Es ist ein weiterer historischer Moment in Großbritannien. Nachdem mit Rishi Sunak der erste Nicht-Weiße und Hindu britischer Premierminister wurde, wird Schottland nun mit Humza Yousaf den ersten muslimischen Ministerpräsidenten erhalten.

Der 37-jährige Sohn von Einwanderern aus Südasien war bisher Gesundheitsminister unter der First Ministerin Nicola Sturgeon, die als Symbolfigur des schottischen Unabhängigkeitskampfes gilt. Humza Yousaf hat die Abstimmung der Basis über den Parteivorsitz der Schottischen Nationalpartei (SNP) mit 52% gewonnen. Hauptziel der SNP ist es, vom Vereinigten Königreich unabhängig zu werden und als eigenständiges Land wieder der Europäischen Union beizutreten. Da die SNP im schottischen Parlament die meisten Sitze innehat, kann sie das Amt des Ministerpräsidenten beanspruchen.

Dass mit der Wahl eines Muslims zum Ministerpräsidenten nicht der Untergang des Abendlandes droht, wie es etwa in Michel Houellebecqs Roman „Unterwerfung“ an die Wand gemalt wird, zeigen die politischen Positionen Yousafs. Er bezeichnet sich zwar als “gläubigen Muslim”, betont aber stets, dass er politische Fragen nicht nach seinem religiösen Glauben treffe. Es droht also in Schottland keine Einführung der Scharia, ganz im Gegenteil.

Vereinbarung mit dem Glauben?

Bei seinen politischen Positionen stellt sich die Frage, wie er diese mit seinem Glauben vereinbaren kann. Er unterstützte in der Vergangenheit sowohl die „Ehe für alle“ als auch das „Selbstbestimmungsgesetz für Trans-Menschen“, das im Januar als erstes Gesetz von der Londoner Zentralregierung ein Veto erhielt und man es dadurch stoppen konnte. Seine schärfste Gegnerin bei der innerparteilichen Abstimmung war Kate Forbes, eine evangelikale Christin, begründete die Ablehnung vieler LGBT-“Rechte“ dagegen ausdrücklich mit ihrem Glauben. So erklärte sie u.a., dass sie gegen die Gleichbehandlung von Schwulen und Lesben im Ehe-Recht gestimmt hätte, wenn sie bei der Abstimmung bereits Abgeordnete gewesen wäre. Sie gilt auch als Gegnerin des Selbstbestimmungsgesetzes und erklärte, dass eine Trans-Frau lediglich ein “biologischer Mann” sei, “der sich als Frau identifiziert”. Diese Fragen dominierten auch den innerparteilichen Wahlkampf.

Yousaf kündigte inzwischen an, dass er das Werk von Nicola Sturgeon fortsetzen will. Er möchte der Mann sein, der Schottland in die Unabhängkeit führt.