In Deutschland gab es bis zum Zweiten Weltkrieg bis auf Einzelgruppen oder Personen keine relevante Anzahl von Muslime.
Was sind dann die Gründe, dass Muslime in Deutschland leben, was waren die Motive und wie ist diese Entscheidung aus einer strategischen Sicht heute zu bewerten? Und die zweite Frage lautet, was bedeutet dies für unsere Zukunft?
Alles begann 1961 mit dem deutschen Wirtschaftswunder und dem Gastarbeiterabkommen zwischen der Türkei und Deutschland, denn nach dem Zweiten Weltkrieg brauchte man für die Konjunktur Arbeiter. Es gab zwar eine sehr hohe Geburtenrate, dennoch reichte es nicht aus. Als das Gastarbeiterabkommen beschlossen wurde, galt es zunächst befristet auf zwei Jahre. Daher musste immer wieder rotiert werden, diejenigen die zwei Jahre in Deutschland blieben, sollten wieder zurück in die Türkei und neue Arbeiter kamen zu Gast für zwei Jahre. Deutschland hatte niemals vorgehabt, dass die Gastarbeiter hier blieben.
Anders als gedacht
Aber den Unternehmen wurde es zu anstrengend, alle zwei Jahre von vorne anzufangen und sie wollten ihre Mitarbeiter behalten. Sodann wurde dieser Wunsch erfüllt, die Türken konnten bleiben. Irgendwann Mitte der 60er Jahre durften auch deren Familienangehörigen nach Deutschland kommen. Und damit begann die Zeit, in der die größte Muslimische-Gruppe in Deutschland entstand. Daher verbinden noch heute die Deutschen mit Islam oder Muslimen direkt die Türken. Das Besondere an dieser Gruppe, sie sind nicht wegen einem Krieg oder als Flüchtende gekommen, sondern aus Arbeits- bzw. Geldgründen.
In den 80ern kamen dann die Iraner und Iraker wegen des Krieges, Afghanen wegen der Sowjetkriege und Libanesen wegen der Bürgerkriege. Dann in den 90ern kamen Jugoslawen, während des Krieges und in den 2000ern wieder Iraker und Afghanen.
Aber was waren die Hauptgründe fürs Kommen, warum sind sie hergekommen, gab es strategische Motive? Inwiefern wurde sich Gedanken gemacht? Wie haben sich die Familien in Bezug auf Religion entwickelt?
Wichtig, es geht hierbei nicht um die Diskriminierung irgendeiner Nationalität!
Die Türken, die freiwillig kamen, wollten arbeiten, sie dachten sie bleiben nur kurz hier und reisen wieder zurück, daher lernte diese Generation auch kaum deutsch. Dementsprechend machte man sich natürlich auch keine großen Gedanken in Bezug auf Familie oder Religion. Der vorherrschende Gedanke war eher der Nationalismus und nicht die Religion.
Wie schwerwiegend dies jedoch ist, erläutert Ay. Dastaghaib Schirazi in dem Buch die großen Sünden. Ganz speziell behandelt die Sünde des Auswanderns eines Muslims in nichtmuslimisches Gebiet. Die Sünde beschreibt er als Schwächung der muslimischen Welt. Zusätzlich beschreibt Ay. Dastaghaib Schirazi die Lage folgendermaßen, er sagte, ein Schiit, der in einer sunnitischen Umgebung und unter größter Drangsal lebt, so weit, dass sein Leben sogar bedroht ist, weil er Schiit ist, sogar dann ist es eine große Sünde in die nichtmuslimische Welt auszuwandern. Dann ist es sogar besser, sich zu verstellen, um der Drangsal auszuweichen.
Alle Jahre wieder
Unsere Verantwortung heute ist eine ähnliche Situation wie in den 60ern. Alle Branchen hier in Deutschland leiden unter enormem Arbeitermangel und wieder einmal sollen Türken aus der Türkei geholt werden, doch die Türkei ist nicht mehr so unattraktiv wie früher und daher die Situation sehr schwierig für Deutschland.
Unsere Aufgabe ist es, aufzuklären, mit welchen Problemen wir Muslime hier zu kämpfen haben und anderen davon abraten. Für uns, die wie hier leben und aufgewachsen sind, ist die Situation sehr schwer, denn es ist ein hin und hergerissen sein. Zum einen bauten sich die Muslime es sich seit Jahren auf, komplett deutschsprachige Programme für alle möglichen islamischen Anlässe anzubieten. Auf der anderen Seite hat diese deutsche Kultur, die wir seit Wochen und Monaten besprechen, rein gar nichts mit unserer zu tun.