Razzia in Berlin gegen Kinderpornografie – Wie wir uns mitschuldig machen

Razzia in Berlin gegen Kinderpornografie – Wie wir uns mitschuldig machen

In Berlin hat die Polizei an mehreren Orten eine Razzia wegen des Besitzes und der Verbreitung von Kinderpornografie durchgeführt. Viele Jugendliche konsumieren oder verbreiten mittlerweile solches Bild- oder Videomaterial. Dabei sind sich die Wenigsten bewusst, welche Auswirkungen der bloße Konsum haben kann.

Razzia bei 20 Objekten an mehreren Orten in Berlin

Um 5 Uhr morgens machten sich etwa 40 Polizisten auf den Weg, um mehrere Objekte in Berlin zu durchsuchen. Bei der Razzia haben sie Rechner und Datenträger sicherstellen können. Es geht konkret um den Besitz und die Verbreitung von Kinderpornografie. Es handelt sich laut ersten Erkenntnissen um Einzelfälle und nicht um ein Netzwerk. 

Die Polizei warnt, dass schon der Besitz von nur einem kinderpornografischen Foto zu Ermittlung, Durchsuchung und Anklage führen kann. Außerdem ist das Herunterladen aus dem Internet und auch der Erhalt von einem anderen Nutzer strafbar. Die IP-Adressen der privaten Computer sind meist der Anhaltspunkt für die Polizisten, die Täter ausfindig zu machen.

40 Prozent der Verdächtigen bei der Verbreitung von Kinderpornografie sind jünger als 18 Jahre

Vor allem Kinder und Jugendliche sind sich nicht bewusst, dass schon der Besitz solcher Bilder oder Videos strafbar ist. Viele sehen es nur als Spaß oder rechtfertigen sich damit, dass es jeder macht, wie es ein Jugendlicher in einem Warnvideo sagt, dessen Elternhaus gerade durchsucht wird. Im Jahr 2021 waren bundesweit 40 Prozent der Verdächtigen bei der Verbreitung von Kinderpornografie über das Internet jünger als 18 Jahre.

Das Konsumverhalten hat maßgeblichen Einfluss auf die Erstellung solchen Materials

Die Gründe, weshalb sich Menschen solche äußerst abscheulichen und unmenschlichen Bilder und Videos anschauen und verbreiten sind vielfältig. Neben den pädophilen Neigungen dient es bei den Jugendlichen vor allem zu Unterhaltungszwecken. Dabei sind sie sich nicht im Klaren, dass die Verbreitung und das Anschauen solchen Materials weiteren sexuellen Missbrauch an Kindern zu Folge hat. Denn so wie in jedem anderen Geschäft, hängt das Angebot von der Nachfrage ab. Sucht man häufig nach etwas und ist bereit dafür zu zahlen, dann wird es auch produziert.

Und in Zeiten des Internets, in denen die bloße Aufrufzahl einen maßgeblichen Einfluss auf den Ertrag hat, spielt es nicht mal mehr eine große Rolle, ob man sich dieses Material kostenpflichtig aneignet oder umsonst. Der bloße Betrachter macht sich mitschuldig. Das gilt nicht nur für Kinderpornografie. Alles moralisch Verwerfliche, sei es Pornografie, gefährliche Trends auf den sozialen Medien oder komische Schönheitstrends werden maßgeblich davon beeinflusst, was jeder Einzelne konsumiert und sich anschaut. Höhere Aufrufzahlen bedeuten in der Regel für den Ersteller eine höhere Reichweite und größere Einnahmen. Dadurch spornt man andere an, sich diesen Trends ebenfalls anzuschließen und es wird mehr produziert.

Auch in der realen Welt greift dieses Prinzip. Sei es billige Mode, billiges Fleisch oder ähnliches. Der erhöhte Konsum fördert die Ausbeutung von Menschen in den Produktionsländern, auch wenn man sich dessen nicht direkt bewusst ist. Deswegen ist ein gesundes Konsumbewusstsein überaus wichtig. Schließlich werden wir früher oder später alle Rechenschaft für unser Verhalten ablegen müssen.

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