In einigen Tagen beginnt der heilige Monat Ramadan, welcher durch seine Besonderheit auch der Monat der Gemeinschaft ist. Wir alle sind die Gäste Gottes in diesem gesegneten Monat. Doch aufgrund der immer noch bestehenden Pandemie wird er dieses Jahr erneut geprägt sein von gewissen Maßnahmen. Diese Maßnahmen schränken unser Gemeinschaftsgefühl, welches wir sonst gewohnt sind, ein. Hier stellt sich nun jedoch die Frage, ob und wie wir dennoch ein Gemeinschaftsgefühl entwickeln und spüren können. Manchmal machen wir Menschen nämlich vieles davon abhängig, ob etwas im Äußeren sichtbar, bzw. für uns physisch greifbar ist. Vieles kann jedoch auch die physischen Dimensionen überschreiten und die Grenzen auflösen, welche wir uns selbst meistens setzen.
Wir alle sind Gäste in diesem Monat Ramadan. Eingeladen von demselben Gastgeber, von Gott, um von Seiner Tafel speisen zu können. Wir wurden alle ohne Ausnahme eingeladen, um uns im Meer Seiner Liebe reinzuwaschen, unsere Lasten, Sünden und unsere Sorgen loszulassen, um mit neuer Lebensenergie durch dieses Leben zu schreiten. Vielleicht sind wir alle dieses Jahr erneut größtenteils physisch getrennt voneinander, doch spüren und erleben dadurch umso mehr die seelische Verbundenheit, welche im Herzen mündet und uns alle vereint, weil wir eben alle die Gäste desselben Gastgebers sind. Und vielleicht liegt der Segen darin, eine innere Stärke zu entwickeln, welche uns dann als Gemeinschaft wahre Stärke verleiht. Möge Gott uns diesen Monat erneut erleben lassen, uns vergeben, wir all jene nicht vergessen, die nicht mehr unter uns weilen und wir die Gemeinschaft äußerlich, als auch innerlich stärken, indem wir uns als Teil eines Ganzen verstehen.
Der Frühlingsbeginn markiert den Zeitraum im Leben von uns Menschen, welcher uns lehrt, dass keine Tage gleich bleiben und wir nicht auf ewig in ein und derselben Situation verharren werden. So liegen in der Natur Zeichen für uns Menschen, die uns zu verstehen geben sollen, dass wir uns in einem stetigen Wandlungsprozess befinden und wie wir Schicksalsschläge meistern können.
Im heiligen Quran heißt es, dass mit der Erschwernis die Erleichterung kommt (94:6). Die Saat gedeiht nicht allein durch die Sonnenstrahlen, sondern bedarf auch dem Regen, um wachsen zu können. So ist es auch mit uns Menschen, wir können nicht wachsen, ohne geprüft zu werden. Viele verfallen oftmals jedoch in ein Loch während bzw. nach der Prüfung.
Wenn gewisse Dinge im Leben von uns Menschen nicht nach Plan laufen, dann stimmt das uns Menschen oft sehr negativ und aus dieser Negativität finden wir oftmals nur schwer wieder heraus, wobei diese Situationen uns vielleicht lehren sollen, dass der Ausgang einer Sache nicht in unseren Händen liegt. Gott möchte uns dabei helfen, den Segen in einer Sache zu sehen.
