Seitdem deutschen Medien und Politikern 12 Jahre nach der Fifa-Entscheidung und kurz vor der WM-Eröffnung auffiel, dass die Fußball-WM 2022 in einer „homophoben Diktatur“ stattfindet, redet man – auch nach dem gestrigen Eröffnungsspiel – statt über Sport meistens über Politik.

Wer heute die deutschen Mainstreammedien verfolgt, der merkt ganz schnell: Deutschland wähnt sich endlich einmal auf der richtigen Seite der Geschichte. Darüber besteht kein Zweifel. Die schlechte Nachricht: Sie sind wieder auf der falschen.

Dabei glauben sie doch, schon im Vorfeld mächtige Zeichen gesetzt zu haben. Mit dem Schriftzug „Diversity wins“ auf dem Mannschaftsflieger, wollte das DFB-Team bereits auf dem Flug nach Katar die Botschaft verbreiten, für die man in unseren Tagen missioniert. Wer die Diskussionen nach dem gestrigen Eröffnungsspiel verfolgte, der musste feststellen, dass man nun dafür sogar die Märtyrerrolle anstrebt.

Der DFB stellte schon vor Wochen eine „One Love“-Armbinde vor, die farblich an die „queere“ Regenbogenfahne erinnert. Und dafür sei man bereit, auch Strafen von der teuflischen FIFA hinzunehmen, die derlei politische Bekundungen bei der WM untersagt. Selbst der DFB würde gerne eine Geldstrafe akzeptieren, so hieß es in der Runde. Aber was ist wenn Kapitän Neuer dafür dann die „gelbe Karte“ bekommt?

Sport und Politik

Dabei äußerte eine Frau aus der Runde dann doch tatsächlich Bedenken. Aber am besten sollte man doch die ganze WM boykottieren. Und was soll eine gelbe Karte, wenn es schließlich um den Kampf für die Menschenrechte geht? Es ginge ja nicht um Politik, so stellte es ZDF-Moderator Breyer klar und damit sei man im Recht, egal was andere meinen. So wie es sicher auch nicht um Politik geht, wenn man bestimmte Länder sogar in der EU mit finanziellen Sanktionen nötigen möchte, an Schulen LGBT-Propaganda zu erlauben. Vater und Mutter? Ein Auslaufmodell! „Brüssel und Deutschland bestimmen nicht, was eine Familie ist“, tönte es da doch tatsächlich aus Ungarn zurück. Mit Grausen erinnert man sich an das Fußballspiel gegen Ungarn. Das Stadion bestrahlte man nämlich in Regenbogenfarben und selbst der bayer. Ministerpräsident erschien mit „Regenbogenmaske“. Nein, das alles hat doch überhaupt nichts mit Politik zu tun, wie es die böse FIFA meint – hier geht es um eine Mission.

Alles nur Show?

Da von der deutschen Mannschaft nach den zuletzt gezeigten Leistungen in sportlicher Hinsicht aber auch überhaupt nichts zu erwarten ist und eine Diskussion darüber eher unangenehm erscheint, so bleibt doch am Schluss ein großer Trost: Man kann sich doch bereits jetzt als „moralischer Weltmeister“ fühlen! Da wäre es doch am besten, wenn alle Spieler konsequent die One Love-Armbinde und vielleicht noch wesentlich mehr Botschaften am Körper tragen würden? Auch auf die Gefahr hin, dass alle gesperrt werden, da darf es doch bei einem solchen Kampf um Werte keine Kompromisse geben!

Das hätte übrigens auch den Vorteil, ein sportliches Scheitern gut erklären zu können. Verschmerzen lässt es sich soundso, denn wozu benötigt ein moralischer Weltmeister lächerliche Pokale?