In den letzten Tagen haben in Russland hohe Vertreter der Muslime und der orthodoxen Kirche ihr gutes Verhältnis deutlich gemacht. Es gab insbesondere von Seiten der orthodoxen Kirche intensive Freundschaftsbekundungen. Das Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche, Patriarch Kyrill, sprach in zwei Reden sogar von der „Einheit“ zwischen Christen und Muslimen in Russland.
In einer Rede vor staatlichen und öffentlichen Vertretern muslimischer Länder in der bulgarischen islamischen Akademie sagte er: “In einer Welt, in der es so viele Widersprüche, Konflikte und Intoleranz gibt, treffen sich orthodoxe Christen und Muslime und bezeugen, dass sie eine gemeinsame Sicht auf das Geschehen haben. Und diese Gemeinsamkeit hat eine Bedeutung, die über den eigentlichen Dialog zwischen Orthodoxen und Muslimen hinausgeht, denn wir sprechen eine klare Botschaft an die ganze Welt. Wenn die Menschen gespalten sind, wenn sie bereit sind, gegeneinander in den Krieg zu ziehen, haben wir, die wir Gott, den Herrn, erkennen, wir, die wir in den anderen gläubige Menschen erkennen, die Möglichkeit und die Macht, Worte zu sprechen, die das Geschehen in der Welt beeinflussen können. Und Gott gebe, dass sich unser Dialog auf immer mehr Christen und Muslime ausweitet, damit unser gemeinsames Wort noch überzeugender wird”.
Einheit anstatt Spaltung
Einige Tage zuvor hatte Patriarch Kirill spirituelle Werte mit russischen muslimischen Führern und Delegierten aus verschiedenen Ländern erörtert. Die Vertreter trafen sich auf dem russisch-islamischen Weltforum in Kasan. Dabei machte er deutlich, dass sich Muslime und orthodoxe Kirchen nicht gegeneinander aufhetzen lassen sollte. Er verwies auch auf die Erfahrungen des Zusammenlebens von Muslimen und Christen in Russland. So sagte er: “Russland hat reiche Erfahrungen mit der islamischen Welt. Wir können die grobe Einmischung des Westens, insbesondere im Nahen Osten, nicht ignorieren. Der so genannte Arabische Frühling hat Leid und Elend über die Bevölkerung in den Staaten gebracht. Wir haben im Laufe der Geschichte zusammen gelebt, gehörten zu diesem Land, lebten zusammen. Diese historische Erfahrung des Zusammenlebens, der Zusammenarbeit, hat zu einer besonderen Atmosphäre des Vertrauens und des Dialogs geführt. Russland hat einzigartige interreligiöse Beziehungen, und alle Vertreter der traditionellen Konfessionen sollten diese Tradition begrüßen.”
In Moskau weiß man, dass die USA und ihre willigen Helfer in der Vergangenheit immer wieder versuchten, den Islam politisch zu instrumentalisieren. Ziel war es die Muslime gegen die Moskauer Zentralmacht aufzuwiegeln. Das war die erklärte Zielsetzung von Zbigniew Brzezsinski nicht nur im Afghanistan-Krieg in den 1980er Jahren. Die CIA-Saudi-Connection ging Anfang der 1990er Jahre weiter. So wurden saudische Prediger und Kämpfer aus den Golfstaaten in Tatarstan und Tschetschenien eingesickert, worauf u.a. Peter Scholl-Latour aufmerksam machte. Schon damals war es das Ziel, nach der Zerschlagung der Sowjetunion auch die Russische Föderation zu zerlegen. Die Pläne von einer Zerschlagung der Russischen Föderation werden gegenwärtig von einigen westlichen Politikern offen formuliert. Der demonstrative Schulterschluss mit den Muslimen dient aus Moskauer Sicht daher in der jetzigen Situation als Vorsichtsmaßnahme, um Spaltungsversuchen zuvorzukommen.