Fatima Payman, 27 Jahre alt, ist eine australische Politikerin mit afghanischen Wurzeln. Sie wurde am 20.06.2022 als Senatorin für West-Australien gewählt. Das macht sie zu ersten kopftuchtragenden Muslima im australischen Parlament.
Fatima Payman flüchtete als Kind mit ihren Eltern aus Afghanistan
Mit nur 5 Jahren floh Fatima Payman mit ihren Eltern vor der Taliban nach Pakistan. Ihr Vater fuhr im Jahre 1999 mit dem Boot nach Australien. Dort übte er dann Dienstleistungsberufe aus, bis er sich die Immigration seiner Frau und vier Kinder nach Australien leisten konnte. Mit acht Jahren und als Älteste der vier Kinder kam Fatima Payman schließlich nach Australien. 18 Jahre später und mit 27 Jahren ist Fatima Payman die drittjüngste Senatorin in der australischen Geschichte und die aktuell jüngste aktive Senatorin.
Fatima Payman möchte das Tragen des Kopftuches normalisieren
Sie hat es sich zu Aufgabe gemacht, mehr Menschen mit unterschiedlichen Wurzeln in die Politik zu involvieren bzw. ihr Interesse für die Politik zu wecken. Außerdem möchte sie die Bildung junger Kinder und den Klimawandel verbessern. Hinzu kommt, dass sie das Tragen des Kopftuches normalisieren möchte. Dies bedeutet, dass es nicht mehr im Vordergrund einer Person steht, ob sie ihren Kopf bedeckt oder nicht. Einzig und allein ihre Kompetenz sollte ausschlaggebend für das Ausüben eines Berufs sein.
Das Kopftuch ist in Deutschland immer noch ein Hindernis für das Ausüben vieler Berufe
Solch eine Situation wie in Australien scheint in Deutschland noch in weiter Ferne zu liegen. Eine kopftuchtragende Lehrerin, Polizistin oder Staatsanwältin ist kaum vorstellbar. Wie ist es dann, wenn eine Ministerin mit Kopftuch in den deutschen Bundestag gewählt werden würde? Leider ist der aktuelle Stand in Deutschland so, dass für viele Menschen das Kopftuch immer noch ein Zeichen mangelnder Integrationsbereitschaft darstellt. Hinzu kommt, dass man mit dem Kopftuch schlechte Deutschkenntnisse assoziiert. Deswegen wird oft dieser Vergleich gebracht, dass solange eine Muslima mit Kopftuch die Schule oder den Gerichtssaal putzt, dies kein Problem darstellt. So bald sie aber an den Lehrerpult oder in den Gerichtssaal möchte, stellt dies eine nicht überwindbare Problematik dar. Wenn man wirklich die muslimische Frau aus ihrer „Unterdrückung“ helfen möchte, sollte sie dann nicht in der Lage sein, jeden Beruf auszuüben den sie möchte? Würde man sie dadurch nicht stärken?
Auch das Argument der Wichtigkeit der Neutralität an solchen Arbeitsplätzen wird wieder nach eigenem Interesse ausgelegt. So ist eine Frau mit Kopftuch niemals neutral und kann auch nicht neutral auftreten. Eine Transgender-Frau ist aber neutral und präsentiert keine Ideologie nach außen. Das Tragen von religiösen Symbolen bedeutet nicht gleich, dass die Person nicht in der Lage ist in ihrem Beruf neutral zu sein und alle Menschen gleich zu behandeln. Genauso ist es nicht immer so, dass Menschen die neutral auftreten auch unvoreingenommen sind. Wir brauchen also als Gesellschaft andere Maßstäbe, um festzustellen, ob jemand für einen Beruf geeignet ist oder nicht und ob er diesen auch neutral ausüben kann. Die richtige Kompetenz und die individuelle Prüfung sind vielleicht solche Maßstäbe.