Nach dem Austritt des Islamischen Zentrum Hamburgs (IZH) aus der Schura (Rat der Islamischen Gemeinschaften in Hamburg), sind dem Zentrum nun vier weitere schiitische Mitglieder der Schura gefolgt. 

Gründe für den Austritt des IZH aus der Schura in Hamburg

Am 18.11.2022 veröffentlichte das IZH ihre Erklärung zum Austritt aus der Schura. Der mediale Druck und die Unterstellungen ohne handfeste Beweise haben sich in den letzten Monaten gehäuft. Da der Bundestag die Schließung des Zentrums in Erwägung zieht und gleichzeitig auch der Druck auf die Schura gestiegen ist, hat sich das IZH dazu entschieden die Schura aus freien Stücken zu verlassen. So heißt es in der Stellungnahme:

„Neben der medialen Hetze gegen das IZH seit einigen Jahren, gegenüber der das IZH größtenteils schwieg, um den Frieden in der Gesellschaft zu wahren, herrscht ein unangemessener Druck auf den Dachverband SCHURA – Rat der islamischen Gemeinschaften in Hamburg. Diese nehmen wir sehr ernst und sind im ständigen Austausch mit unseren Geschwistern. Zur Entlastung der Schura Hamburg und vor allem zum Wohle der Einheit unter den Muslimen, hat das IZH entschieden, sich aus dem Dachverband zurückzuziehen und den Austritt offiziell zu erklären.“

Verfassungsschutz stuft IZH als extremistisch ein

Seit Jahren taucht das IZH in dem Bericht des Verfassungsschutzes auf. Dort stuft man das Zentrum als extremistisch ein. Sie sehen es als Außenposten der islamischen Republik Iran. Bereits Anfang November musste Sayed Soliman Mousavifar (46), Vize-Leiter des Zentrums, Deutschland verlassen. Als Begründung wurde die Unterstützung „militant schiitisch-extremistischer und terroristischer Organisationen“ angeführt. Dasselbe wurde den beiden Moscheen in Bremen (Al-Mustafa) und Münster (Imam Mahdi) vorgeworfen, kurz bevor sie endgültig verboten wurden.

Gravierende Diffamierung des wichtigsten europäischen Gotteshauses der Schiiten

In einer gemeinsamen Erklärung, die am 1.12.2022 veröffentlicht wurde, begründen die vier Gemeinden (Islamische Gemeinschaft in Hamburg, die Libanesische kulturelle Wohlfahrtsgemeinschaft, der Verein Afghanischer Muslime „Belal“ und die Islamische Akademie Deutschland) ihren Austritt. Zum einen der Beschluss der Ampel-Koalition im Bundestag, die Schließung des IZH zu prüfen. Zum anderen die „mediale Hetze“ gegen das IZH sowie die „einseitige und unfaire Berichterstattung“.

Laut den Gemeinden ist das IZH „das Herz vieler Schiiten in der gesamten Bundesrepublik und in vielen Teilen Europas“. So heißt es weiter „unsere geliebte Moschee als ein ‚Spionagenest‘, ‚Terrorhaus‘ oder ‚extremistische Einrichtung‘ zu bezeichnen, stellt eine gravierende Diffamierung des wichtigsten europäischen Gotteshauses der Schiiten dar.“ Außerdem käme eine Schließung einem „Einschnitt in die freie Religionsausübung“ gleich.  

Die Politiker in Hamburg haben nie ernstgemeinte Gespräche angeboten

Die Gemeinden kritisieren die fehlende Gesprächsbereitschaft der Hamburger Politik. Weder mit dem IZH noch mit den restlichen schiitischen Gemeinden suchte man ein ernsthaftes Gespräch. Zudem wurde das IZH, ein Gründungsmitglied der Schura, bereits 2021 nicht mehr in den Vorstand gewählt. Dies führte dazu, dass die restlichen schiitischen Gemeinden die „anfängliche Vielfalt“ vermissten. Außerdem fühlten sie sich „institutionell nicht mehr vertreten“.

Der aktuelle mediale und politische Druck gegen Moscheen und Einzelpersonen nimmt stetig zu. Dabei betrifft dieser Druck nicht nur schiitische Gemeinden. Jede Moschee oder Person, die sich nicht dem aktuellen Zeitgeist beugt wird früher oder später diffamiert und gesellschaftlich ausgegrenzt. Es soll ein sogenannter „Euro-Islam“ entstehen. Ein Islam, der jegliche islamischen Regeln, die dem aktuellen Zeitgeist widersprechen, wie das Kopftuch, ausgelebte Homosexualität usw., über Bord wirft. Außerdem verbietet solch ein Islam jegliche kritische Meinung gegen das Apartheitsregime Israel. Eine Entwicklung in der die freie Meinungsäußerung nur noch für einen Teil des Meinungsspektrums möglich ist. Alles andere ist dann entweder antisemitisch, extremistisch, terroristisch oder irgendein anderes Wort mit -isch. Dies wird dann als vorgeschobener Grund genommen, um die jeweiligen Gemeinden oder Personen aus der Gesellschaft auszuschließen.

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