„Die Anweisung des Internationalen Gerichtshofs hätte die israelische Führung dazu bewegen sollen, ihren Kurs [im Gaza-Krieg] zu ändern, jedoch hat sich seitdem in Wahrheit die Lage in Gaza verschlechtert“, sagt Sally Abi Khalil, Leiterin von OXFAM Middle East and North Africa.1
Die Katastrophe im Gaza-Krieg nimmt neue Dimensionen an. Seit mehr als fünf Monaten liegen Getötete weiterhin unter dem Schutt ihrer durch israelische Bomben zerstörten Häuser. Nahrungsmittel und Medikamente sind ausgegangen, Krankenhäuser können Patienten kaum noch behandeln und werden wiederholt angegriffen. Die Hoffnung auf einen Waffenstillstand im heiligen Monat Ramadan oder zumindest die Zulieferung von Hilfen wurden schnell gedämpft. Eine Woche nach Beginn des für Muslime heiligen Monats erfahren wir über nicht-deutsche Medienkanäle die Wahrheit: Eine Hungersnot ist unter diesen Bedingungen kaum abzuwenden und droht.
OXFAM berichtet, dass es keine Transparenz bei der Inspektion ihrer Hilfslieferungen gibt. Hunderte Lastwagen stehen an den Grenzen bereit, werden aber mehr als 20 Tage überprüft. Es scheint kaum möglich Hilfslieferungen nach Gaza zu bringen. OXFAM wirft Israel nunmehr die absichtliche und systematische Blockade von Hilfslieferungen vor. Indirekt ist dies auch eine Anklage, absichtlich und systematisch durch eine Hungersnot Menschen verenden zu lassen, zu töten.
„Nach den USA tun wir mehr als alle anderen Länder der Welt. Und es muss noch viel mehr dieser Hilfe nach Gaza gelangen.“ Sagte Olaf Scholz am 10. März bei seinem Grußwort an die Muslime zum Monat Ramadan.2 Er sprach von Hilfsgütern und Medikamenten, die nach Gaza geliefert werden. Mit der aktuellen Aussage von OXFAM und der UN, dass der Hungertod die Bevölkerung, vor allem die Kinder in Gaza direkt bedroht, steht die Aussage des Bundeskanzlers im starken Widerspruch. Dabei sollte sich jede Regierung, die sich auf Menschlichkeit und Gerechtigkeit beruft, in einer solchen Situation entscheiden: Waffenlieferung oder Hilfslieferung.
Währenddessen gibt die größte israelische Lobby Amerikas AIPAC folgende Nachricht an ihre Mitglieder weiter: „Israel zielt nicht auf Zivilisten.“, und „Berichte darüber, dass Menschen in Gaza hungern sind falsch.“3 Die AIPAC gilt als eine der einflussreichsten Lobbies in Amerika mit großem Einfluss im amerikanischen Kongress und angeblich auch auf den Präsidenten.
In den deutschen Medien finden wir kaum Berichte über die erschreckenden Zustände, von denen OXFAM berichtet. Deutsche Mainstream-Medien berichten von dem drohenden Angriff Israels auf Rafah. Abwenden will diesen Angriff in unserer Politik aber scheinbar niemand ernsthaft. Die größte Katastrophe im 21. Jahrhundert nimmt seinen Lauf.
„Die Israelis begannen einfach auf uns zu schießen, als wäre es eine Falle gewesen. Sobald wir zu den Hilfslieferungen liefen, fingen sie an auf uns zu schießen.“ So ein Augenzeuge des Massakers.1 Erste Zahlen sprechen von mehr als 100 Toten und über 700 Verletzten.2 In den deutschen Mainstream Nachrichten finde sich wenige Worte über dieses Massaker. Man lobpreist die Israelis für ihr humanitäres Engagement. Zu dem Vorfall von heute Morgen wird berichtet, dass sich die israelische Armee von den hungernden Palästinensern bedroht gefühlt hatte, als diese zu den Hilfslieferungen eilten.3 Das Ergebnis: über 100 getötete palästinensische Männer und Frauen.
Das israelische Militär beschreibt in einem kurzen Statement auf X, ehemals Twitter, dass heute Morgen mehrere Palästinenser die ankommenden LKW mit Hilfslieferungen umzingelten und ausbeuteten. Die vielen Toten und Verletzten sind ein Resultat des Gedrängels und davon, dass einige von den LKW überfahren wurden. Das Video zeigt jedoch deutlich Gewehrschüsse auf die Menge. Bilder zeigen Tote durch Schusswunden.4 Dies wird durch zahlreiche Augenzeugen bestätigt. „Wir sterben, weil wir Mehl für unsere Kinder holen möchten“, berichtet einer der Verletzten.5
„Gesundheitswesen in Gaza bricht zusammen“ berichtet die Tagesschau.6 Der Direktor des Kamal Adwan Krankenhauses in Nordgaza, Dr. Hossam Abu Safiya, berichtet auf Al-Jazeera, dass es keine Operationssäle mehr gibt. Er und sein Team können nur noch erste Hilfe leisten.7 Gestern wurde noch davon berichtet, dass vier Neugeborene an Unterernährung und Dehydration in diesem Krankenhaus gestorben sind.8 Ein “Zusammenbrechen” des Gesundheitssystems ist eine starke Verzerrung der Realität, wenn selbst in Krankenhäusern nur noch erste Hilfe geleistet werden kann.
Der internationale Gerichtshof forderte Israel am 26. Januar 2024 dazu auf, die Lage für die Zivilisten in Gaza deutlich zu verbessern. Zivilisten sollen besser geschützt werden und Hilfslieferungen müssen zugelassen werden. Ob sich etwas an der Lage in Gaza seit diesem für Israel bindenden Urteil des Internationalen Gerichtshof geändert hat, ist anzuzweifeln. Derzeit berichtet Netanjahu davon, das israelische Militär hätte bislang mehr als 12.000 Hamas-Kämpfer getötet.9
Diese Zahl geht nur schwer in den offiziellen Zahlen auf. Derzeit wird von mehr als 30.000 Toten gesprochen, davon 12.500 Kindern. Mindestens 8000 Menschen gelten als vermisst.10 Unter den mehr als 100.000 Verletzten, viele Menschen, vor allem Kinder mit Verstümmelungen. Die erlittenen Traumata innerhalb der Bevölkerung und vor allem bei den Kindern können nicht gezählt werden. Für Heilung und Behandlung gibt es bis dato noch keine Aussicht. Der Ruf nach Hilfe wird von der internationalen Staatengemeinschaft überhört und ignoriert. „Verhungert oder sterbt im Kugelhagel.“ Das sind die Optionen, die die Welt den Palästinensern in Gaza im Moment zu geben scheint.
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