Gestern beendete der chinesische Staats- und Parteichef Xi Jinping seinen dreitägigen Staatsbesuch in Saudi-Arabien, bei dem 34 Investitionsabkommen in einem Umfang von ca. 30 Milliarden Dollar unterschrieben wurden. Doch nicht die Ölgeschäfte, sondern die geopolitischen Folgen dieser Visite stehen im Mittelpunkt des Interesses. Immer wieder ist zu hören, dass Saudi-Arabien mit dem pompösen Empfang für Xi eine geopolitische Neuorientierung signalisiert. Ist eine solche wirklich zu erwarten? Die Verärgerung in Riad über die scharfe Kritik der USA nach der OPEC-Entscheidung, die Ölfördermenge zu drosseln, ist sicher groß. Weiterhin ist man gewiss von den ständigen arroganten westlichen Belehrungen genervt.

Es ist zunächst einmal durchaus gewollt, dass in Washington alle Alarmglocken klingeln. Noch im Juli tönte US-Präsident Biden bei seinem Staatsbesuch in Saudi-Arabien: „Wir werden nicht weggehen und ein Vakuum hinterlassen, das von China, Russland oder dem Iran ausgefüllt wird.“

Abkehr von den USA?

Für die USA scheint sich jetzt der geopolitische Super-Gau anzubahnen, denn MBS (bin Salman) will für Xi den Türöffner im Golf spielen – er organisiert Treffen Xis mit arabischen Herrschern und Monarchen aus der Golfregion. Damit weitet China seinen Einfluss in einer Region aus, die bisher als exklusive Hegemonialregion der USA galt. Der US-Einfluss wird daher sicher zurückgehen, was auch dem grundlegenden Trend unserer Zeit – dem Übergang einer unipolaren zu einer multipolaren Weltordnung – entspricht.

Eine Abkehr Saudi-Arabiens und der Golfregion von den USA ist allerdings nicht zu erwarten. Deren Streitkräfte sind zu sehr von der US-Rüstungsindustrie und von dem von dort kommenden Nachschub abhängig (Jemen-Krieg!). Sie versprechen sich aber den größten Vorteil davon, je nach Anliegen zwischen den beiden Mächten lavieren zu können.

Dass dies gut funktioniert, zeigt z.B. die in Washington gewährte Immunität für MBS im Fall Khashoggi. Indem man Xi vorzeigt, erschreckt man Washington und bewirkt ein gewisses Wohlverhalten, so das Kalkül. Doch in der Folge des steigenden chinesischen Einflusses schwindet die US-Hegemonie am Golf aber auch tatsächlich.