Muharram, das Neujahr der Muslime beginnt. Viele halten Neujahrs-Feste ab, doch Schiiten beginnen das Neujahr mit einer Art Erinnerungskultur, um das nun folgende neue Jahr gesegnet und aufweckend zu starten.

Es ist der erste Monat des islamischen Mondkalenders. Schiiten gedenken der Ereignisse von Karbala. Ein Ereignis als der Enkelsohn des Propheten vor die Wahl zwischen Krieg oder einem verräterischen Abkommen gestellt wurde. Es ist der Wendepunkt der Geschichte des Islam.

Der Enkelsohn Imam Hussein entschied sich gegen Krieg und Unterdrückung und schlug einen anderen Weg ein, bis zu dem Punkt, als das Ereignis von Karbala zu einem lebendigen Beispiel für den Kampf gegen Ungerechtigkeit und Unterdrückung wurde.

Es erinnert uns alle Jahr für Jahr daran, dass wir uns immer für die Wahrheit einsetzen und gegen Ungerechtigkeit kämpfen müssen. Es ist zwar der Monat der Trauer, aber auch des Gedenkens und ganz wichtig der Reflexion des vergangenen Jahres.

Dieser Monat steht für Widerstand gegen Tyrannei und Unterdrückung. Gleichzeitig als ein Symbol für die Verteidigung der Gerechtigkeit durch die Wahrheit.

Gerechtigkeit vs. Ungerechtigkeit

In den ersten zehn Nächten kommen gläubige Schiiten weltweit in ihren Gemeinden zusammen und erinnern an diese für uns auch heute so wichtige Zeit, denn es geht nicht ausschließlich um die Geschichte von damals. Geschichten wiederholen sich, Muster bleiben dieselben. Es ist eine Erinnerung an grauenvolle Ereignisse, Opferbereitschaft, Zusammenhalt, Verzicht, Kampfgeist, Unterdrückung, Auflehnung gegen Machthaber, Selbsterziehung, Sklaverei, Leben und Tod. Jede Lehre unseres Lebens können wir aus diesen heiligen, wichtigen und ereignisreichen Tagen ziehen.

Es geschah innerhalb von zehn Tagen und doch erinnert man sich noch nach über 1.400 Jahren daran. Man zieht jedes Jahr neue Vergleiche, neue Lehren, neue Parallelen zur heutigen Zeit und Erkenntnisse.

Gleichzeitig ist das Ereignis vom Tod immer wieder aufs Neue etwas plötzliches. Jeder weiß, dass der Tod kommen wird, trotz dessen sind wir jedesmal erneut erschrocken, wie auf einmal dieser Tod über einen hereinbrach.

Und genau aus dem Grund, dies uns immer vor Augen zu halten, dafür sind unter anderem diese Tage.

Gleichzeitig sind diese Ereignisse ein Schlag für die politischen Machthaber. Es ist der Kampf der politischen und religiösen Unterdrückung, die diese Ereignisse komplettieren. Wer sagt, ich will mit Politik nichts zu tun haben oder wir halten uns aus Politik raus, der hat den Sinn der Lehre Imam Husseins nicht verstanden.

Arbaeen-Marsch

Nach vierzig Tagen eines Verstorbenen gedenkt man dem Toten erneut. Ab dem Moment hat der Mensch einen weiteren Schritt für sein ewiges Leben abgeschlossen. Und auch bei Imam Hussein gedenkt man diesen heiligen Tag weltweit.

Millionen von Schiiten aus der ganzen Welt pilgern gemeinsam von Nadschaf, dem Grab Imam Alis, dem Vater von Imam Hussein, bis nach Karbala. Nach ca. 80 Kilometer kommt man am Grab Imam Husseins und seines Bruders Abbas an. Auf diesem Weg liegt auch wieder ein Beispiel unseres Lebens, das wir in unser tägliches Leben integrieren müssen. Der Einsatz für Gerechtigkeit und Wahrheit trotz der schwierigen Umstände (bei 40 Grad in der Wüste) durchzuziehen, jeder in seinem Tempo, alle mit demselben Ziel, jeder sieht andere Dinge auf diesem Weg, trifft andere Menschen, die einen weiterbringen oder entfernen, trägt eine andere Last (einige 1kg, andere 14 kg), haben sich besser vorbereitet, haben bessere oder schlechtere Umstände, hat eine andere Wahrnehmung, jeder läuft für sich. Und diese und noch viele weitere Erkenntnisse sind an Arbain so wichtig. Nicht umsonst gibt es unzählige Überlieferungen über den unglaublichen Segen dieser heiligen Reise. 

Denn jeder Tag ist Aschura und jeder Ort ist Karbala.

Abu Abdillah (Imam Sadiq (a.)) sagte: „Selbst wenn ihr jedes Jahr eures Lebens zur Hadsch geht, aber nicht zur Ziyara von Hussein ibn Ali (a.), habt ihr eine eurer Verpflichtungen  gegenüber Allah und Seinem Gesandten (s.) nicht erfüllt. Wahrlich, Allah hat es (den Gläubigen) zur Pflicht gemacht, das/die Recht(e) von Hussein (a.) zu erfüllen, und diese (Ziyara) ist für jeden Muslim obligatorisch.“

Link zum Video.