Das hauptsächlich von den transatlantischen Netzwerken durchsetzten Mainstream-Medien geprägte politische Klima (man kann von einer Cancel Culture sprechen) toleriert abweichende Meinungen immer seltener und ist bestrebt, sie aus der Öffentlichkeit zu verbannen. Was früher fast nur für den Holocaust und die Kritik an der Politik des Staates Israel galt, ist inzwischen drastisch ausgeweitet. Während der »Corona-Zeit« hat dies ungeahnte Ausmaße erreicht, was aber auch zahlreiche Menschen schockiert hat, die Medien und Politik seitdem kritisch gegenüberstehen.
Seit einem Jahr führt man den Diskurs über den Konflikt in der Ukraine in den Mainstream-Medien außerordentlich einseitig. Auf die Vorgeschichte des Krieges, die Darstellung des Krieges bis zum russischen Einmarsch findet keine Erwähnung in den Medien. Insbesondere die Rolle der NATO, insbesondere der USA, bei der Entstehung des Konflikts zwischen Russland und der Ukraine ist ein absolutes Tabu. Heute weiß man (durch die jüngsten Äußerungen von Merkel und Hollande), dass das Minsker Abkommen nicht dem Zweck diente, Frieden zu schaffen, sondern ein “Versuch war, der Ukraine Zeit zu geben, um sie stärker zu machen“, wie es Merkel formulierte. Doch eine Debatte in den „Qualitätsmedien“, was das wirklich heißt, gibt es nicht. Ein völliges Tabu sind auch deutsche Interessen oder der Anschlag auf Nord-Stream 2.
Die aberwitzige Kampagne gegen Sahra Wagenknecht und Alice Schwarzer, die inzwischen direkten Dffamierungen und Beleidigungen einschließt, obwohl sie „nur“ ein Ende der Waffenlieferungen und Verhandlungen fordern, zeigt, wie schwer es abweichende Meinungen in der angeblichen Musterdemokratie inzwischen haben. Auch der Schweizer Historiker Dr. Daniele Ganser erhielt in letzter Zeit immer mehr Absagen für seine Auftritte von den Städten.
Jetzt trifft es Roger Waters
Diese Erfahrung muss nun auch der Pink-Floyd-Mitgründer Roger Waters machen. Die Stadt Frankfurt/M. und das Land Hessen wollen nun ein Konzert von Waters in der Festhalle der Mainmetropole im Mai absagen. Die Geschäftsführung der Messe solle dem Sänger „unverzüglich aus wichtigem Grund außerordentlich“ kündigen. Die Stadt Frankfurt begründete ihr Vorgehen damit, dass Roger Waters einer der »reichweitenstärksten Antisemiten der Welt« sei.
Wie äußert sich dieser angebliche Antisemitismus? Er habe mehrfach einen kulturellen Boykott Israels gefordert und Vergleiche zum Apartheidsregime Südafrikas gezogen, so heißt es.
Wahr ist, dass sich Waters gegen die Unterdrückung des palästinensischen Volkes positioniert, seit er 2006 zum ersten Mal das Westjordanland besucht hatte. Als er auf die BDS-Bewegung angesprochen wurde, äußerte er seine Unterstützung für die Kampagne. Einen Sänger wegen seiner politischen Meinung aus der Öffentlichkeit zu verbannen, ist ein typisches Beispiel für eine »Cancel Culture«.
Alle abweichenden Meinungen sollen aus der Gesellschaft verschwinden – insbesondere bekannte Persönlichkeiten, die diese vertreten, müssen diffamiert und herabgewürdigt werden. So erging es kürzlich der US-Journalistenlegende Seymour Hersh. Der vorher vom „Spiegel“ in höchsten Tönen gepriesene Journalist, der nun die US-Urheberschaft am Nord-Stream 2-Anschlag bewiesen hatte, wird seitdem nicht nur vom „Spiegel“ als „umstritten“ bezeichnet und die Frage aufgeworfen, wie ein Journalist nur derartig verkommen konnte. Der Philosoph Alexander Ulfig spricht angesichts der Cancel Culture in Deutschland inzwischen von »einem Rückfall hinter die Errungenschaften der europäischen Aufklärung«.
Bild: Waters mit einer Palästina-Fahne bei einem Konzert-