Was ist die „Initiative Säkularer Islam“?

Was ist die „Initiative Säkularer Islam“?

Ende 2018 unpassend zur Eröffnung der vierten Deutschen Islamkonferenz (DIK) gründete die Intiative Säkularer Islam. Säkular und Islam wie passt das zusammen?

Säkularisierung wird im Allgemeinen als eine Form von Trennung zur Religion bezeichnet, einige bezeichnen es als Trennung zwischen Religion und Staat, andere wiederum als etwas Weltliches, was sich von der Religion trennt. Also paradox im gleichen Namen den Islam zu verwenden, denn Islam ist bekanntlich eine Religion.

Wenn solch eine Vereinigung gegründet wird, fragt man sich natürlich, wer diese Initiative gegründet hat und diese auch noch unterstützt.

Also gehen wir mal auf Ihre Website und schauen uns die Initiatoren einmal an.

Da haben wir unter anderem direkt Cem Özdemir, Seyran Ates, Hamed Abdel Samad, Necla Kelek, Susanne Schröter und Ahmad Mansour. Was für eine Überraschung, die üblichen Verdächtigen. Nicht so ganz bekannt, aber auch dabei Ali Ertan Toprak, Lale Akgün, Ralph Ghadban und Bassam Tibi. 

Was fällt auf?

Bei einer Vereinigung unter dem Deckmantel Islam müsste es doch eine islamische Grundlage geben auf die man baut. Was sehen wir hier stattdessen? Zehn sogenannte “Experten” des Islams, weder trägt eine der Frauen ein Kopftuch noch ist die Vergangenheit oder Gegenwart einer der Männer muslimisch bzw. islamisch geprägt. Es ist genau das Gegenteil der Fall, auffallen tut diese Gruppe mit einer unvergleichlichen Islamfeindlichkeit und ständigen Zugeständnissen zu Israel.

Als Vorstellung ihrer besonderen Initiative nutzt die Plattform die Ibn-Rushd-Goethe Moschee von Seyran Ates, in der eine Frau vorbeten kann und LGBTQ-Muslime willkommen sind, aber zum Glück will die Initiative ja Religion und Politik strikt trennen.

Zitieren wir einmal das Selbstverständnis des säkularen Islam: “Säkularität bedeutet für uns die Betonung der positiven Neutralität des Staates und die weitgehende Trennung von Religion und Politik. Wir verstehen Muslim/innen als Bürger/innen einer demokratischen Gesellschaft, die die Rechte und Pflichten aller anderen Bürger/innen teilen. Wir sprechen uns für eine Verbesserung der bürgerlichen Teilhabe von Muslim/innen (etwa durch Bildungsangebote), aber gegen Sonderrechte für Muslim/innen aus. Das im Grundgesetz garantierte Recht auf die Freiheit des Bekenntnisses und auf ungestörte Religionsausübung beinhaltet unserer Ansicht nach nicht das Recht, religiöse Normen im öffentlichen Raum durchzusetzen.”

Zusammenfassung
  • Neutralität des Staates und Trennung von Religion und Politik:
    • Warum soll der Staat neutral zum Islam stehen oder zu irgendeiner Religion?
    • Warum sollen denn nur andere bzw der säkulare Islam Politik betreiben dürfen aber die anderen nicht?
  • Muslime als Bürger einer demokratischen Gesellschaft, die die Rechte und Pflichten aller anderen Bürger teilen
    • Das sollten alle Deutschen tun, ich denke das ist Selbstverständlich
  • Verbesserung der bürgerlichen Teilhabe von Muslimen aber gegen Sonderrechte
    • Muslime sind bereits in der Gesellschaft angekommen und haben teil am Leben. Was jedoch mit Sonderrechten gemeint ist ist Unklar, denn wenn man die Freie Ausübung der Religion gewährt braucht niemand Sonderrechte, wirkt eher hetzerisch als ob Muslime Sonderrechte einfordern würden
  • Das im grundgesetz garantierte Recht auf Freiheit des Bekenntnisses und Religionsausübung ist nicht das Recht auf religiöse Normen im öffentlichen Raum
    • Wenn mit religiösen Normen die Anwendung bzw. Ausübung der Religion im öffentlichen Raum gemeint ist, dann ist das mehr als lächerlich. Was macht denn dann noch einen Muslim aus, wenn er bspw. sein Kopftuch nicht tragen kann? Warum sollen nur Muslime ihre Religion öffentlich nicht ausüben dürfen?
Alles nur Politik

