„Die Befolgung der Gebote meiner Religion ist für mich wichtiger als die Gesetze des Staates, in dem ich lebe“ – dieser Punkt ist Teil einer Umfrage zum islamischen Religionsunterricht, die in NRW gerade durchgeführt wird. Der Auftrag der Umfrage kommt Bildungsministerium NRW und wird von der Universität Münster, der Fakultät für islamische Theologie und Prof. Dr. Mouhanad Khorchide durchgeführt. Würde man diese Fragen auch Mitbürgern anderer Religionsgruppen stellen?

Mit dieser Umfrage soll die Qualität des Religionsunterrichts evaluiert werden. Ein normaler Prozess in Schule, Ministerien und Firmen, um die Qualität der Arbeit zu steigern und möglich Schwachstellen auszumachen. Die jetzt begonnene Studie zum Islamunterricht erwirkt den Anschein, das Ergebnis bereits vorwegzunehmen. Sie ist auf Stereotypen fokussiert und enthält Fragen, die bewusst Gegensätze konstruieren, so der Verband Muslimischer Lehrkräfte.1 Es wirkt, als wolle man Muslime bewusst in die Enge drängen.

Folgende Fragen werden unter anderem gestellt:

„Die Befolgung der Gebote meiner Religion ist für mich wichtiger als die Gesetze des Staates, in dem ich lebe“

„Ich trage das Kopftuch, weil meine Eltern das erwarten“

„Es ist die Pflicht jedes Muslims, Ungläubige zu bekämpfen und den Islam auf der ganzen Welt zu verbreiten“

„Ich finde es angemessen, wenn Frauen in der Moschee weiterhin hinten oder separiert beten.“

„Alles, was im Koran steht, muss wörtlich ins hier und jetzt übertragen werden.“

An der Studie sollen Lehrer und Schüler teilnehmen. Dabei werden die Eltern der Schüler vorher nicht gefragt oder informiert. Man kann von Lehrern erwarten, dass sie wissen, wie man mit solchen Fragen umzugehen hat. Bei Schülern, die sich in der Entwicklung befinden und mit vielen extremen Erfahrungen in Kontakt kommen, sei es in Form von Religion, Social Media, Sport, Sexualität oder Politik kann man diese Erwartung nicht haben. Zumal man sich fragen muss: Wie ernst nimmt jeder einzelne Schüler diese Umfrage und mit welcher Stimmung und Einstellung werden diese Fragen beantwortet?

Das Ergebnis der Studie ist vorauszusehen: Die meisten jungen Muslime haben ein extremes Verständnis vom Islam, bei dem man Nichtmuslimen mehrheitlich feindlich gesinnt ist und Frauen unterdrückt werden sollen. Der Leitsatz für einen Artikel der Bild, des Spiegels und der deutschen Medien, gestützt durch eine Studie der renommierten Universität Münster.

Würde man anderen Religionsgemeinschaften oder politischen Richtungen in Deutschland ebenfalls einen solchen Fragebogen vorlegen? Ohne Zweifel ist der Islam die am schnellsten wachsende Religion in weltweit2, so auch in Deutschland.3 Liegt das daran, dass der Islam die Menschen mit Angst erfüllt? Warum konvertieren viele Frauen zu einer frauenfeindlichen Religion? Folgen diese jungen Menschen dem vermeintlichen Gewaltaufruf gegenüber Ungläubigen, der dem Islam vorgeworfen wird. Artikel füllen derzeit die Nachrichten, in denen es heißt: „Kinder konvertieren aus Angst zum Islam“, weil sie keine Außenseiter sein wollen.4 Dass es junge Muslime gibt, die durch Extremismus für Unruhe im Schulfrieden sorgen, wurde durch die Medien bereits bekannt. Betrifft das jedoch die Mehrheit der praktizierenden Muslime? Könnte es nicht sein, dass sich junge Menschen heute nach mehr Spiritualität, engeren familiären Werten und einem Leben in einer zusammenhaltenden Gemeinschaft frei von Rassismus sehnen? Ein Ansatz, den der Islam auf jeden Fall bietet und dem die deutsche Gesellschaft auf kaum einer Linie gerecht wird.

Lehrer und Eltern fordern nun gemeinsam mit dem Verband Muslimischer Lehrkräfte, dass diese Studie sofort eingestellt wird und auf einen wissenschaftlichen Standard hin überarbeitet wird. Möchte man in Frieden und Gerechtigkeit gemeinsam Leben, müssen diese Werte auch von den formenden Instanzen wie Regierung und Bildungsapparat vorgelebt werden.


  1. https://www.instagram.com/p/C6YLcs1rtEn/?igsh=MXZnZ3M1Z3gyaXQyOQ%3D%3D&img_index=1 ↩︎
  2. https://www.pewresearch.org/short-reads/2017/04/06/why-muslims-are-the-worlds-fastest-growing-religious-group
    ↩︎
  3. https://www.pewresearch.org/religion/2017/11/29/the-growth-of-germanys-muslim-population-2/ ↩︎
  4. https://www.focus.de/politik/deutschland/scharia-polizei-angst-vor-streng-muslimischen-kindern-an-deutschen-schulen-staatsschuetzer-warnt_id_259880250.html ↩︎