Diese Woche bewegen wir uns einmal Richtung Indien. Indien kennt man aus den Hollywood-Filmen als ein buntes Land, ein Land der Toleranz, Akzeptanz, kultureller und religiöser Diversität und weltoffen. In Indien lebt weltweit eine der größten muslimischen Bevölkerungsanteile mit ca. 14 Prozent an der indischen Bevölkerung. Doch jetzt wird zum Völkermord gegenüber Muslimen aufgerufen.
Was ist das Problem?
Ende Dezember 2021 gab es einen Kongress von extremen Hindu-Aktivisten und Mönchen, die sich auf diesem einstimmig erhoben, um einen Eid abzulegen. Videos gingen in den sozialen Netzwerken viral. Ziel sei es Indien, in eine hinduistische Nation zu verwandeln, selbst wenn dies das Sterben und Töten erforderte. Hindus sollten sich keine Sorgen machen, für die Tötung von Muslimen inhaftiert zu werden. Denn es gäbe Gruppierungen, die die Polizei nicht belangen würde.
Eine Rednerin sprach energisch:
Selbst wenn nur hundert von uns Soldaten werden und zwei Millionen von ihnen töten, werden wir siegen. … Nur wenn du mit dieser Haltung stehst, wirst du in der Lage sein, ‚Sanatana Dharma‘ [eine absolute Form des Hinduismus] zu schützen.
Sie fügte Berichten zufolge hinzu, dass die Inder „zu Nathuram Godse beten sollten“, dem hinduistischen Mörder Mahatma Gandhis, der Freiheitskämpfer der Nation, der sich Zeit seines Lebens für ein gemeinsames Miteinander einsetzte. Der Mörder Gandhis ist bei den hinduistischen Extremisten eine gefeierte und verehrte Person. An anderer Stelle heißt es:
Sei bereit zu töten und ins Gefängnis zu gehen.
Der prominente muslimische Abgeordnete Asaduddin Owaisi twitterte, die hetzerischen Kommentare in dem Video seien ein
klarer Fall von Anstiftung zum Völkermord.
An dem Treffen nahm mindestens ein Mitglied der Partei von dem derzeitigen Premierminister Narendra Modi teil. Der Partei wird vorgeworfen, seit ihrer Machtübernahme im Jahr 2014 die Verfolgung von Muslimen und anderer Minderheiten durch hinduistische Extremisten unterstützt zu haben.
Der Chef einer extremistischen Gruppe sprach davon, die Verfolgung und Vertreibung der Rohingya-Muslime in Myanmar als Modell dafür zu nehmen um Muslime zu vertreiben.
Er sagte:
Wie in Myanmar müssen die Polizei, die Politiker, die Armee und jeder Hindu Waffen aufheben und wir werden diese Sauberkeitskampagne (ethnische Säuberung) durchführen müssen. Es gibt keine andere Lösung.
Angst bei Muslimen
Diese Art von Angriffen auf Muslime ist für uns in Deutschland Lebende kaum zu fassen:
– Besprühung islamischer Gebetsstätten mit Kuhdünger.
– Intoleranz gegenüber Gebeten im Freien.
– Muslimen wurde vorgeworfen, Covid-19 im Land verbreitet zu haben.
– Muslimische Satiriker müssen die Comedy-Szene aufgrund von Vandalismus-Drohungen verlassen.
– Muslime werden beschmiert, beschimpft und angegriffen.
Umfrageergebnisse unter indischen Jugendlichen verwundern nicht, es wurde 2016 und 2021 stichprobenartig befragt, mit dem Ergebnis, dass der Anteil der Muslime, die beten, fasten, Moscheen besuchen und religiöses Material lesen oder ansehen, einen signifikanten Rückgang verbuchte.
Noch 2016 ergaben die Studien, dass muslimische Jugendliche eine höhere Religiosität angaben als jede andere Gruppe in Indien. Muslime sanken jedoch innerhalb fünf Jahren von der höchsten zur niedrigsten religiösen Aktivität. Auch der Anteil der Besuche der heiligen Gebetsstätten nahm unter den Muslimen deutlich ab. Muslime wurden von ihren Freunden wegen ihrer Religion am meisten diskriminiert, im Gegensatz zu anderen Religionen. Ein Hoffnungsschimmer: Muslimische Jugendliche beobachteten selbst eine Zunahme ihrer religiösen Beteiligung.