Warum sprechen wir überhaupt über diese lächerliche Vereinigung von Islamhassern? Weil sie es sich zur Pflicht gemacht haben, die Politik mit einem Islamfeindbild zu dominieren. Und das tun sie bis heute, ganz besonders im Kampf gegen das IZH.

Die Welt schreibt im Artikel “Säkularer Islam fordert Ende der Zusammenarbeit mit Zentralrat der Muslime”: “In einem Brief an Bundesinnenministerin Nancy Faeser fordert der Verein Säkularer Islam, die Kooperationen mit dem Zentralrat der Muslime sofort einzustellen. Anlass ist das vom Verfassungsschutz als extremistisch eingestufte Islamische Zentrum Hamburg.”

Wir sehen auf der einen Seite kritisieren sie einen politischen Islam, betreiben selbst jedoch ausschließlich Politik ohne jegliche Religion oder Beziehung zum Islam, Sie haben es sich zur Aufgabe gemacht Muslimen schaden zu wollen.

“O ihr, die ihr glaubt, kümmert euch um euch selbst. Wer abirrt, kann euch nicht schaden, wenn ihr der Rechtleitung folgt. Zu Gott ist eure Heimkehr allesamt.” (Q:5,105)

Link zum Video.

Höfer-Debatte: Rechter Kurswechsel im Hinblick auf den Islam?

Höfer-Debatte: Rechter Kurswechsel im Hinblick auf den Islam?

Seit Kurzem wird in rechten Parteien und Medien in Deutschland ein Buch diskutiert, dass das Potential hat, einen Kurswechsel im Hinblick auf den Islam in diesem politischen Lager einzuleiten. Der Autor, Frederic Höfer, kommt in seinem Buch „Feinbild Islam als Sackgasse. Plädoyer für einen rechten Kurswechsel“ zu ungewöhnlichen Erkenntnissen über den Islam. Da es der politischen Linken in Deutschland gelungen ist, nach dem Konzept von Antonio Gramsci die kulturelle Hegemonie in Deutschland zu erlangen, werden von ihr auch konservative politische Kräfte und Positionen als „Rechts“ dargestellt und mit Rechtsextremen und Neonazis in einen Topf geworfen und sogar gleichgesetzt. Daher ist es zunächst einmal wichtig, diese politischen Lager voneinander zu unterscheiden. Höfers Buch wird momentan im gesamten rechten Spektrum – vom rechtsintellektuellen Blatt „Junge Freiheit“ bis zu „NS (Nationaler Sozialismus) heute“ – angeboten, besprochen und diskutiert.

Um was geht es?

Der Verfasser geht zunächst einmal von der Realität aus, dass die muslimische Präsenz in Deutschland ein bleibender Faktor ist. Es sei unsinnig, den Islam als eine Weltreligion bekämpfen zu wollen, was nicht nur hier in den Bürgerkrieg führe. Weiterhin gibt er zu bedenken, dass es unsinnig sei, den Islam als rückständig darzustellen, denn das würde ja bedeuten, dass man die Auswüchse dieser Gesellschaftsordnung – LGBT, Ehe für alle, Geschlechtsoperationen für Jugendliche, jährlicher Geschlechtswechsel uvm. – als Fortschritt betrachten müsste. Der Islam erweist sich demnach im Gegenteil als ausgesprochen resistent gegen den alles zersetzenden Antitraditionalismus des Westens. Alle überlieferungstreuen Kulturen sind Höfer zufolge heute gleichermaßen durch die Globalisierung dieser Moderne bedroht.

