Verwüstung muslimischer Gräber von Babys

Verwüstung muslimischer Gräber von Babys

In der Nacht zum Dienstag wurden in Hannover mehrere Gräber im Abschnitt des muslimischen Kindergräberfeldes geschändet. Die Polizei habe die Ermittlungen wegen des Verdachts der Störung der Totenruhe aufgenommen. Die Ermittlungen gingen in alle Richtungen. Dies bedeutet, dass sowohl ein Verschulden durch Personen, als auch Ursachen durch tierische oder natürliche Ursachen infrage kämen.

Nicht die erste Schändung muslimischer Gräber

In der Vergangenheit kam es bereits zu gezielten Schändungen muslimsicher Gräber in Niedersachsen und NRW. Nach wiederholten Verwüstungen eines muslimischen Grabfeldes im niedersächsischen Northeim, wurden unter anderem Überwachungskameras installiert, um weitere Schäden einzudämmen. Die Stadt reagierte mit den Maßnahmen auf Forderungen der muslimischen Gemeinde. Auch in diesem aktuellen Fall fordern muslimische Gemeinden eine lückenlose Aufklärung. Sollte es einen Zusammenhang zwischen den Verwüstungen der muslimischen Gräber aus der Vergangenheit und den aktuellen Geschehnissen geben, kann dies nicht als Einzeltat untergewertet werden. Weitere Zusammenhänge müssen vonseiten der Sicherheitsbehörden genauer untersucht werden.

Schändungen der Gräber zeugen von Menschenhass

Die Täter der wiederholten Grabschändungen in Northeim blieben bislang unbekannt. Damals war eine rechtsextreme Motivation offensichtlich, denn die Täter hatten die Gräber mit Symbolen des Nationalsozialismus beschmiert. Auch die Täter der rechts-motivierten Grabschändungen von Muslimen in Iserlohn Anfang dieses Jahres blieben bislang unbekannt.

Der Schaden ist nicht nur materiell

Neben dem Sachschaden, der bei derlei Verwüstungen entsteht, bleibt die seelische Verletzung der Angehörigen. Gräber halten die Verbindung der Angehörigen zu den Verstorbenen aufrecht. Sie sind Orte des Trostes und der Stille. Orte an denen die Angehörigen sich und ihre Verstorbenen in Sicherheit wissen müssen. Es darf nicht sein, dass der Menschenhass auf Muslime, welcher sich ohnehin zunehmend durch Übergriffe auf Menschen und Einrichtungen äußert, sich noch durch regelmäßige Übergriffe auf ihre letzten Ruhestätten äußert.

Symbolkraft in der Gewalt gegen muslimische Gräber

Zudem trägt die Zerstörung der muslimischen Gräber eine große Symbolkraft in die Gesellschaft hinein, welche den Muslimen den tiefsitzenden Hass ihnen gegenüber aufzeigt und die Nichtmuslime dazu erwägen müsste, sich mit den muslimischen Gemeinden zu solidarisieren. Zumindest medial bleibt die Empörung über diese diesmal besonders verwerfliche Tat aus.

Möglicher Hass trifft sogar unschuldige Kinder

Falls sich ein islamfeindlicher Hintergrund hinter der Schändung herausstellen sollte, ist die Tat sogar noch verwerflicher, als es Grabschändungen ohnehin schon sind. Denn dieser Hass trifft auf gänzlich unschuldige Seelen, deren Verlust für die Hinterbliebenen gewiss schmerzhaft genug ist. Die Zerstörungswut traf unter anderem die Grabsteine von Babys, deren Geburts- und Todestag dasselbe Datum tragen. Es stellt sich die Frage auf, wie sehr der oder die Täter von ihrer Menschlichkeit abgefallen sein müssen, um solch eine abscheuliche Tat vollbringen zu können. Ihnen fehlt jegliches Einfühlungsvermögen. Sollte ihre Tat tatsächlich politisch motiviert gewesen sein, deutet es ebenfalls darauf hin, dass sie eine Gefahr für die Sicherheit anderer – muslimischer – Menschen darstellen.

Über Islamfeindlichkeit muss mehr gesprochen werden

Obwohl sich Anfeindungen und Übergriffe auf Muslime in Deutschland häufen, gibt es noch immer vorwiegend negative Berichterstattung über den Islam und das muslimische Leben in Deutschland. Einige große Medienhäuser hören nicht auf, das Feindbild weiterhin mit haltlosen Zusammenhängen zwischen abzulehnenden Taten oder Einstellungen von Personen an den Islam zu knüpfen. Das Ergebnis zeigt sich in Studien: Die Befragungen des „Religionsmonitors“ der Bertelsmannstiftung zeigten auch im Frühjahr 2019, dass lediglich ein Drittel der Bevölkerung den Islam als Bereicherung betrachtet. Christentum, Judentum, Hinduismus und Buddhismus hingegen werden von einer Mehrheit als bereichernd empfunden. Und rund die Hälfte der Befragten wertet den Islam als Bedrohung. In Ostdeutschland ist dieser Anteil mit 57 Prozent noch höher als in Westdeutschland (50 Prozent). Befragungen aus den Jahren 2013, 2015 und 2017 zeigen vergleichbare Ergebnisse.

Ein Umlenken ist erforderlich

Ein Umlenken der negativen Debatte und öffentlichen Meinung über den Islam und die Muslime ist zwingend notwendig, damit nicht weitere Muslime durch blanken, haltlosen Hass zuschulden kommen. Politik und Medien müssen sich mit klaren Worten gegen Islam- und Muslimfeindlichkeit aussprechen. Außerdem müssen sie sich mit den muslimischen Bürgern und Gemeinden solidarisieren – anstelle sie stets weiter zu marginalisieren und zu kriminalisieren, wie wir es aktuell am Beispiel des Islamischen Zentrum Hamburgs mitverfolgen können.


Gräber