Musa und Khidr
Er (swt) möchte uns lehren, dass wir die Dinge nicht oberflächlich betrachten sollen, sondern möchte Er (swt) uns durch all diese Situationen eine Einsicht mitgeben. So wie in der Geschichte des Propheten Musa (as) und Khidr (as). Wir sollen Dinge nicht nach dem äußeren Erscheinungsbild beurteilen, sondern in die Tiefen eintauchen. Denn auch wenn der Mensch immer wieder von Prüfungen und Schicksalsschlägen heimgesucht wird, die zunächst keinen Sinn zu ergeben scheinen, so lehrt uns Gott, dass Er (swt) der Allwissende ist und in allem eine Weisheit steckt. Und so heißt es: „Wir werden ihnen Unsere Zeichen am Gesichtskreis und in ihnen selbst zeigen, bis es ihnen klar wird, dass es die Wahrheit ist. Genügt es denn nicht, dass dein Herr über alles Zeuge ist?“ (Quran 41:53)
Die Bedeutung der Barmherzigkeit gegenüber allen Lebewesen im Islam ist leider viel zu wenig bekannt. Im Quran heißt es wiederholt, dass Gott der „Barmherzigste aller Barmherzigen“ (z.B. Sure 12,64) ist, am Anfang jeder Sure (bis auf eine) wird Er als „der Allerbarmer“, „der Barmherzige“ bezeichnet. Ein gläubiger Mensch wird die Barmherzigkeit Gottes nicht erfahren, wenn er (oder sie) nicht selbst barmherzig ist. Das geht aus zahlreichen Hadithen hervor. So heißt es bei Bukhari kurz und knapp: “Wer sich nicht erbarmt, dem wird sich nicht erbarmt.” (Bukhari 22,107) In einem Hadith : „Den Barmherzigen ist Allah barmherzig. Seid barmherzig gegenüber denen, die auf Erden sind, dann sind auch die im Himmel (Allah und die Engel) euch gegenüber barmherzig.“ (Abû Dâwûd, Adab, 58)
Diese geforderte Barmherzigkeit gilt ausdrücklich gegenüber allen Lebewesen, d.h. auch gegenüber Tieren. So gilt im Islam das Verbot Tiere zu quälen, nicht einmal eine Ameise (z.B. An-Nawawi, Riyadus Salihin, 1610), Tiere aus Spaß oder „sportlichen Gründen“ als Zielscheibe zu missbrauchen (Ebenda, 1601) oder Tiere einzusperren, um sie zu töten (Ebenda, 1602). In einem anderen Hadith berichtet Ibn Masud, wie Gefährten des Propheten (saws) einem Vogel zwei Küken wegnahmen, als sich der Gesandte kurz entfernte. Daraufhin wurde der Prophet zornig und sagte: „Wer hat dieses (Rothuhn) mit seinen Kindern erschreckt? Bringt ihm seine Kinder zurück!“ (Ebenda, 1610).
Am 15. März 2019 starben 51 unschuldige Menschen (Kinder, Frauen und Männer) in Christchurch (Neuseeland) durch einen Rechtsterroristen. Mit einem Sturmgewehr ermordete er sie kaltblütig, während sie sich zum Freitagsgebet versammelt hatten. Der Jüngste unter ihnen war gerade einmal drei Jahre alt und der Älteste unter ihnen 71 Jahre. Der Terroranschlag, wurde auf zwei Moscheen ausgeübthinterließ neben den Opfern auch viele Verletzte und gebrochene Herzen zurück. Eines der ersten Opfer, denen der Rechtsterrorist das Leben nahm, grüßte diesen zuvor noch, indem er ihm sagte „Hello Brother“. Der Mann in der Moschee ging vom Guten aus und starb in Frieden, weil der Frieden in seinem Herzen war. Der Islam ist eine Religion des Friedens, was uns immer wieder durch solche Menschen gezeigt wird, die den Frieden in ihren Herzen tragen, egal wie die äußeren Umstände auch aussehen mögen.
In Neuseeland galt die meiste Aufmerksamkeit den Verstorbenen und ihren Hinterbliebenen. Man wollte dem Terroristen nicht noch mehr Aufmerksamkeit geben, als er bereits bekam. Dieser Tag in Christchurch darf nicht in Vergessenheit geraten, weil er uns zeigt, wozu hasserfüllte Ideologien imstande sind. 51 Menschen starben durch den Hass eines Menschen. Neuseeland hat uns durch diesen Akt gezeigt, wie man mit Empathie den Menschen begegnet und es als Selbstverständlichkeit zu sehen, das Land zu einem Ort der Sicherheit für alle Bürger/innen machen zu wollen.
Mögen die Opfer in Frieden ruhen und Gott den Hinterbliebenen viel Kraft und Geduld geben.
