Am 28.09.2022 äußerte sich die Kabarettisten Sarah Bosetti auf dem ZDF Satire YouTube Kanal über das Kopftuch. Ihre und weitere ähnliche Aussagen, die meist von Frauen getätigt werden, zeigen das verzerrte Bild über die Frau und das Kopftuch im Islam.

„Bosetti will reden“ und zwar über das Kopftuch

Unter dem Namen „Bosetti will reden” veröffentlicht die Kabarettisten wöchentlich ein Video, in dem sie über brandaktuelle Themen spricht. Dies macht sie auf einer teils ernsten und teils satirischen Art. In ihrem Video vom 28.09.2022 sprach sie über das Kopftuch und die aktuellen Unruhen im Iran. Dabei war ein nicht richtig getragenes Kopftuch und der darauffolgende Tod von Mahsa Amini, der angeblich durch die Sittenpolizei herbeigeführt wurde, Auslöser für diese Unruhen. Über Religion im Allgemeinen und das Kopftuch selbst findet Bosetti klare Worte:

„Ich kann mit Religion nichts anfangen, egal mit welcher und ich finde das Kopftuch furchtbar. Die Idee dahinter ist sexistisch und es fällt mir schwer darin etwas anderes zu sehen, als den Herrschaftsanspruch von Männern, die der Kontrolle ihrer eigenen Triebe nicht trauen und die sich, weil sie eigentlich wissen, dass Frauen ihnen nie gehört haben und nie gehören werden, auf einen Schöpfer berufen, wie reiche Anwaltssöhne auf ihren Papi. Das sind meine ehrlichen Gefühle zum Kopftuch.“

Sie gibt aber zu, dass ihre Meinung nicht relevant ist:

„Glücklicherweise ist mir klar, dass meine Gefühle zum Kopftuch, zu den irrelevantesten auf diesem Planeten gehören.“

Jedoch bedient sie mit solch einer Aussage ein Klischee und beeinflusst damit unterbewusst die Zuschauer. Sie ist nämlich nicht die Einzige, die solch eine Meinung zu dem Kopftuch hat. Aktuell äußerte sich die deutsche Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) ähnlich über das Kopftuch. 

„Und es hat doch mit dem Islam zu tun“

Die Ehemalige Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Kristina Schröder klärt auf ihre Homepage mit ihren 10 Thesen über wichtige Themen rund um den Islam und Muslime auf. Der Titel lautet interessanterweise „Und es hat doch mit dem Islam zu tun“. Dieser Titel ist daher gewählt, da Muslime, soweit sie sich verteidigen, meist die Aussage treffen, das gewisse Sachverhalte richtigerweise nichts mit dem Islam zu tun haben. Über das Kopftuch und Frauen, die es aus freien Stücken tragen sagt Schröder folgendes:

„Diese innere Haltung ändert nichts daran, dass diese Frauen objektiv das Banner des radikalen Islams auf ihrem Kopf tragen. Denn genau diese Bedeutung hat das Kopftuch und erst recht die Burka weltweit. Wenn irgendwo islamistische Despotien entstehen, ist es meist der erste Schritt der neuen Machthaber, die Frauen zu verhüllen. (…) Wer in einem freien Land wie Deutschland diese Banner eines radikalen Islams trägt, macht damit eine politische Aussage, ob er will oder nicht. Daher ist das Verbot des Kopftuchs im Staatsdienst richtig und daher sollten wir die noch wesentlich menschenverachtendere Burka in Deutschland auch, soweit es unsere Verfassung nur irgendwie zulässt, verbieten.“

Das verzerrte Bild über das Kopftuch

Diese und andere Aussagen, die oft in den Medien über das Kopftuch getätigt werden, spiegeln das verzerrte Bild in der deutschen Gesellschaft wider. Die eigene moralische Vorstellung, die sich mit dem jeweiligen Zeitgeist ändert und anpasst, wird als Maßstab aller Dinge genommen. Jede Frau, die sich nach den islamischen Regeln bedecken möchte, ist unterdrückt. Außerdem tätigt sie eine politische Aussage, ob sie will oder nicht. Schließlich ist das Kopftuch ein Zeichen des „radikalen Islams“.

Wie sehr hat man sich mit dem Islam beschäftigt, um zu entscheiden, was ein radikaler Islam ist und welche Zeichen dieser Islam besitzt? Wie sehr kennt man sich mit der islamischen Geschichte aus und die vielen Rechte und Freiheiten, die der Islam für die Frau eingeführt hat? Hat man sich vielleicht von den Medien ein gewisses Bild über die Frau im Islam und das Kopftuch vorgeben lassen? Ein Bild, welches einerseits aus falsch verstandenen und aus dem Kontext gerissenen Koranversen und andererseits aus einem Verhalten gegenüber den Frauen, welches durch Kultur und Tradition beeinflusst ist, besteht.  

Wie fühlen sich muslimische Frauen, die das Kopftuch aus freien Stücken und Überzeugung tragen. Wird ihnen nicht das Recht abgesprochen, sich frei zu entfalten? Gehört jede Frau, die ein Kopftuch trägt, gleich in eine politische Schublade? In Zeiten in der jede Neigung und jede Ausdrucksform ein Zeichen von Freiheit ist, erlebt gerade die muslimische Frau von allen Seiten Versuche, ihr zu erklären, wie sie ihre eigene Freiheit zu verstehen und auszuleben hat.    

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