Es ist nicht zu erwarten, dass es in den „Qualitätsmedien“ ein großes Gedenken geben wird. Im März jährt sich der 20. Jahrestag des völkerrechtswidrigen Angriffskrieges der USA gegen den Irak zum 20. Mal. Auch dieser US-Angriffskrieg wurde mit zahlreichen Lügen eingeleitet. In diesen Tagen jährte sich die Rede des damaligen US-Außenminister Colin Powell vor dem UN-Sicherheitsrat, bei der er ein kleines Fläschchen hochhielt, um eine angebliche Bedrohung durch den Irak darzustellen. Seine ganze Show wurde später als eine Aneinanderreihung von Lügen entlarvt. Hatte dies irgendwelche Konsequenzen?
Haben diese Lügen deutsche Politiker und Qualitätsmedien, die zu Kriege führten, interessiert? Scott Ritter, ehem. US-Offizier und UN-Inspektor, äußerte sich dazu wie folgt: „Alles Lügen. Aber die Mainstream-Medien wiederholten seine Worte als eine Art Evangelium und die westliche Bevölkerung schluckte es, als wäre es als Manna vom Himmel gefallen. Mein Land und seine Verbündeten zogen in einen Krieg, auf der Grundlage von Lügen… Die Präsentation von Powell schuf einen Präzedenzfall für staatliche Lügen, eine Politik, die von den USA und weiten Teilen der westlichen Welt bis heute verfolgt wird.
Und täglich grüßt das Murmeltier
Die aktuelle Manifestation dieses Präzedenzfalls spielt sich derzeit vor den Augen der Welt ab, wenn man auf den Konflikt zwischen Russland und der Ukraine blickt. Wie im Fall des Irak und seinem angeblichen Anthrax, führen die USA eine Koalition fügsamer Partner an, die jetzt ähnliche Lügen über Russland verbreiten. Sei es durch das Ignorieren der Gründe über die russische Entscheidung in die Ukraine einzumarschieren und dies als “nicht provozierten Akt der Aggression” zu bezeichnen, bis hin zur Unterstützung für die ukrainische Version des “Butscha-Massakers”…
Colin Powell mag zwar nicht mehr unter uns sein, aber sein Vermächtnis lebt als das Fundament der Lügen weiter, auf dem die USA alles aufgebaut haben, was sie seit diesem schicksalhaften Tag vor zwanzig Jahren gesagt und getan haben.“ Scott Ritter täuscht sich hier – US-Kriegslügen gab es bereits lange vor dem Irak-Krieg. Man denke etwa an den sogenannten Tonkin-Zwischenfall, der als Begründung für den Vietnam-Krieg diente. In allen westlichen Mainstream-Medien wurde damals die amerikanische Version wiedergekäut, dass nordvietnamesische Schiffe zuerst feuerten, was sich später als Lüge herausstellte. Doch bleiben wir beim Irak.
Mehr Todesopfer
Wie viele Todesopfer der US-Angriffskrieg gegen den Irak wirklich gefordert hat, und das durch ihn ausgelöste Chaos unter der Zivilbevölkerung wirklich genau gefordert hat, ist nach wie vor unklar. Während die meisten Schätzungen zwischen 150.000 und einer halben Million Toten schwanken, errechnete das angesehene Medizinfachblatt “Lancet” über 650.000 “zusätzliche Todesfälle”. Dabei wird auch die zerstörte Infrastruktur und das Gesundheitssystem mit berücksichtigt. Ein weiteres Problem für eine genaue Schätzung der Todeszahlen ist der massive Einsatz radioaktiver Munition durch die US-Armee, der die Zahl der Leukämieerkrankungen v.a. unter Kindern im Südirak erhöhte. Es sterben somit immer noch Menschen an den Folgen dieses Krieges.
Diejenigen, die heute lautstark die Zerstörung ukrain. Infrastruktur als „Terrorismus“ anprangern, schwiegen, als man die irakische Infrastruktur zerbombte. Nicht nur das. Zahlreiche deutsche Politiker (wie die damalige Oppositionsführerin Angela Merkel) unterstützten und reisten zu US-Präsident George W. Bush nach Washington und drängten dazu, dass sich Deutschland an diesem völkerrechtswidrigen Krieg beteiligen sollte. Das Gebot der Gleichbehandlung im Rechtswesen gebietet normalerweise, dass solche Unterstützung völkerrechtswidriger Kriege vor Gericht landen, ansonsten sind die derzeitigen Verfahren gegen „Putinversteher“ eindeutige politische Prozesse.