Ryyan Alshebl wurde in der baden-württembergischen Gemeinde Ostelsheim als Bürgermeister vereidigt.
Neuer Bürgermeister weckt auch international das Interesse
Bei der Wahl erhielt Ryyan Alshebl mehr als 55% der Stimmen. Die Gemeinde im Landkreis Calw hat rund 2.500 Einwohner.
Er konnte sich bei der Wahl gegen seinen Mitbewerber durchsetzen. Diesen Erfolg hat er einen konkreten 5-Punkte-Plan zur Ortsentwicklung und einen guten Haustürwahlkampf zu verdanken. Er habe kaum Anfeindungen erfahren und sich auf weit Schlimmeres eingestellt.
Kirchenvertreter gratulierten dem Wahlsieger mit selbst geschriebenen Gedichten. Jochen Stolch, ein evangelischer Pfarrer schrieb beispielsweise: „Ja, – wir sind gewiss: Sie werden es schon packen, Sie, Herr Alshebl, kriegen das gebacken.“ Der katholische Pfarrer Anton Gruber sprach von einer Atmosphäre des Miteinanders, die sich auch in der Wahl des ersten syrischen Geflüchteten zum Bürgermeister in ganz Deutschland zeige.
Die Wahl hat auch international das Interesse der Nachrichtensender geweckt. Medienanfragen für Interviews von Japanischen Sendern, aber auch der New York Times liegen auf dem Tisch des frischvereidigten Bürgermeisters. Der heute 29-Jährige war vor acht Jahren aus Syrien nach Deutschland gekommen. Seine Reise ging über den Libanon und die Türkei mit einem Schlauchboot nach Lesbos und nach tagelangem Fußmarsch über Passau in die Erstaufnahme nach Karlsruhe. In Deutschland angekommen, bemühte er sich schnell um einen Deutschkurs und wurde auch Mitglied im Sportverein.
„In Großstädten ist das Multikultileben zwar reizvoll“, sagt er, „aber in so einem Ort lernt man die Gesellschaft eines fremden Landes pur kennen.“
Positivbeispiele sind wichtig für die öffentliche Wahrnehmung
Er ist zwar Mitglied bei den Grünen, aber bei der Wahl als unabhängiger Kandidat angetreten. Als Geflüchteter und mittlerweile Bürgermeister hat er auch seine Meinung zur europäischen Flüchtlingspolitik der Ampelregierung relativiert. „Als Geflüchteter wäre ich nie freiwillig in solch ein Ankerzentrum gegangen“, sagt er entschieden. Diese seien nämlich haftähnliche Lager. Er akzeptiere aber nun als Politiker, der selbst Raum für Flüchtlingsunterkünfte bereitstellen muss, dass man an Belastungsgrenzen kommt. Wenn jedoch die Alternative wäre, dass die AFD die Politik in Deutschland prägt, „dann wäre doch keinem geholfen“, so Alshebl.
Natürlich kann man nicht genau sagen, wie sich seine weitere politische Laufbahn entwickeln wird, jedoch ist es sehr wichtig solche Errungenschaften in der breiten Medienmasse bekannt zu machen. Es gibt genug Menschen, die aus Syrien, Irak und Co. nach Deutschland eingewandert sind und versuchen einen positiven Beitrag für die hiesige Gesellschaft zu leisten, seien es Ärzte, Ingenieure oder wie in diesem Fall als Bürgermeister. Leider sieht man in den Mainstreammedien überwiegend die Negativbeispiele, die es auch sicherlich gibt. Diese sorgen in einer hohen Frequenz jedoch dafür, dass sich die öffentliche Wahrnehmung verzerrt und die Erfolge der Immigranten verkannt werden.