Mahsa Amini, eine 22 Jahre alte kurdische Iranerin, ist bei einem Besuch in Teheran gestorben. Grund ihres Todes soll Polizeigewalt sein. Dieser „Fall“ sorgt inzwischen nicht nur im Iran für Empörung und Proteste, sondern macht weltweite Schlagzeilen. Eine zentrale Rolle spielen dabei die Todesumstände, weshalb ich hier explizit auf diese eingehe und nicht die Hijab-Frage im Iran oder überhaupt erörtere. Bemerkt sei nur, dass sich der oberste iranische Führer, Ayatollah Ali Khamenei, für einen sanften Umgang mit Frauen ausgesprochen hat, die sich nicht an die offizielle Kleiderordnung halten.
Weil Amini ihren Hijab letzten Dienstag nicht regelkonform getragen hat, wurde sie auf ein Polizeirevier gebracht. Dort sollte sie als Strafe eine einstündige “Aufklärungs- und Schulungsmaßnahme” ableisten.
Nach IranWire wurde Amini schon im Kleinbus von der Polizei geschlagen und dann auf dem Revier weiter misshandelt. Westliche Medien übernehmen dies und Zeitungen wie der „Guardian“ erschienen mit der Schlagzeile, dass Amini durch die Schläge der Polizei bzw. Polizeigewalt ums Leben gekommen sei; deutsche Medien übernehmen dies oder legen dies zumindest nahe. Soweit die Berichterstattung der westlichen Presse.
Quelle glaubhaft?
Wieso sollte man dieser mit einer gehörigen Portion Skepsis begegnen? Zum einen berichtete z.B. “The New Yorker”, dass die USA verdeckte Geheimdienstoperationen zur Destabilisierung des Iran seit Jahren massiv ausweiten. So bewilligte der US-Kongress bspw. ganz offen 400 Millionen US-Dollar für die Destabilisierung des Irans. Schon seit mindestens Anfang 2007 betreiben militärische Spezialkommandos sowie Agenten der Geheimdienste CIA, DIA und NSA verdeckte Operationen im Iran. Ziel ist es dabei, jede Art von Spannungen im Iran anzuheizen mit dem Ziel, Massenproteste zu erzeugen, die letztlich in einen „Regimewechsel“ münden sollen, wie vor einiger Zeit selbst noch die taz berichtete. Eine perfide Strategie ist es, den „Volkszorn“ durch „Märtyrer“ (wie Neda oder der Fall Navid Afkari) anzuheizen.
Der „Fall“ Mahsa Amini scheint wie geschaffen für die Instrumentalisierung dieser Ziele, eignet sich doch das Thema „Hijab“ und „Zwang“, den Iran und Islam überhaupt als „frauenfeindlich“ darzustellen. Man sollte immer mit einem gerüttelten Maß Skepsis an Berichte herangehen, die den „Feindstaaten“ des Westens Massaker oder Menschenrechtsverletzungen unterstellen. Eine objektive Analyse der Fakten ist dabei stets unerlässlich.
Bei den Berichten in Deutschland fällt auf, dass sich die westlichen Medien oft auf IranWire beziehen, was aber alles andere als eine neutrale Quelle ist. IranWire ist eine exiliran. Organisation, die einen Regime Change im Iran anstrebt und deren Gründer Bahari im Verdacht steht, bereits 2009 eine US-gesteuerte Farbenrevolution im Iran unterstützt zu haben.
Video bestätigt iranische Version
Die Polizei in Teheran nennt die Vorwürfe „grundlos“ und bestreitet jede Form der Gewalt gegen Amini, Amini habe bei der Schulungsmaßnahme plötzlich Herzprobleme bekommen. Natürlich ist auch hier Skepsis angebracht. Inzwischen veröffentlichte man jedoch ein Video aus dem Schulungsraum, das die Teilnehmer der Maßnahme sitzend in einer Art Vorlesungsraum zeigt, der Raum wirkt sicherlich nicht wie ein Folterzentrum. Während die Gesichter der anderen Teilnehmer unkenntlich sind, ist Amini in dem Video deutlich erkennbar. Sie sitzt zunächst auf einem Stuhl und steht dann auf, um zu einer Gruppe Diskutierender zu gehen. Man sieht, wie sie sich plötzlich an den Kopf fasst, an einem Stuhl festhält und dann kollabiert. Den anderen Teilnehmern scheint der Ernst der Situation wohl zunächst nicht klar. Dann sieht man, wie ein Rettungswagen sie transportiert. Von prügelnden Sittenpolizisten keine Spur. Eine Fälschung dieses Videos erscheint kaum möglich. Allein die vielen möglichen Zeugen in dem Video stellen ein zu großes Risiko dar.
Wie auch bei dem angeblichen Massaker „der Russen“ in Isjum zielt die westl. Propaganda immer wieder auf moralische Empörung. In Isjum sollen die bösen Russen nach einem angeblichen Massaker kein Massengrab angelegt haben, sondern sorgfältig einzelne Gräber mit (teils beschrifteten) Kreuzen geschaffen haben, ein völlig unwahrscheinlicher Vorgang. Bei der dann in den Medien vorgetragenen Empörung traut sich kaum noch jemand, Zweifel zu äußern oder zu widersprechen, wird er doch dann als Zyniker oder unmoralischer Mensch gebrandmarkt. Dieses Muster sollte man kennen und seinen gesunden Menschenverstand bei empört vorgetragenen Meldungen über „Verbrechen“ der „Feindstaaten“ des Westens bewahren.