Mit der Türkei erweitert sich die Liste der muslimisch geprägten Länder, die ihre Beziehung zu Israel normalisieren. Diese Normalisierung sorgt dafür, dass die Menschen eine Gleichgültigkeit für die Unterdrückung des palästinensischen Volkes entwickeln. In diesem Teil geht es um die Normalisierung der Beziehung zwischen der Türkei und Israel.
Erdogan galt für viele als Held, der sich für die Palästinenser einsetzte
Im Jahre 2009 ging Erdogan für seine bekannten „One-Minute“ Rede gerade unter den Muslimen viral. Er wurde als Held gefeiert, der sich für die Palästinenser einsetzte.
Doch schon damals pflegten die Türkei und Israel ein gemeinsames Bündnis. Dieses Bündnis wurde im Jahre 2010 erschüttert. Auslöser dafür war die Erstürmung eines Gaza-Solidaritätsschiffs durch die israelische Marine. Bei der Erstürmung tötete die israelische Marine zehn türkische Staatsbürger. Sechs Jahre später kam es zu einer ersten Wiederannäherung. Aber auch diese hielt nicht lange. Seit der Gaza-Krise 2018, die aufgrund der Eröffnung der US-Botschaft in Jerusalem eskalierte, hatten die beiden Länder keine Botschafter mehr im jeweils anderen Land.
Im Jahre 2017 sagte der türkische Präsident Erdogan noch folgendes über Israel:
„Was ist der Unterschied zwischen den aktuellen Praktiken der israelischen Führung und der rassistischen und diskriminierenden Politik, die damals in Amerika und bis vor kurzem in Südafrika gegen Schwarze angewandt wurde?“
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan
Außerdem nannte er Israel einen terroristischen Staat:
„Palästina ist ein unschuldiges Opfer (…) Was Israel anbelangt, das ist ein terroristischer Staat, ja, terroristisch!“
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan
Die Heuchelei Erdogans zeigt sich in der Wiederaufnahme voller diplomatischer Beziehungen mit Israel
Israels Regierungschef Lapid und der türkische Staatschef Erdogan haben sich am Rande der UN-Vollversammlung in New York getroffen. Es war das erste Treffen seit fast 15 Jahren zwischen dem türkischen Präsidenten und einem israelischen Ministerpräsidenten. Laut Lapid war es ein „produktives Treffen“ gewesen. Außerdem schrieb er:
„Die Beziehungen zwischen Israel und der Türkei sind ein Schlüssel für regionale Stabilität und bringen beiden Ländern greifbare Vorteile“
Israels Regierungschef Jair Lapid
Und:
„Wir haben darüber gesprochen, wie wir die Beziehungen beider Länder nach Jahren der Krise voranbringen können.“
Israels Regierungschef Jair Lapid
Die Normalisierung der Beziehung zu Israel erzeugt eine Gleichgültigkeit für die Unterdrückung des palästinensischen Volkes
Durch die Normalisierung der Beziehung der Türkei und anderer muslimisch geprägten Länder zu Israel, entsteht bei den Menschen eine Gleichgültigkeit für die Unterdrückung des palästinensischen Volkes. Nach außen hin wird den Nicht-Muslimen nämlich vermittelt, dass die Muslime, die ständig darüber sprechen eine Gemeinschaft (Umma) zu sein, sich nur um ihre eigenen landespezifischen Interessen kümmern und den Unterdrückten in der muslimischen Gemeinschaft nicht zu Hilfe eilen. Und die Muslime selbst, die sehen, wie ihre Führer Israel die Hand ausstrecken, sehen die eigenen wirtschaftlichen Vorteile und vergessen das Leid ihrer palästinensischen Geschwister. Dieser Zustand der Gleichgültigkeit lässt sie jedoch eine Teilschuld an der Unterdrückung der Palästinenser haben.
Im nächsten Teil geht es um das Abraham-Abkommen und was dies mit dem Iran zu tun hat und wie sich die aktuelle Literaturnobelpreisträgerin gegen Israel ausspricht.