Fabian Wolff, der sich als Jude ausgab und auch kritisch über Israel sprach ist doch kein Jude. Natürlich wird nun seine Israelkritik anders bewertet. Doch dürfen wirklich nur Juden Israel kritisieren?

Selbst Israelis dürfen in Deutschland Israel nicht kritisieren

Die jüdische US-Philosophin Susan Neiman äußert sich in einem Interview über den Fall Wolff und findet „diese Debatte geradezu irre“.

„Wissen Sie, es ist doch absolut identitäres Denken, wenn man glaubt, nur die Juden und Jüdinnen dürften die Regierung in Israel kritisieren. Das sollten viel mehr Leute tun, wenn es nach mir ginge.“

Sie meint, dass die Deutschen eine unglaubliche Angst haben, „nur einen kritischen Satz zu Israel zu sagen.“ Dies ist ihrer Geschichte mit den Juden und dem 2. Weltkrieg geschuldet. Man möchte nicht, dass der „Nazi-Opa“ aus einem spricht, wenn man Israel kritisiert. Dabei müsse jeder das Recht haben Israel kritisieren zu dürfen. Denn einzig und allein Vernunft und Argumente sollten ausschlaggebend sein.

Jeder demokratisch gesinnte Mensch, der auch nur ein bisschen über den radikalen Rechtsruck in Israel weiß, wird seine Vernunft dazu gebrauchen, diesen Staat zu kritisieren. Insofern ist es absurd zu sagen, dass Fabian Wolffs Kritik nun keinen Wert mehr hätte.“, so die US-Philosophin.

Sie findet auch die deutschen Bürger lustig, die glauben, dass sie einen „Juden“ wie Fabian Wolff bräuchten, der ohne Konsequenzen Israel kritisieren dürfe und das ausspricht, was sie denken. Denn sie selbst ist eine Jüdin mit israelischer Staatsbürgerschaft und hat sogar einige Jahre an der Universität in Tel Aviv unterrichtet. Für ihre Israelkritik der letzten 3 Jahre wurde selbst sie von „deutschen Qualitätsmedien“ als Antisemitin bezeichnet. Auch wurden Aufritte oder Projekte gecancelt.

Fall Fabian Wolff ist nur eine Ablenkung von den eigentlichen Problemen Israels

Die Medien beschäftigen sich mit etwas Nebensächlichem wie Fabian Wolff, der sich vielleicht unwissentlich, vielleicht aber wissentlich als Jude ausgab. Dabei wäre es viel wichtiger über die aktuelle Lage in Israel und die Schandtaten der Regierung zu sprechen.

„Fast die Hälfte der Israelis nennen das, was gerade passiert, einen Coup d’etat. Seit der Staatsgründung hat man noch nie so etwas gesehen wie diesen Beinahe-Bürgerkrieg.“, so Neiman.

Es ist aber fest in den Köpfen der Menschen verankert, dass nur Juden oder Israelis die Machenschaften Israels kritisieren dürfen. So haben zwei frühere Botschafter die deutsche Bundesregierung aufgefordert, Israel zu boykottieren. Wären sie keine Botschafter Israels gewesen, hätte man sie längst als Nazis abgestempelt. Vor allem in Deutschland würde man direkt an die Schilder der Nazis denken, „Kauft nicht bei Juden“, so die US-Philosophin. Dies war nur der erste Schritt bis hin zu den Konzentrationslagern. Es ist aber gerade für die Deutschen wichtig sich nicht immer nur an ihre Vergangenheit zu erinnern, sondern sich vor Augen zu führen, was gerade und seit mehreren Jahrzehnten den Palästinensern von den Israelis angetan wird.

So lange die Lobby in Deutschland aber so stark ist und die Deutschen sich für immer als Schuldige sehen, wird es nicht passieren, dass eine konstruktive Kritik gegen Israel wirklich zugelassen wird und in den Mainstreammedien ihren Platz findet. Stattdessen werden wir weiterhin mit nebensächlichen Themen abgelenkt werden.

Wolff
Meinungsfreiheit