Bolsonaro, Ahmedinedschad und die Grüne Welle 2009

Bolsonaro, Ahmedinedschad und die Grüne Welle 2009

Anhänger des rechtsradikalen Ex-Präsidenten Jair Bolsonaro stürmten ein Teil des Regierungsgebäudes. Dabei entstand ein erheblicher Schaden.

Was war der Anlass?

Nur eine Woche nachdem der neue Präsident Luiz Inácio Lula da Silva in das Amt eingeführt wurde, ereignete sich die brutale Stürmung auf den Präsidentenpalast, das Kongressgebäude und den Sitz des obersten Gerichts.

Die Brasilien-Wahl, Ende Oktober, ging nur knapp für den linken Politiker Lula da Silva mit 50,90 % Stimmen aus. Schon vor der Wahl bezweifelte Bolsonaro die demokratische Wahl an und auch nach der Wahl gestand er seine Niederlage nicht offiziell ein. Immer wieder forderte er seine Anhänger auf, Widerstand zu leisten und zu kämpfen. Seine Niederlage konnte er, vermutlich aufgrund seiner offiziellen Nähe zum Staat Israel nicht verstehen.

Israels Lieblingskandidat scheiterte

Nicht umsonst schrieb die Jüdische Allgemeine:

„Seit einigen Monaten ist die israelische Flagge bei fast jedem Auftritt von Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro zu sehen. Bolsonaros ›pro-israelische‹ Haltung war von grundlegender Bedeutung, um seine (Präsidentschafts-)Kandidatur zu festigen.“

Am 1. Januar war die Amtseinführung des neuen Präsidenten Lula da Silva und nur kurz darauf die Stürmung, die jedoch keineswegs überraschend war. Denn schon Wochen vorher kampierten rechtsradikale Bolsonaro Anhänger vor Kasernen, blockierten Landstraßen und forderten eine Militärintervention, um ihren Unmut in Bezug auf die Wahl aufzuzeigen.

Die Frankfurter Rundschau schrieb: „Zumindest indirekt haben die Sicherheitskräfte aus ihrer Sicht durch Nicht-Eingreifen die Angriffe auf die Regierungsgebäude unterstützt.“

Das muss man sich erstmal vorstellen, ein abgewählter Präsident stachelt gegen den neuen Präsidenten auf. Obwohl woher kennen wir diese Geschichte schon?

Stimmt, das gleiche Drehbuch gab es schon 2021 in Amerika bei der Stürmung des US-Kapitols durch Trump-Anhänger und auch hier konnten die Radikalen randalieren, nach belieben. Man mag sich fragen, ob es an Ideen für Drehbücher mangelt.

Im Brasilien Fall wurde jedoch direkt gehandelt und über Tausende festgenommen.

Die Tagesschau äußerte: „Als Reaktion auf die Ausschreitungen wurde am Montag der Gouverneur des Bundesbezirks rund um die Hauptstadt vorübergehend seines Amtes enthoben worden. Ibaneis Rocha ist nach Anordnung des obersten Gerichts zunächst für 90 Tage suspendiert.

Trotz deutlicher Hinweise auf gewalttätige Aktionen habe der Gouverneur nichts unternommen, um die öffentliche Sicherheit zu gewährleisten, sagte Richter Alexandre de Moraes.“

Wenigstens gab es hier direkte Konsequenzen, die aus deutscher Sicht nicht weiter kritisiert wurden.

Identisch, aber doch verschieden?

Wenden wir uns aber dem Beispiel 2009 zu, dem ein ähnliches Drehbuch folgte. Ahmadinedschad wurde mit deutlicher Mehrheit als Präsident der Islamischen Repuplik Iran erneut gewählt und was passierte? Sein Gegner und seine Anhänger veranstalteten wochenlange Demonstrationen, Regime Change Rufen, Boykottaktionen und eine Medienpropaganda in Deutschland, die seinesgleichen sucht. Auch hier gab es Festnahmen und Konsequenzen. Diese hießen dann in den deutschen Medien jedoch bestenfalls Unterdrückung, Wahlfälschung, Machtübernahme.

In Brasilien werden Konsequenzen als rechtfertigende Strafe bezeichnet, aber im Iran wird jedes Mittel als Verboten und Unterdrückung der eigenen Bevölkerung angeprangert. 

Auch in Brasilien vernetzten sich die Radikalen über soziale-Netzwerke wie Telegram, als aufgrund solcher im Iran Telegram gesperrt wurde, war der Aufschrei des Westens riesig.

Es ist immer wieder bemerkenswert zu sehen, mit welchem Engagement die deutschen Medien politische Ereignisse kommentieren, je nachdem ob sie pro oder contra sind, werden auch die Menschenrechte, Demokratie und freie Meinungsäußerung verbogen.