit einem Krankenwagen in ein Krankenhaus gebracht wurde und dort verstarb.
Untersuchungsverfahren der beiden Polizeieinsätze sind nicht neutral
Im Falle des 16-jährigen Senegalesen in Dortmund ermittelt aus Neutralitätsgründen die Polizei in Recklinghausen. Umgekehrt ermittelt im Falle des verstorbenen 39-jährigen Mannes in Recklinghausen, aus Neutralitätsgründen, die Polizei in Dortmund. Wie die Polizei hier die Neutralität wahren möchte, ist sehr fragwürdig. Aus diesem Grund fordert der Deutsche Anwaltverein (DAV) die Einrichtung unabhängiger Beschwerdestellen. Dadurch soll tatsächlich die Neutralität bei der Aufarbeitung der Einsätze sichergestellt werden.
Polizei beendet zwei weitere Einsätze ebenfalls mit tödlichen Schüssen
Ebenso tötete die Polizei am 02.08.2022 einen 23-jährigern Mann, nach einer Eskalation im Frankfurter Bahnhofsviertel, durch einen Kopfschuss. Der polizeibekannte Mann bedrohte Prostituierte mit einem Messer und verletzte einen Polizeihund schwer.
In diesem Fall übernimmt die LKA die Ermittlungen. Die LKA, also das Landeskriminalamt, ist eine Einrichtung deutscher Landes-Polizeien.
Einen Tag später hat die Polizei bei einer Zwangsräumung in Köln den 48-jährigen Mieter, nach Eskalation der Situation, erschossen.
Aus Neutralitätsgründen übernimmt in dem Fall die Polizei Bonn die Ermittlungen des Falls.
Es bleibt zu hoffen, dass der Staat schnellstmöglich neutrale Untersuchungsstellen schafft, damit diese die Einsätze genau aufarbeiten können. Nur so kann man bei fahrlässigen Fehlern die Verantwortlichen zu Rechenschafft ziehen. Dadurch wird auch ein Zeichen gesetzt, dass solche Taten nicht unbestraft bleiben, da es sehr naheliegend ist, dass die Polizei die eigenen Kollegen schützt. Einen amerikaähnlichen Zustand, in der die Waffe leichtfertig abgefeuert wird und die Polizeibrutalität sehr hoch ist, ist das Letzte was wir in Deutschland noch gebrauchen können.
Auf deutsch: Polizeibrutalität