Am 07.10.2022 lädt die umstrittene Islam-Expertin Prof. Dr. Susanne Schröter unter der Schirmherrschaft eines Hessischen Staatsministers zu einer Konferenz mit dem Titel: „Queer im Islam. Homosexualität und Transgender – Kulturelle Tradition oder religiöses Verbot?“ ein. Konferenzteilnehmer sind ausschließlich Personen, die sich selbst als liberale Muslime bezeichnen und/oder deren Ansichten von der Mehrheitsmeinung der islamischen Rechtsschulen abweicht.
Keine Repräsentanz der muslimischen Mehrheitsmeinung
Die Veranstalterin und Ethnologin Susanne Schröter hat ihren Forschungsschwerpunkt unter anderem auf den „politischen Islam“ und auf Extremismus gelegt. Sie hat sich durch diverse Publikationen einen Namen als Islam-Expertin im deutschsprachigen Raum gemacht. Jedoch ist ihre Expertise eher als Islamkritik zu bewerten. Sie leitet das Forschungszentrum Globaler Islam an der Frankfurter Goethe-Universität. Ein Blick auf das Forscherteam und ihre Finanzierer zeigt, dass sie eine klare Linie mit der „Forschung“ dieses Zentrums verfolgen.
Das Forscherteam deckt mit den jeweils vereinten Forschungsschwerpunkten all jene Themen ab, denen sich Islam-Kritiker gerne bedienen. So reichen die Themen angefangen beim vermeintlichen sicherheitspolitischen-Aspekt durch islamistischen Extremismus und Iran-Kritik, stark über Themen wie Sexualität und Feminismus bis hin zum „muslimischen Antisemitismus“. Ihre Haltung zu diesen Themen ist konform mit der, welche vor allem staatlich gefördert wird. Die theologischen Standpunkte, die gegen das Verständnis des in Deutschland immer stärker geförderten „liberalen Islams“ stehen, werden als extremistisch, demokratiefeindlich, politisch oder patriarchal-traditionell abgewertet. Hierzu gehören selbst Grundpfeiler wie die Pflicht der religiösen Bedeckung der Frau in Form des Kopftuchs, oder eben die von der Mehrheit im Islam geteilte Position, dass das Ausleben von sämtlichen sexuellen Beziehungen jenseits der ehelichen Heterosexualität verboten ist.
Durchweg „liberale“ Positionen vertreten
Zwar hat die Konferenz noch nicht stattgefunden, aber der Blick auf die Sprecher und Veranstalter führt uns zur Annahme, dass die Leitfrage dahingehend beantwortet werden wird, dass das Verbot heute „nur“ von einer radikal-religiösen Position aus getragen würde und es Belege für homosexuelle Beziehungen in der Historie des Islams gäbe. Die eingeladenen Sprecher der Konferenz erheben den Anspruch muslimisch zu sein. Jedoch leben sie gleichzeitig einen Islam vor, welcher den von der Mehrheit der Muslime geteilten Positionen widerspricht. Ihr Geltungsanspruch bleibt somit allein in ihrem Rahmen. So haben wir Seyran Ateş, die vorgibt Imamin zu sein und ihre ganz eigenen Vorstellungen von einem Islam ohne dessen Grundwerte vertritt. Einen „muslimisch schwulen Aktivisten“ aus dem Hause Ateş, dessen Gesicht von der geschmacklosen „Liebe ist Halal“-Kampagne bekannt ist und der das muslimische Pflichtgebet nach eigenen Aussagen `mal verrichtet und `mal nicht.
Dr. Ali Ghandour, Theologe aus Münster, dessen Publikationen mehrheitlich getreu dem Motto „sex sells“ sind. In seinen Büchern stellt er unter anderem dar, dass die Muslime homosexuelle Beziehungen im frühen Islam tolerierten. Diskrepanzen hierüber entstehen lediglich durch die verschiedenen Auslegungen der Textquellen. Einen ähnlichen Standpunkt teilt sein Vorgesetzter, Prof. Dr. Mouhanad Khorchide, der mit seiner liberalen Auslegung des Islams à la „Jeder nach seiner Façon“ vor allem auf nichtmuslimische Sympathien stößt. Ebenso wie Ahmad Mansour, der sich selbst als palästinensischer Israeli definiert, im Monat Ramadan sein Fasten auf Facebook mit Wein bricht und bei wahrscheinlich jeder öffentlichen Gelegenheit – selbst wenn zusammenhangslos im Rahmen von antimuslimischem Rassismus – betont, welch großes Problem die Homophobie im Islam sei. Und dann hätten wir noch eine „muslimische Dragqueen“.
Manipulation islamischer Grundwerte
Die Sprecher wurden bewusst ausgewählt, weil sie als muslimische Akademiker und Akteure einen Geltungsanspruch für ihre Positionen erheben und gleichzeitig eine islamische Denkweise vertreten, die der Agenda der Normalisierung von gleichgeschlechtlichen Beziehungen und nicht-binären Geschlechtsvorstellungen dient. Für Nichtmuslime stellen sie Bezugsquellen für einen willkommeneren Islam in Deutschland und Europa dar. Auf Muslime, die selbst nicht über Wissen über die grundsätzlichen islamischen Wertevorstellungen verfügen, können sie mit ihrer unkonventionellen Haltung manipulativ wirken und darauf abzielen, neue Normen vorzugeben, welche sich grundsätzlich von der theologischen Mehrheitsmeinung unterscheiden.
Wohin führt uns diese Darstellung des Islams
Langfristig angelegt, möchte die öffentliche Präsenz von muslimischen Vertretern eines „liberalen Islams“ vor allem junge Muslime dahingehend beeinflussen, dass sie den Islam eher kulturell als theologisch-fundiert ausleben. Wer keine islamischen Prinzipien vertritt und sich vom Mainstream leiten lässt, stellt keine Gefahr für die imperialistisch und kapitalistisch agierenden Gesellschaften dar. Und so werden all jene Muslime, die ihre Religion auf Basis der theologischen Grundlagen ausleben und für diese einstehen, nach und nach deutlicher diskriminiert. Außerdem wird der Versuch unternommen, ihr Religionsverständnis als konservativ bis radikal zu marginalisieren. Dieses Vorhaben hat jedoch nur wenig Aussicht auf Erfolg, da die überwältigende Mehrheit der Muslime hinter den Ansichten ihrer Rechtsgelehrten steht. Diesen Umstand können sie niemals ändern, gleich wie stark man sie durch finanzielle Mittel, öffentliche Auftritte oder nicht-repräsentative Forschungsergebnisse fördert.
In wessen Interesse ein solcher Islam liegt, wird auch an den Unterstützern und Kooperationspartnern des Forschungszentrums Globaler Islam deutlich. Hierunter sind hessische Ministerien und Behörden, Bundesministerien, sämtliche Stiftungen, christliche und israelische Interessenverbände und die Generalkonsulate Frankreichs und der USA.