Daher geht Höfer noch einen Schritt weiter. Er verabschiedet sich nicht nur von den bei Rechten populären Vorstellungen der „Reconquista“ (Rückeroberung des Vaterlandes, angelehnt an die spanische Rückeroberung des Kalifats von Cordoba 1492), sondern betrachtet die Muslime sogar als mögliche Verbündete bei der Überwindung der sogenannten „Moderne“. Der Umgang mit Muslimen sollte von einer selbstbewussten, aber ausgleichenden Begegnung geprägt sein, die Begegnung solle im traditionalen Geist erfolgen. Man darf gespannt sein, wie diese Debatte innerhalb der Rechten weiter geht.

Muslime fällt das Wählen schwer

Die deutschen Muslime stehen bei Bundes- und Landtagswahlen regelmäßig vor einem Dilemma. Viele Muslime sind eher konservativ orientiert und fühlen sich traditionellen Werten (wie der traditionellen Familie) verbunden. Die linken Parteien sind aufgrund der dort propagierten Moralvorstellungen für sie unwählbar. Die CDU/CSU hat sich im Verlauf eines Jahrzehnte dauernden Rückzugs diesen Vorstellungen angepasst, man denke nur an den bayer. Ministerpräsidenten mit Regenbogen-Mundschutz im Stadion im Spiel gegen Ungarn. Weiterhin tritt die Union außenpolitisch für eine bedingungslose Unterwerfung unter die USA ein. Die AfD gilt wegen ihrer Islamfeindlichkeit für Muslime als unwählbar. Im Falle eines tatsächlichen Kurswechsels wären konservative rechte Parteien für Muslime wählbar, was allerdings nicht für rechtsradikale und neonazistische gilt.

Ahmad Mansour und die Selbstmitleid Phase

Ahmad Mansour und die Selbstmitleid Phase

Ahmad Mansour, einst der PR-Liebling Deutschlands, ist nun zum Umstrittenen degradiert worden. „Ich lasse mich nicht als Nazi beschimpfen“, titelt die Tagespost am 23. Februar. Was ist passiert, dass er sich diese Herabstufung bieten lassen muss?

Ahmad Mansour ist ein israelisch-palästinensischer “Islam-Experte” und “Extremismusforscher” rund um die Themen Antisemitismus, Integration und Islamisierung. Spätestens ab diesem Punkt weiß man, was man zu erwarten hat. Er selbst bezeichnet sich als liberalen Muslim, sein Buch entlarvt jedoch sein wahres Verständnis. Es heißt: “Operation Allah. Wie der politische Islam unsere Demokratie unterwandern will.”

Seit Jahren wird er von Muslimen als Scheinmuslim entlarvt, der in der Öffentlichkeit mit deutlichem Islamhass und islamfeindlichen Narrativen wie politischer Islam oder Islamismus hetzt. Zusätzlich unterstützt er die Apartheid und das Exiszentrecht Israels.

Hetze bleibt Hetze

Am 3. April veröffentlichte web.de ein Interview mit Ahmad Mansour. Darin sagt er:

“Ich bin weder gegen Ausländer oder Flüchtlinge noch gegen Muslime. Ich bin einer davon und habe Deutschland bewusst als meine Heimat gewählt. Ich möchte Menschen erreichen, gewinnen und integrieren, das schafft man nicht dadurch, dass man Migranten als Kuscheltiere behandelt, sondern dadurch, dass man sie als gleichberechtigte Bürger wahrnimmt, und das bedeutet auch negative Entwicklungen in solchen Communitys offen, aber sachlich anzusprechen.”

