Einer 19-jährige Berlinerin, mit deutscher Staatsbürgerschaft, wird die Einreise nach Israel verweigert, da sie einen palästinensischen Hintergrund hat. Während ihres 32-stündigen Aufenthaltes am Flughafen musste sie rassistische Beleidigungen und eine grobe Behandlung über sich ergehen lassen. Kein Einzelfall an israelischen Flughäfen.
Deutsche Staatsbürger mit vermuteter arabischer Abstammung müssen mit möglicher Einreiseverweigerung rechnen
Der Fall der 19-jährigen Cinin Abuzeed, deren Eltern aus den von Israel besetzten Palästinensergebieten stammen, geht gerade viral auf den sozialen Medien herum. In einem Video auf Instagram schildert sie ihren erniedrigenden Aufenthalt am Flughafen Ben Gurion in Tel Aviv vom 17. bis 18. April. Die Beamten bezeichneten sie als „Flüchtling“ und verwendeten auch das arabische Wort für Flittchen/Hure. Als sie einen der Beamten auf ihre deutsche Staatsbürgerschaft aufmerksam machte und ihm sagte, dass sie Rechte habe, sagte er ihr nur: „das ist mein Land, ich kann tun was ich möchte.“ Außerdem sei sie keine Deutsche, sondern nur ein „dreckiger Palästinenser“. Sie musste eine Stunde warten, bis sie auf die Toilette durfte und später in einem Bereich auf dem Boden schlafen, der für Menschen eingerichtet wurde, denen die Einreise verweigert wird. Schließlich hat man sie „wie eine Kriminelle“ zum Flugzeug gebracht, mit dem sie nach Deutschland zurückflog.
Derweilen verweist sie selbst auf die Reisehinweise zu Israel auf der Internetseite des Auswärtigen Amtes, auf der es heißt:
„Des Weiteren müssen deutsche Staatsangehörige mit auch nur vermuteter arabischer oder iranischer Abstammung oder islamischer Religionszugehörigkeit mit einer intensiven Sicherheitsbefragung und möglicher Verweigerung der Einreise rechnen.“
Cinin Abuzeed wirft der Deutschen Botschaft in Tel Aviv und dem Auswärtigen Amt vor, nicht auf ihre Hilferufe während der 32 Stunden, die sie im Gewahrsam der Beamten verbrachte, reagiert zu haben.
Deutsche Botschaft bestätigt, dass diese Art der Behandlung häufiger geschieht
Cinin, die ihre Familie in den besetzten Gebieten besuchen wollte, findet es nicht hinnehmbar, dass die Bundesrepublik Deutschland akzeptiert, dass deutschen Staatsbürgern mit möglichem Migrationshintergrund oder islamischer Religionszugehörigkeit die Einreise verweigert wird.
„Ich kann nicht akzeptieren, dass mein deutscher Pass aufgrund bestimmter Annahmen weniger wert ist und mir Rechte vorenthalten werden.“
Das Auswärtige Amt habe sich mittlerweile bei ihr gemeldet. Auch der deutsche Botschafter in Israel, Steffen Seibert, twitterte am Mittwoch:
„die Behandlung, die Cinin A. schildert, ist schlimm und nicht hinnehmbar. Die Botschaft hatte sich in der Nacht bereits um ihren Fall gekümmert. Ich werde ihn (und andere) zusammen mit unseren Partnern bei den israelischen Verantwortlichen vorbringen.“
Auch das Auswärtige Amte äußerte sich gegenüber dem Tagesspiegel: „Unsere Botschaft hat diese sehr problematische Behandlung von Reisenden wiederholt und deutlich gegenüber der israelischen Seite kommuniziert – auch gemeinsam mit anderen EU-Botschaften, deren Staatsangehörige hiervon ebenfalls betroffen sind.“ Diese Aussage zeigt, dass solch eine Behandlung nicht selten vorkommt. Ebenfalls habe sich laut dem Auswärtigen Amt, die Botschaft dafür eingesetzt, dass man Cinin nicht in das Abschiebezentrum bringt. Außerdem wiesen sie darauf hin, dass sie keinen Einfluss nehmen können, wen die israelischen Behörden einreisen lassen oder nicht.
Deutschland versagt es, die Rechte aller deutschen Bürger gleich zu schützen
Cinin Abuzeed sagte abschließend in ihrem Statement, dass ihr deutscher Pass keinen Wert hat. Sie ist nur solange deutsche Staatsbürgerin, wie es der politische Kontext erlaubt. Ginge es darum, Steuern und Rundfunkgebühren zu zahlen, sei sie deutsch genug. Sobald es aber darum ginge, dass der deutsche Staat sich um den Schutz der eigenen Bürger kümmert, steht die eigene Herkunft offen zu Debatte. Egal was der Bürger mit Migrationshintergrund leistet, er werde nie wirklich als deutscher Staatsbürger anerkannt und so behandelt. Viele in den Kommentaren teilen die Meinung von Abuzeed und erzählen auch von ähnlichen Erfahrungen am Flughafen in Israel. Abuzeed geht es primär nicht um die Ausreise aus Israel, sondern vor allem um die menschunwürdige Behandlung und den fehlenden Schutz des eigenen Landes.