“Betretet sie in Frieden und in Sicherheit.” Quran (15:46)
Ist das äußere Erscheinungsbild eines Menschen entscheidend dafür, ob jemand Muslim/a sein kann oder als Muslim/a gesehen bzw. anerkannt wird? Folgende Aussage aus einem Video: „Ich bin kein Muslim, warum sagen alle Muslim. Ich bin Deutsch, ich sehe doch gar nicht aus wie ein Muslim.“ Doch wie sieht denn ein Muslim aus? Ist nur die Frau mit dem Kopftuch eine Muslima bzw. der Mann mit dem Bart ein? Ist es der Name, der darüber entscheidet, ob jemand dem Islam angehört oder nicht? Oder ist es die arabische Sprache oder die Herkunft, die darauf hinweist, dass dieser Mensch keinen anderen Glauben haben kann?
Leben nicht in bspw. in Ländern wie Irak, Syrien, Libanon Menschen, die dem Christentum oder auch dem Judentum angehören? Und gibt es nicht auch viele Muslime, welche vielleicht nicht aus Ländern stammen, die direkt mit dem Islam in Verbindung stehen?
Religionen, und in dem Fall der Islam, sind nicht für bestimme Menschengruppen erschaffen worden. Ihr Ziel ist es mit ihrer Botschaft die Herzen aller Menschen zu erreichen. Der Prophet des Islam kam als Barmherzigkeit für die gesamte Welt (Koran 21:107) und diese Barmherzigkeit erstreckt sich demnach über die ganze Welt und ist somit allumfassend.
Prototyp
Die oben getätigte Aussage aus dem Video zeigt, wie viel Ignoranz und Unwissenheit noch in der Gesellschaft vorhanden sind. Muslim/a zu sein bedeutet nicht, aus einem bestimmten Land zu stammen oder eine gewisse Nationalität zu haben und hat auch nichts mit dem äußeren Erscheinungsbild eines Menschen zu tun. Es ist kein Widerspruch Deutsche/r (oder jede andere Nationalität zu haben) und dabei dennoch Muslim/a zu sein. Wenn wir dies nicht verstehen, dann grenzen wir Menschen – aus und in unseren eigenen Reihen – aus, nur weil sie einem gewissen Prototyp nicht entsprechen, welcher in unseren Köpfen vorhanden ist.
Ein vernünftiger Muslim (bzw. eine Muslima) versteht in seinem (bzw. ihrem) alltäglichen Leben, dass er (bzw. sie) stets als Botschafter (Botschafterin) seiner (ihrer) Religion auftritt, um so mehr man als Muslim(a) nach außen erkennbar ist. Ein jedes Fehlverhalten schlägt als negatives Urteil auf die Religion zurück („So sind sie alle, die Muslime“). Hier geht es um nicht mehr oder weniger als um das Ansehen der islamischen Religion! Der Prophet (saws) sagte: „Wahrlich, ich bin gesandt worden, um die edlen Charaktereigenschaften zu vervollkommnen.“ (Baihaqī Hadith Nr. 21301) Ein jeder muss daran arbeiten, seine schlechten Charaktereigenschaften abzulegen, und ein gutes Benehmen an den Tag legen.
Es gibt keine Ausrede, dass das Christen oder Ungläubige wären und man sich daher schlecht verhalten könne. Im Koran heißt es eindeutig: „Und seid gut zu den Eltern, den Verwandten, den Waisen, den Armen, dem Nachbarn, sei er einheimisch oder aus der Fremde, zu den Kollegen, den Reisenden…“ (Sure 4,36) Insbesondere die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft gegenüber den Nachbarn ist im Islam von großer Bedeutung. Unser Prophet sagte: „Dschibrîl hörte nicht auf, mich zu ermahnen, dem Nachbarn Gutes zu tun, bis ich dachte, er würde ihn zum Erben erklären!“
Vor einigen Jahren fragte ich eine alte Frau nach der Wohnung eines Freundes. Ein Freund den ich an der UNI kennengelernt hatte. Die befragte alte Frau fing gleich an zu schwärmen: „Das ist ein ganz besonderer Mensch, der hilft mir immer meine Einkäufe hochzutragen und hat mich sogar im Krankenhaus besucht“. Ich dachte mir: So sollte es überall sein, wo ein(e) Muslim(a) in einem Haus wohnt!
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