Allein diese Aussage ist schon falsch. Er hetzt durchgehend mit Aussagen wie im Beispiel der Frankfurter Rundschau: “Die Strategie ist vielmehr, unsichtbar zu sein und mit ganz harmlosen Narrativen Einfluss zu nehmen, indem sie etwa sagen: „Wir wollen Demokratie, Antirassismus, mehr Integrationsarbeit machen“. So als ob Muslime schlichtweg scheinheilig tun.

„Falsch verstandene Toleranz ermöglicht Radikalisierung“, so titelt es der Südkurier. Es sind die Art von Titel, die die Presse braucht, um gegen Muslime hetzen zu können.

Nach den Silvesterausschreitungen 2022 überbot Ahmad Mansour alle ausländerfeindlichen Vorurteile und klatschte eine Lüge über Ausländer nach der anderen auf den Tisch, wodurch er als Nazi abgestempelt wurde. Dieser Titel ist nicht ganz unbegründet, denn er hetzte teilweise mehr gegen Ausländer als deutsche Ausländerhasser es taten, warum? Natürlich deshalb, weil die Silvester-Ausschreitungen nicht ausschließlich von Ausländern dominiert, sondern unter ihnen ein beträchtlicher deutscher Anteil herrschte.

Liebling der Gesellschaft

Daher scheint das Blatt sich zu wenden, denn Mansour sagte im selben Interview:

“Menschen von PR-Agenturen oder Verlagen wollen mir oft sagen, wie ich mich zu verhalten habe, damit ich der Liebling der Nation werde. Ich soll viel zum Thema Migration schreiben, aber nichts von meinen Erfahrungen, meinen Beobachtungen erzählen. Das lehne ich ab. Ja, ich war mal der Liebling, habe Preise bekommen, und jetzt gelte ich als umstritten. Nicht ich habe mich aber verändert, sondern die Gesellschaft – die Bereitschaft, sich offen und ehrlich auszutauschen.”

Nein, die Gesellschaft hat sich nicht verändert, sie ist genau so Islamfeindlich wie seit Jahren, jedoch muss auch dies bewiesen werden und als Nazi muss man liefern, wenn man weiterhin der Liebling bleiben will. Hieran sieht man, dass man sich lieber im Mitleid suhlt, öffentlich mit Polizeischutz, statt Wahrheiten auszusprechen:

“Nein, Wir schleudern die Wahrheit gegen das Falsche, und sie zerschmettert ihm das Haupt, und siehe da, es schwindet dahin. Und wehe euch wegen dessen, was ihr da aussagt!” (Q: 21:18)

Link zum Video.

Beten Muslime einen anderen Gott als Christen an?

Beten Muslime einen anderen Gott als Christen an?

Vor Kurzem ist es wieder passiert. In einem Supermarkt fragte mich ein Bekannter, ob wir Muslime immer noch unseren Allah anbeten? Als ob es sich bei Allah um einen anderen Gott als den Gott der Christen handeln würde.

‚Allah’ ist letztlich jedoch nichts anderes als das arabische Wort für ‚Gott’. Die Christen im Nahen Osten, die es schon vor dem Erscheinen des Islam in dieser Region gab, bezeichnen ‚Gott’ eben auch nur als ‚Allah’. Wer eine arabische Bibel in die Hand nimmt, stellt fest, dass dort Gott den Namen “Allah” trägt. In diesem Zusammenhang hat der katholische Theologe Hans Küng darauf aufmerksam gemacht, dass das arabische Wort Allah „kein Eigenname wie Zeus (ist), sondern ein Appellativ wie ‚theos, Deus, Dieu’ und daher mit Gott zu übersetzen ist.“ (Küng, Hans: Der Islam 2006, S. 16)

Das Wort Allah ist mit den biblischen Wörtern ’eloah und ’elohim (in der Bedeutung von „Gott“) verwandt, ebenso wie mit dem aramäischen Wort ’elâh. Gott heißt auf Aramäisch „Ala(h)a“. Da Jesus (Isa) Aramäisch gesprochen hat, wäre dies dann auch das von Jesus für Gott verwendete Wort.

