
Am 19. Mai 2025 hätte Malcolm X seinen 100. Geburtstag gefeiert. Der afroamerikanische Bürgerrechtler, geboren als Malcolm Little, durchlief in seinem kurzen, aber intensiven Leben zahlreiche Transformationen: vom Kleinkriminellen zum charismatischen Sprecher der Nation of Islam, vom radikalen Separatisten zum Verfechter universeller Menschenrechte. Sein Streben nach Wahrheit und Gerechtigkeit bleibt bis heute inspirierend. Dieses Streben führte ihn am Ende zur Erkenntnis, dass der Wert des Menschen in seinem menschlichen Verhalten liegt, nicht in Zugehörigkeit einer Nation, einer Rasse oder Hautfarbe.
Ein Leben zwischen Extremen
Malcolm X wuchs in einem von Rassismus und Gewalt geprägten Amerika auf. Nach Jahren der Kriminalität und Inhaftierung fand er im Gefängnis zum Islam und wurde ein prominenter Vertreter der Nation of Islam. Malcolm X wurde in dieser Zeit bekannt für seine kompromisslosen Reden und seine Forderung nach Freiheit “by any means necessary” – mit allen notwendigen Mitteln.
Die Pilgerfahrt als Wendepunkt
Im März 1964 verließ Malcolm X die Nation of Islam und unternahm er die Hadsch, die Pilgerfahrt nach Mekka. Dort erlebte er eine spirituelle Erneuerung und sah Muslime aller Hautfarben in Einheit beten. In einem Brief schrieb er: “Ich habe noch nie zuvor eine so aufrichtige und wahre Brüderlichkeit gesehen, die von allen Hautfarben gemeinsam praktiziert wurde, unabhängig von ihrer Hautfarbe.” Diese Erfahrung führte zu einer fundamentalen Veränderung in seinem Denken: Er erkannte, dass Rassismus nicht angeboren, sondern erlernt ist, und dass der Islam eine Lösung für das Rassenproblem und für Diskriminierungsproblem in den Völkern der Welt bieten kann.
Nach seiner Rückkehr in die USA setzte sich Malcolm X verstärkt für universelle Menschenrechte ein. Er erkannte, dass der Kampf gegen Rassismus nicht nur ein afroamerikanisches Anliegen ist, sondern alle unterdrückten Völker betrifft.
Aktuelle Relevanz seiner Botschaft
Malcolm Xs Botschaft ist heute aktueller denn je. Die anhaltenden Konflikte im Nahen Osten, insbesondere die Situation in Gaza, erinnern an die Zeiten, in denen Afroamerikaner in den USA als Bürger zweiter Klasse behandelt wurden. Israels Finanzminister Bezalel Smotrich sprach kürzlich von der “totalen Zerstörung” Gazas als Ziel, was international für Empörung sorgte. Der Minister für kulturelles Erbe Amihai Eliyahu sagte vor einigen Monate „Wir müssen Wege finden, die für die Menschen in Gaza schmerzhafter sind als der Tod.“ Solche Aussagen werfen Fragen zur Gleichbehandlung und zu Menschenrechten auf in der „einzigen Demokratie im Nahen Osten“ auf, wie Israel von deutschen und westlichen Politikern gepriesen wird.
Auch in Deutschland sehen sich Muslime oft mit Vorurteilen und einseitiger Berichterstattung konfrontiert. Die Neuen deutschen Medienmacher kritisieren, dass Medienberichte über Muslime häufig negativ gefärbt sind und somit anti-muslimische Stimmungen fördern. Muslime spüren zunehmen Ungleichheit bei Bildungs- und Berufschancen auf Grund ihres Glaubens oder ihrer Herkunft.
Sein Vermächtnis war der Wandel
Malcolm X bleibt eine faszinierende Figur, nicht nur wegen seiner eloquenten Reden oder seines Mutes, revolutionäre Gedanken auszusprechen. Seine wahre Größe lag in seiner Fähigkeit zur Selbstreflexion und Veränderung. Er zeigte, dass es möglich ist, tief verwurzelte Überzeugungen zu hinterfragen und sich auf der Suche nach Wahrheit weiterzuentwickeln. Sein Leben lehrt uns, dass der Weg zur Gerechtigkeit oft über persönliche Transformation führt und dass Reisen und Erfahrungen in andere Länder und Zusammentreffen und Gespräche mit anderen Menschen zu gegenseitigem Verständnis und Einsicht führen können.
Sein Erbe inspiriert weiterhin Menschen weltweit, sich gegen Unterdrückung zu erheben und für Gleichheit und Menschenrechte einzutreten.