Die Künstliche Intelligenz (KI) spielt im Leben der Menschen eine immer größere Rolle – sie ist ein Megatrend, der unser Leben immer mehr prägt. Wie bei vielen wissenschaftlich-technischen Errungenschaften birgt die KI ungeahnte Möglichkeiten, aber auch enorme Risiken und Gefahren in sich. Der große Physiker Stephen Hawking hat darauf wie folgt aufmerksam gemacht: „Das erfolgreiche Schaffen einer effektiven künstlichen Intelligenz könnte das größte Ereignis in der Geschichte unserer Zivilisation sein. Oder das schlimmste.“

KI kann nach manchen Einschätzungen etwa 1 Milliarde Jobs auf der Welt überflüssig machen. Doch damit nicht genug. Wie gefährlich kann KI für die Menschheit werden? Der Computerwissenschaftler Geoffrey Hinton antwortete erst kürzlich in einem Interview im US-Fernsehen auf die Frage, ob KI die Menschheit auslöschen kann, wie folgt: „Ich denke, es ist nicht undenkbar.“ Er schätzt, dass in den nächsten 20 Jahren eine Allgemeine Künstliche Intelligenz geschaffen wird, die jede intellektuelle Fähigkeit des Menschen erlernen kann.

Angesichts solcher Perspektiven haben auch Elon Musk und Yuval Harari vor Kurzem einen Aufruf an alle KI-Labore verfasst, das Training von KI-Systemen, die leistungsfähiger als GPT-4 sind, sofort für mindestens 6 Monate auszusetzen. Darin machen sie auf die Probleme wie folgt aufmerksam: „Sollen wir zulassen, dass Maschinen unsere Informationskanäle mit Propaganda und Fehlinformationen überfluten? Sollen wir alle Jobs automatisieren, auch die erfüllenden? Sollten wir menschliche Intelligenzen entwickeln, die uns irgendwann zahlenmäßig überlegen sein werden, uns überlisten, überflüssig machen und ersetzen könnten? Sollen wir einen Verlust der Kontrolle über unsere Zivilisation riskieren?“

Mensch vs. Maschine

Gerade auch der letzte Punkt erscheint aus islamischer Sicht bedeutend. Nach dem Koran hat Gott mit dem Menschen einen Khalifa – einen Stellvertreter – auf der Erde eingesetzt (Sure 2,30), wobei der Mensch aber Gott dafür Rechenschaft leisten muss. Gott hat somit keine Maschinen eingesetzt, die an die Stelle des Menschen treten könnten.

Der Mensch muss somit alles unternehmen, um die Kontrolle zu behalten bzw. sicherzustellen. Aus dieser Perspektive ist der Aufruf von Musk zu verstehen, aber in dieser Form nicht wünschenswert. Es ist zweifelhaft, ob eine sechsmonatige Pause überhaupt funktionieren würde, da dann Firmen bevorteilt werden würden, die solche Modelle bereits besitzen. Ein öffentlicher Forschungsstopp ist auch deshalb nicht erstrebenswert, weil man sonst auch nicht herausfinden kann, wie man KI-Systeme besser einsetzen und kontrollieren kann, worauf der Schwerpunkt der Forschung liegen sollte.

Beitragsbild: Elon Musk and the Neuralink (Wikimedia Commons)