Theologen klären auf

Da die maltesische Sprache mit dem Arabischen verwandt ist, bezeichnen die katholischen Christen in Malta Gott als “Alla”. Der verstorbene Islamwissenschaftler Gernot Rotter hat zu der Vorgehensweise, Muslime als Anbeter eines anderen Gottes mit dem Namen „Allah“ darzustellen, Folgendes angemerkt: „Es würde keinem muslimischen Autor, auch nicht dem böswilligsten ‚Fundamentalisten’ in den Sinn kommen, die Christen als Verehrer eines Gottes ‚Deus’, ‚Dieu’, ‚God’ u.s.w. zu exotischen Heiden zu erklären.“ (Rotter, Gernot: Allahs Plagiator 1992, S. 13)

Von der Sprache abgesehen macht der Quran an vielen Stellen deutlich, dass Allah mit dem Gott der Bibel identisch ist. So wird bspw. in Sure 29:46 festgestellt, dass „unser Gott [d.h. der Gott der Muslime] und euer Gott [d.h. der Gott der Christen] .. ein und derselbe“ ist. Und in Sure 3:84 heißt es: „Sprich: ‚Wir glauben an Allah und an das, was auf uns herabgesandt worden ist, und was auf Abraham, Ismael, Isaak, Jakob und die Stämme herabgesandt worden war, und was Moses und Jesus und den Propheten von ihrem Herrn gegeben wurde.“

Damit müsste deutlich genug zum Ausdruck kommen, dass mit „Allah“ der eine Gott gemeint ist. Denn es ist der Gott von Abraham, Moses, Jesus und Mohammed (Friede sei mit ihnen allen). „Allah“ ist somit kein anderer Gott als der der Juden und Christen. Unterschiede betreffen eher die Frage, wer Jesus (Isa) ist. Während Christen ihn als „Licht vom Lichte“ bzw. „Sohn Gottes“ verehren, d.h. als niemand anderen als Gott selbst, bestreiten die Juden, dass er der Messias war. Statt eines dreifaltigen Gottes (wie im Christentum), spielt im Islam die Auffassung des Tauhid, der Einheit und Einzigkeit Gottes, eine zentrale Rolle.

Vatikan vs Evangelikalen

Im 2. Vatikanischen Konzil hat übrigens auch die Katholische Kirche anerkannt, dass Christen und Muslime denselben Gott anbeten. So heißt es in der Enzyklika „Nostra Aetate“: „Mit Hochachtung betrachtet die Kirche auch die Muslime, die den alleinigen Gott anbeten, den lebendigen und in sich seienden, barmherzigen und allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde.“

Leider gibt es aber auch heute noch (v.a. evangelikale) Christen, die so reden, als ob es sich bei „Allah“ um einen anderen Gott handeln würde. So bezeichnensie Allah absurderweise als einen „Mondgott“ und stellen die Muslime somit als Götzendiener da.

Ist der Islam für Rückständigkeit verantwortlich?

Ist der Islam für Rückständigkeit verantwortlich?

In den „Qualitätsmedien“ wird (u.a. mit Bezeichnungen wie „mittelalterlich“) immer wieder suggeriert, dass der Islam für vermeintliche Rückständigkeiten in der islamischen Welt verantwortlich ist. Eine gründliche Untersuchung zeigt: Der Herausbildung der islamischen Zivilisation folgte eine Periode unglaublichen wissenschaftlichen Fortschritts.

