Nach den Explosionen an den Ostseepipelines Nord Stream 1 und 2 im September 2022 machten deutsche Mainstream-Medien und Politiker sofort Russland für diese Sabotageaktion verantwortlich, obwohl es nicht plausibel erscheint, dass Russland seine eigene Infrastruktur zerstört und es von US-Seite eindeutige Äußerungen gibt, dass man dieses Projekt beenden werde und wisse, wie man das zu tun hat. O-Ton US-Präsident Biden: „Es wird kein Nord-Stream 2 mehr geben. Wir werden dem ein Ende setzen.“ Auf Nachfrage sagte er: »Ich darf Ihnen versprechen, dass wir dazu in der Lage sein werden.«

Vor Kurzem hat der amerikanische Investigativjournalist Seymour Hersh seine Recherchen veröffentlicht, nach denen US-Taucher im Auftrag der US-Regierung im Rahmen einer NATO-Übung (BALTOPS) Sprengstoff unter der Nord Stream Pipeline platziert haben.

Letzten Dienstag berichtete nun die „New York Times“ unter Berufung auf US-Beamte über angebliche US-Geheimdiensterkenntnisse, nach denen möglicherweise eine “proukrainische Gruppe” hinter dem im September durchgeführten Anschlag auf die Pipelines stecken würde. Das wäre aber auf jeden Fall ohne die Involvierung und Kenntnis von Selenski und der ukrain. Regierung geschehen. Es ist natürlich besonders wichtig darauf hinzuweisen, denn sonst würden ja in der deutschen Bevölkerung – im Hinblick auf die gigantische Unterstützung der Ukraine – unbequeme Fragen auftauchen. Ebenfalls wird in dem Artikel explizit darauf hingewiesen, dass die britische und die US-Regierung nicht an dem Anschlag beteiligt gewesen wären. Wenn die US-Dienste ausdrücklich sagen, dass keine Angelsachsen daran beteiligt waren, so müssen wir das – zumindest aus der Sicht der „Qualitätsmedien“ – wohl glauben.

Ablenkung von Seymour Hersh

Warum ist die ganze Geschichte unglaubwürdig, auch wenn deutsche „Qualitätsmedien“ angebliche Erkenntnisse von US-Geheimdiensten nicht hinterfragen? Wer an die Berichterstattung vor einem halben Jahr denkt, wird sich noch erinnern, dass es damals immer hieß, dass nur ein staatlicher Akteur eine solche komplizierte Operation in dem am besten überwachten Meer der Welt durchziehen konnte. Nun werden uns allerdings diese angeblich neuen Spuren, die auf eine „proukrainische Gruppe“ hinweisen sollen, präsentiert. Es werden angebliche Erkenntnisse von US-Beamten geschildert, die aber nur reine Vermutungen über die Urheber der Explosionen sein können, denn es wurden ja keine Untersuchungen durchgeführt.

Auffällig ist auch, dass gleichzeitig mit dem Bericht in der „New York Times“ ARD, SWR und „Die Zeit“ berichteten, dass deutsche Ermittler – anknüpfend an diese Geschichte – ebenfalls Spuren in die Ukraine herausgefunden hätten. Es liegt somit eine koordinierte Medienkampagne vor. Das Ganze riecht nach einem Manöver, um von den Recherchen von Hersh – zusätzlich zu den Versuchen, den US-Investigativjournalisten unglaubwürdig zu machen – abzulenken. Nicht unerwähnt bleiben soll auch, dass im ZDF Moderatorin Shakuntula Banarjee von zwei ukrainischen Pässen sprach, die man angeblich fand. Da kommen doch Erinnerungen auf!

Seymour Hersh hat unterdessen angekündigt, dass er bald neue Belege für seine Recherchen veröffentlichen will.