Am Montag tritt eine Erneuerung der Richtlinie zur Gewinnung von Blut und Blutbestandteilen und zur Anwendung von Blutprodukten der Bundesärztekammer in Kraft, die das Blutspenden für homo- und bisexuelle Männer erleichtern soll.

Sexuelle Orientierung nicht mehr wichtig dafür aber Sexualpraktik

Die Erneuerung sei im Einvernehmen mit dem Paul-Ehrlich-Institut sowie unter Beteiligung des Bundesgesundheitsministeriums und des Robert Koch-Instituts erfolgt. Vor allem Schwulenverbände hatten die bisherige Praxis als diskriminierend bewertet. Künftig erfolgt die Risikobewertung von Blutspenden unabhängig von der sexuellen Orientierung und der Geschlechtsidentität.

Dies bedeutet, dass man potentielle Spender nicht mehr nach der sexuellen Orientierung, sondern nach der Anzahl der Sexualpartner und der Sexualpraxis befragen wird. Das heißt auch heterosexuelle Menschen müssen künftig konkrete Angaben zu ihrer Sexualpraxis machen. So darf die Person kein Blut spenden, die „innerhalb der letzten vier Monate ein Sexualverhalten aufgewiesen hat, das ein deutlich erhöhtes Übertragungsrisiko für durch Blut übertragbare schwere Infektionskrankheiten birgt“. Ziel der Risikoanalyse ist es, die Übertragung einer Infektion auf den Empfänger einer Blutspende möglichst zu verhindern.

Bislang galt es noch als risikoreich, wenn ein Mann innerhalb der letzten vier Monate Geschlechtsverkehr mit einem neuen Mann hatte. Bei Geschlechtsverkehr zwischen Mann und Frau wurde hingegen nur die Person für vier Monate zurückgestellt, die häufig wechselnde Partner/Partnerinnen hatte.

Erneuerung weiterhin diskriminierend für homo- und bisexuelle Männer

Das reicht aber der Deutsche Aidshilfe und den Schwulen-Vertretern nicht aus. Sie sehen die Erneuerung nach wie vor als diskriminierend an. So würden die meisten schwulen Männer weiterhin ausgeschlossen werden.

Es sei nicht nachvollziehbar, warum Schutzmaßnahmen wie Kondome und HIV-Prophylaxe in der Risikobewertung nicht berücksichtigt würden. Das Ziel der Ampelkoalition, der Diskriminierung schwuler Männer und Transmenschen ein Ende zu setzen, sei gescheitert.

Der Berliner Queer-Beauftragte Alfonso Pantisano teilte mit: „Ich bin echt fassungslos.“ … „Die Diskriminierung bleibt. Männer, die Sex mit Männern haben, sind weiterhin ausgeschlossen, wenn sie innerhalb von vier Monaten mit mehr als einem Mann Analverkehr haben.“ Jedoch hätten sich für Heterosexuelle die Regeln zum Blutspenden verschärft.

Praktizierende Homosexuelle immer noch größte Risikogruppe

Nach Angaben des RKIs zeigen epidemiologische Daten, dass Sex unter Männern mit einem besonders hohen Übertragungsrisiko für verschiedene Infektionen einhergeht. Etwa zwei Drittel der jährlichen Neuinfektionen mit HIV fielen auf praktizierende Homo- oder Bisexuelle. Auch bei Syphiliserkrankungen, bei denen der Infektionsweg bekannt sei, wurden dem RKI zufolge 85 Prozent aller Erkrankungen auf Sex unter Männern zurückgeführt (Stand: September 2021). Bis 2017 durften deswegen diese Männer und Transmenschen sogar gar nicht Blut spenden. Unter diesem Blickpunkt ist auch eine gute Untersuchung nach Infektionen nicht ausreichend, da beispielsweise Antikörper auf HIV immer erst nach einer gewissen Zeit nachweisbar sind.

Um Personen mit unmoralischem Sexualverhalten, die statistisch gesehen eine große Risikogruppe darstellen, nicht zu diskriminieren, hebt man Sicherheitsvorkehrungen auf, da diese nur auf unbegründete Ängste basieren. Da es den Schwulenvertretern aber noch nicht reicht, kann man sehr stark davon ausgehen, dass zukünftig noch größere Lockerungen, auch in anderen Lebensbereichen, auf uns zukommen werden. Wer die tatsächlichen Leidtragenden dabei sein werden ist uninteressant.

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