Die Entstehung der islamischen Zivilisation begann mit der Hedschra im Jahr 622 n. Chr. In Medina entstand in der Folge eine neue, nach den Gesetzen des Islams funktionierende Ordnung. Der überwältigende kulturelle Aufschwung der Wüstenaraber nach dem Auftreten des Islam ist auch als „arabisches Wunder“ bezeichnet worden und kann als eine der merkwürdigsten Erscheinungen der Geistesgeschichte angesehen werden. Die Wüstenaraber hatten vorher zu keiner Zeit – weder kulturell noch politisch – eine Rolle gespielt. Ihr Aufstieg erfolgte in kürzester historischer Frist und praktisch aus dem Nichts. Sicher hatte Mohammed die vorher von Stammeskriegen gekennzeichnete Arabische Halbinsel befriedet und politisch geeint – es war aber die neue Religion, die ein geistiges Klima schuf, in dem die Wissenschaften gedeihen konnten und es zu ungeheuren kulturellen Leistungen kommen konnte. Denn der Islam betrachtet den Erwerb von Wissen als eine Verpflichtung für jeden Muslim bzw. für jede Muslima. In einer Überlieferung des Propheten heißt es in diesem Zusammenhang: „Das Streben nach Wissen ist eine Pflicht für jeden Muslim.“ Der Islam, der heutzutage im Westen häufig für Rückständigkeit und Unterentwicklung verantwortlich gemacht wird, kann in Wirklichkeit durchaus als Religion des Wissens bezeichnet werden. Für den Islam hat das Wissen eine große Bedeutung, der Koran betrachtet es als Grundlage für die Unterscheidung zwischen den Menschen. Folglich hatten die Gelehrten in der muslimischen Gesellschaft stets ein hohes Ansehen. Im Koran wird dies wie folgt beschrieben: […] Sprich: Sind etwa diejenigen, die wissen, und diejenigen, die nicht wissen, gleich? Doch bedenken nur diejenigen, die Verstand besitzen. (Q 39:9)

Herausragende islamische Wissenschaftler

Die Bedeutung, die der Islam dem Erwerb von Wissen beimisst, führte in der muslimischen Gesellschaft schließlich dazu, dass das Suchen, Forschen und Erlernen von Wissen sowie die Leistungen der Gelehrten als eine Form der Anbetung gesehen werden. So entstanden in wenigen Jahrzehnten Zentren für Kunst, Kultur, Wissenschaft und Forschung wie in Bagdad. Die führende Stellung der islam. Welt im Bereich der Wissenschaften ist noch heute an der arabischen Vorsilbe al- bei grundlegenden Fachbegriffen wie Algebra, Alchemie und Alkalien erkennbar. Da man die Freiheit der Forschung stets förderte, waren muslimische Gelehrte nicht selten auch Fachleute auf unterschiedlichen wissenschaftlichen Gebieten.

Beispielsweise haben muslimische Gelehrte wie Ǧābir b. Hayyān (Geber; gest. 815), al-Ḫawārazmī (Algorismi; gest. 850), Ibn Sīnā (Avicenna; gest. 1037), Ibn Rušd (Averroes; gest. 1198), Faḫr ad-Dīn ar-Rāzī (gest. 1209), Ibn an-Nafīs (gest. 1288) und andere, große Errungenschaften in natur- und geisteswissenschaftlichen Themengebieten, wie Medizin, Mathematik, Chemie, Physik, Astronomie, Geographie und Philosophie, hervorgebracht. Folglich gab es, im Gegensatz zur Entwicklung im christlichen Abendland, keinen Konflikt zwischen Wissenschaft und Religion. So hat die islamische Zivilisation den wissenschaftlichen Fortschritt vorangetrieben, nachdem die Welt lange Zeit von der griechischen Wissenschaft dominiert wurde. Dezimalbrüche, Neuerungen in Algebra, Geometrie und Trigonometrie wurden erstmals während dieser Epoche von muslimischen Denkern erfunden. Ebenso wurde die Zahl 0, die bis dahin in Europa unbekannt war, in der Mathematik hinzugefügt. Darüber hinaus hatten Wissenssuchende, unabhängig von Nationalität, Religion oder Rasse, Zugang zu den islamischen Universitäten in Andalusien, Bagdad, Sizilien, Ägypten usw.

