In der Nacht zum Freitag, den 13. Juni hat Israel mit massiven Luftschlägen auf iranisches Territorium einen neuen, gefährlichen Abschnitt in der Eskalation mit der Islamischen Republik eingeläutet. Zahlreiche Explosionen erschütterten das gesamte Land, wie iranische Staatsmedien bestätigten. Israel rechtfertigte den Angriff mit der angeblichen Notwendigkeit, Irans Atomprogramm zu zerstören und sich gegen zukünftige Bedrohungen zu verteidigen.
Während des israelischen Angriffs wurden zahlreiche ranghohe Militärs sowie führende Wissenschaftler des iranischen Atomprogramms getötet. Bei dem israelischen Angriff auf die Hauptstadt und andere Städte starben nach aktuellem Kenntnisstand bis zu 70 Menschen, über 300 wurden verletzt.
Dieser Angriff wurde von Iran deutlich als offizielle Kriegserklärung gewertet.
Die Antwort Teherans ließ nicht lange auf sich warten: In der Nacht zum Samstag schlugen iranische ballistische Raketen in Tel Aviv ein. Ziel waren offenbar militärische und sicherheitspolitische Einrichtungen. Die zweite Welle iranischer Raketenangriffe markierte eine klare Eskalation – und gleichzeitig einen Wendepunkt: Der Iran und Israel führen nun einen offenen, militärischen Schlagabtausch auf direktem Wege, jenseits der bisherigen Stellvertreterkonflikte.
Kinder unter den Toten – Israel beansprucht Opferrolle
Obwohl Israel den ersten militärischen Schlag führte, positionierte sich Premierminister Benjamin Netanjahu öffentlich als Verteidiger im Angesicht iranischer „Aggression“. Der Schaden im Iran ist schwer: Bei den israelischen Angriffen starben zahlreiche Zivilisten, darunter Kinder. Trotzdem dominiert in der israelischen Regierung – und dem Großteil der westlichen Medien – weiterhin das Bild des angegriffenen Landes, das „nur auf Bedrohungen reagiert“.
Meldungen aus der vergangenen Nacht berichten von einem gegenseitigen Schlagabtausch.
Aufrufe zur „Zurückhaltung“ – Appell an wen?
Ein besonders deutliches Zeichen westlicher Doppelmoral ist das Statement von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Sie forderte beide Seiten zur „Zurückhaltung“ auf und rief dazu auf, von „Vergeltung“ abzusehen – währenddessen führte Israel weitere Angriffe durch. Eine eindeutige und scharfe Kritik an Israels Erstschlag, dem zivile Menschenleben und Wissenschaftler zum Opfer fielen, fehlt.
Widerspruch in der Wahrnehmung
Die westliche Politik gerät zunehmend in Erklärungsnot: Israel kann auf militärische Unterstützung zählen, obwohl es Kinder tötet und zivile Infrastruktur in Iran angreift. An einem direkten Krieg mit dem Iran wird sich wahrscheinlich vorerst niemand beteiligen – auch die USA halten sich derzeit zurück. Sie sagen Israel genauso wie Frankreich lediglich Unterstützung bei der Verteidigung zu. Gleichzeitig wird der Iran, der auf diese Angriffe reagiert, pauschal als Aggressoren dargestellt.
Fazit
Der offene Krieg zwischen Israel und Iran ist eine Eskalation mit potenziell globaler Tragweite. Die Ungleichbehandlung und selektive Empörung untergräbt das internationale Recht und gefährdet die Glaubwürdigkeit Europas im Nahen Osten nachhaltig.
Zu hoffen bleibt, dass der Krieg sich nicht auf die gesamte Region ausbreitet und dass es bei dem massiven Schlagabtausch der letzten Nacht bleibt.