Das religiöse Leben in Jerusalem ist gestört. Christen und Muslime müssen regelmäßig an ihren größten Festtagen mit Einschränkungen, Drohungen und Überfällen der israelischen Armee rechnen. Dabei gilt Jerusalem als die Stadt der drei monotheistischen Weltreligionen. Hier leben Muslime, Christen und Juden, gehen ihren religiösen Riten nach und sorgen für religiöse Vielfalt.

Das Osterwochenende bringt christliche Familien weltweit zusammen. Gemeinsam geht man religiösen Riten nach und feiern die Auferstehung von Jesus Christus am dritten Tag nach seiner Kreuzigung. Gestern, am 20. April fanden in Jerusalem die Feierlichkeiten der Christen statt. Euphorisch liefen jung und alt durch die engen Gassen der Altstadt. Jedoch nicht ganz ohne Probleme. Die israelische Polizei möchte viele der christlichen Besucher nicht passieren lassen. Es kommt an viele Kontrollpunkten zu Ärger, einige Gläubige werden mit vorgehaltener Waffe bedroht und zurückgedrängt. Auf einigen Aufnahmen wird ersichtlich, dass sogar geistliche von Polizisten aus Kirchen gezogen werden. Diese Bilder erinnern an die Eid-Feierlichkeiten der Muslime in der Al-Aqsa Moschee, die jährlich von israelischen Polizisten gestört werden.

Aus dem Westjordanland ist es so gut wie unmöglich an den Feierlichkeiten in Jerusalem teilzunehmen, dabei ist die Stadt für einige Christen nur 20 Kilometer entfernt. Israel hat dieses Jahr nur 6000 Genehmigungen ausgestellt für diesen Tag – aus Sicherheitsgründen, wie sie sagen.1

In Gaza finden dieses Jahr kaum Osterfeierlichkeiten statt. Geistliche in Gaza betonen ihre Besorgnis darüber, dass der christliche Glaube in Gaza durch das anhaltende Massaker ein Ende finden könnte. Vor Beginn des Konflikts lebten ungefähr 2000 Christen in Gaza, besuchten die Kirche, die mit Beginn des Krieges ebenfalls Ziel der israelischen Angriffe wurde.2

Papst Franziskus wird sich zu dieser tragischen Ostersituation in Palästina nicht äußern. Der Geistliche, der bekannt dafür war, den Armen nah zu sein, interreligiöse Dialoge durch Treffen mit führenden islamischen Gelehrten wie Sayyid as-Sistani im Irak3 oder Großimam Ahmed al-Tayeb zu führen, verstarb am heutigen Morgen (21. April 2025).4 Seine kritischen Worte gegenüber Israel, deren Vorgehen in Gaza er als einen möglichen Völkermord bezeichnete, sorgten für Spannungen mit Israel.  Der israelischen Führung gefiel der Ton des Kirchenoberhauptes gar nicht und bestellte im Dezember sogar den Vertreter des Vatikans ein, um ihre Empörung über die scharfen Worte des Pontifex darzulegen. Während des Krieges rief er täglich die katholische Kirche in Gaza an, um sich über den aktuellen Stand zu informieren und Gebete weiterzugeben.5 In seinem letzten Wort zum heiligen Tag rief er am Sonntag zu einer Feuerpause und einem Ende des Krieges auf. Nun wird jedoch erstmal das kritische Wort aus dem Vatikan verstummen. Die katholische Kirche wird sich nun der Trauer und der Findung eines neuen Oberhauptes widmen.


  1. https://www.youtube.com/watch?v=PjUAz43Icq8 ↩︎
  2. https://www.aa.com.tr/en/culture/somber-easter-for-palestinian-christians-under-israeli-assaults-in-gaza-west-bank/3543641# ↩︎
  3. https://www.vaticannews.va/en/pope/news/2023-03/pope-francis-ayatollah-al-sistani-message-anniversary-visit-iraq.html ↩︎
  4. https://www.vaticannews.va/en/pope/news/2025-04/pope-francis-dies-on-easter-monday-aged-88.html ↩︎
  5. https://www.middleeasteye.net/news/pope-francis-dies-after-final-address-called-end-gaza-war ↩︎