Wissenschaftliches Erbe

Die Muslime sammelten das griechische Vermächtnis und übersetzten es auf verlässliche und glaubwürdige Weise ins Arabische, bevor diese ins Lateinische übersetzt werden konnten. Die Übersetzungen und Kommentare zu den Büchern der alten, griechischen Philosophen entstanden daher großteils an diesen Universitäten. Während die Schriften Platons und Aristoteles in Europa verpönt waren, bewahrte sie die arabische Übersetzung davor, verloren zu gehen. Auf diese Weise hat die islamische Zivilisation der Menschheit in relativ kurzer Zeit ein gewaltiges Erbe hinterlassen. Schließlich konnten europäische Gelehrte erst darauf aufbauend in vielen Wissensbereichen Fortschritte erzielen und neue Erfindungen sowie Entdeckungen machen.

Bild: Zeichnung des Astronomen al-Battani

Saudi-Arabien baut “neue Kaaba”

Saudi-Arabien baut “neue Kaaba”

Die Kaaba (“Kubus” bzw. “Würfel”) ist bekanntermaßen das zentrale Heiligtum des Islam. Im Islam gilt sie als das Haus Gottes (baitullah), das zum ersten Mal der erste Mensch (und Propheten) Adam (a.) erbaute, jedoch in Vergessenheit geriet, bevor Abraham (a.) und sein Sohn Ismael zu dieser Stelle geführt wurden und sie neu aufbauten. Sie markiert die Gebetsrichtung (qibla) und ist das Zentrum der Riten der Pilgerfahrt (hadsch).

Benötigt die Menschheit eine „neue Kaaba“? Wenn es nach den Plänen des saudischen Kronprinzen Muhammad bin Salman (MBS) geht, ist dies offenbar der Fall. Der saudische Kronprinz hat nun den Entwurf von Mukaab (der Würfel), dem neuen Stadtzentrum der Hauptstadt enthüllt.

Im Mittelpunkt des Stadtzentrums von Riad soll ein riesiger Kubus als neues Herz der Stadt entstehen, der 400 Meter hoch sein und bis 2030 fertiggestellt werden soll. Im Mukaab soll ein futuristisches Unterhaltungszentrum mit Kinos, Restaurants, Geschäften und Luxushotels entstehen, in dem die Besucher mit Holografie und virtueller Realität in Unterwasserwelten, Marslandschaften oder Schneegebirge mit fliegenden Drachen entführt werden.

Der formale Bezug zum Sakralbau in Mekka dürfte keinem der Planer entgangen sein – der Mukaab hat dieselbe geometrische Struktur wie die Kaaba, das Heiligtum der Muslime in Mekka, das die muslimischen Pilger bei der Hadsch umkreisen. Aus religiöser Sicht erscheint das Projekt höchst problematisch, denn es ist zu befürchten, dass dieses gigantische Projekt einer „neuen Kaaba“ auf unabsehbare Zeit die eigentliche Kaaba mit ihrer religiösen Bedeutung in den Schatten stellt. Die „neue Kaaba“ ist nicht nur weitaus gigantischer als die Kaaba in Mekka, sie wird bis zu ihrer Fertigstellung und darüber hinaus die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. MBS will die Zahl der Touristen in seinem Land verfünffachen.

Heiligtum des Kapitalismus

Der Unternehmensberater Sami Hamdi bezeichnet den Mukaab als die „neue Kaaba der Unterhaltung“. Hamdi zufolge verfolgt der Kronprinz seit Längerem das Ziel, die Rolle der Religion im Land zurückzudrängen. Vor vier Jahren war MBS auf das „Dach“ der Kaaba in Mekka geklettert, was in religiösen Kreisen Unmut auslöste.

Der Journalist Murtaza Hussein bezeichnete die geplante Mukaab als eine „neue Kaaba des Kapitalismus“. Das ist vielleicht treffender, denn MBS baut seine Luxushotels und Geschäfte für Reiche als einen Tempel, in dem man die Götzen des Geldes und Materialismus huldigt. 

Bild: Entwurf des geplanten Mukaab.