Ab April 2023: 1 Jahr keine islamische Bestattung in Berlin mehr möglich

Ab April 2023: 1 Jahr keine islamische Bestattung in Berlin mehr möglich

Die Nachfrage nach einer islamischen Bestattung in Deutschland steigt stetig. Jetzt ist ein ernstzunehmender Platzmangel auf den Berliner Friedhöfen entstanden, der dazu führen wird, dass bald 1 Jahr lang keine islamische Bestattung mehr stattfinden kann.

Muslimische Grabflächen auf dem Landschaftsfriedhof in Gatow/Spandau füllen sich schnell

Durch die hohe Nachfrage nach einer islamischen Bestattung auf dem Landschaftsfriedhof in Gatow wird man laut Spandaus Bau- und Umweltstadtrat Thorsten Schatz (CDU) letztmalig am 24. März Termine für Bestattungen nach islamischem Ritus annehmen können. Dies schrieb er der islamischen Föderation, die als Dachverband 17 Moscheevereine mit verschiedenen Hintergründen vertritt. Ab dem 7. April könne dann der Bezirk Spandau für „voraussichtlich ein Jahr keine weiteren Nutzungsrechte für Bestattungen auf dem Landschaftsfriedhof Gatow mehr erteilen“, so der Stadtrat. Bis dahin werden voraussichtlich alle Grabstellen belegt sein. Dies bedeutet faktisch ein Stopp für Bestattungen nach islamischem Ritus im Land Berlin, sollten keine alternativen Flächen gefunden werden.

Der Friedhof am westlichen Stadtrand ist seit Jahren fast der einzige Ort für muslimische Beerdigungen in Berlin. Dabei kommt nur jeder zehnte der dort bestatteten Muslime aus Spandau. Somit übernimmt der Friedhof eine Aufgabe für das gesamte Land Berlin. Die Friedhöfe in der Innenstadt sind bereits gefüllt oder reserviert.

Derzeit lässt das Erzbistum auf dem katholischen Alten St. Michael-Friedhof an der Hermannstraße in Berlin Neukölln zusätzliche Flächen für Muslime herrichten. In der Gegend gibt es inzwischen deutlich mehr verstorbene Muslime als Katholiken. Lange dürften die Flächen jedoch nicht reichen.

Die Idee den Friedhof in Gatow zu erweitern sei auch nicht einfach umsetzbar. Einerseits fehle das Geld vom Senat. Andererseits steht der Artenschutz einer Vergrößerung entgegen. Dieses Problem ist nicht erst seit gestern bekannt. Seit zehn Jahren warnt Spandau, dass Gatow nicht unbegrenzt erweiterbar sei, schreibt Schatz. Bereits kurz nach seinem Amtsantritt im Herbst 2021 schrieb er einen „Brandbrief“ an die zuständige Senatsumweltverwaltung von Senatorin Bettina Jarasch (Grüne). Die Warnungen seien aber ungehört geblieben.

Die Zahl der Überführungen der Muslime in ihre alte Heimat sinkt stetig

Immer wenige Familien lassen ihre Verstorbenen, wie früher üblich, in die alten Heimatländer überführen. Dies ist ein gutes Zeichen dafür, dass die Muslime sich hier auch wirklich heimisch fühlen. So sehr, dass sie Deutschland als ihre letzte Ruhestätte auswählen. Berlin, wo 250.000-300.000 Muslime leben, hat dies bereits 2010 erkannt und früher als andere Bundesländer die Sargpflicht aufgehoben. Muslime beerdigen die Verstorbenen nämlich nur in ein Leichentuch gewickelt. Außerdem müssen Verstorbene sehr viel schneller begraben werden als in Deutschland üblich. Zudem sind Urnenbestattungen untersagt, was den Flächenbedarf erhöht. Außerdem müssen die Gräber Richtung Mekka ausgerichtet sein.

Durch die einfachere Möglichkeit hier begraben zu werden und das verstärkte Heimatsgefühl der Muslime, erhöht sich der Grabbedarf stetig. 2010 schätzte die Senatsverwaltung letztmals den Anstieg der Sterbefälle unter Muslime. Bis zu 2400 Sterbefälle im Jahr 2030 und 3100 im Jahr 2040. Der Flächenbedarf für die Gräber würde sich gegenüber der aktuellen Lage in weniger als 20 Jahren verfünffachen.

Berliner Bürgerplattformen rufen zu einer Kundgebung auf

Um auf den Mangel an muslimischen Friedhöfen aufmerksam zu machen, rufen die Berliner Bürgerplattformen, am 3. Februar 2023, zu einer Kundgebung auf den Friedhöfen am Columbiadamm auf. Die Berliner Bürgerplattformen erreichen durch direkte Beziehungen ca. 100.000 Berliner. Dadurch stellen sie einen ernstzunehmenden Partner für Politik, Verwaltung und Wirtschaft dar.

Währenddessen teilte die Senatsumweltverwaltung mit, dass drei Friedhöfe 2023 neue Grabfelder für Muslime öffnen wollen. Die Friedhofsträger würden zu gegebener Zeit darüber informieren. Nur sie oder eben die Bezirke für die städtischen Friedhöfe könnten entscheiden, ob sie Grabflächen für Muslime anbieten wollten. Dies muss jedoch zeitnah geschehen und auch den Bedarf decken, um die angekündigten Engpässe zu vermeiden.     

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