Am heutigen Samstag, den 31.12.2022, gab Matteo Bruni, Sprecher des Vatikan, bekannt, dass der abgedankte Papst Benedikt XVI. (Papst Emeritus) heute um 9:34 Uhr im Kloster Mater Ecclesiae im Vatikan verstorben ist. Muslime werden sich des ersten deutschen Papstes seit 1523 v.a. wegen seiner „Regensburger Rede“ erinnern, die im Jahr 2006 eine Kontroverse mit der islamischen Welt auslöste.

In der besagten Vorlesung an der Regensburger Universität sprach der ehem. Papst im September 2006 über Glaube und Vernunft. Dabei griff er auf ein Buch des libanesischen Islamwissenschaftlers Adel Khoury zurück, wobei er aus einem Dialog zwischen dem byzantinischen Kaiser Manuel II. Palaiologos und einem Perser Anfang des 15. Jahrhunderts zitierte („Zeige mir, was Mohammed Neues gebracht hat…“). Im weiteren Verlauf sagte er zwar, „dass in Sure 2:256 steht, „dass es keinen Zwang im Glauben gebe“ und sprach von einer „unannehmbar schroffen Form“ des Kaisers. Dann folgten noch 12 Seiten Ausführungen über Religion und Vernunft. Zunächst schien sich für die Rede niemand zu interessieren, bis sich schließlich Redakteure der „Qualitätsmedien“ auf das Palaiologos-Zitat stürzten.

Papst gesteht Fehler

Das aus dem Zusammenhang gerissene Zitat wirkte dabei nicht wie ein Zitat, sondern wie eine Behauptung des amtierenden Papstes. Dies führte in Teilen der islamischen Welt zu größeren Protesten und Ausschreitungen, worauf Benedikt XVI. bestürzt reagierte und sein Bedauern ausdrückte. Im Gespräch mit seinem Biographen Michael Seewald gestand er später den Fehler ein, dass er die politische Reichweite der Rede unterschätzt habe. Es war der wohl größte Fehler in seinem Pontifikat, der zu vielen Missverständnissen und Tragödien führte.

Der Vorwurf der Naivität und Unbekümmertheit trifft ebenso das Staatssekretariat des Vatikan, das alle Reden des Papstes vorab gegenliest und übersetzen lässt. Man hätte einfach wissen müssen, dass sich die Medien auf dieses Zitat stürzen würden. Papst Benedikt XVI. sah sich schließlich zu einer Klarstellung genötigt, die von vielen muslimischen Gelehrten als Entschuldigung akzeptiert wurde.

Dialog

Es war dann im weiteren Verlauf gerade diese Rede und die anschließenden Kontroversen, die zu einer Intensivierung des christlich-islamischen Diskurses führten. So veröffentlichten am 13.10.2007 138 muslimische Gelehrte einen 29-seitigen offenen Brief („Ein gemeinsames Wort zwischen Uns und Euch“) an christliche Religionsoberhäupter, in dem sie zum Dialog über Gemeinsamkeiten aufriefen.

Dies wurde als historisches Ereignis bezeichnet, da sich erstmals muslimische Führer unterschiedlicher Strömungen zusammengefunden hatten, die die überwiegende Mehrheit islamischer Glaubensrichtungen vertraten. Am 19.11.2007 nahm Papst Benedikt das Angebot zum Dialog am 19. November an. Dem folgte die Gründung des Katholisch-Muslimischen Forums, das alle drei Jahre tagen soll und gegen Gewalt im Namen der Religionen Stellung bezieht. Im Jahr 2008 fand das erste Forum im Vatikan statt und behandelte das Thema „Gottes- und Nächstenliebe“.

Bild: Benedikt XVI. in der Moschee während seines Türkei-Besuches.