Nach dem Mord an der 12-jährigen Luise F. aus Freudenberg (NRW) ist der Medienrummel groß. Politiker und Medien zeigen sich angesichts der 12 und 13-jährigen Mörderinnen schockiert. Bei aller nun geäußerten Sprach- und Fassungslosigkeit bleibt festzustellen: Politik und Medien haben einen gravierenden Werteverfall in der Gesellschaft mitzuverantworten.

In den „Qualitätsmedien“ wird inzwischen hauptsächlich die Theorie vertreten, dass es bei der Tat angeblich um Mobbing und Rache ging. NTV zufolge wurde auf Luise 32 Mal eingestochen. „Bild“ berichtete, dass die 13-jährige mutmaßliche Täterin Luises beste Freundin gewesen sei. Das Springer-Blatt meldete weiterhin, dass Luise in der Nacht vor ihrem Verschwinden bei der 13-Jährigen übernachtet habe. Übereinstimmend berichten einige Medien, dass es bei der Bluttat um Rache ging. Luise sei von den Mädchen gemobbt worden, sie hätte sich jedoch gegen das Mobbing gewehrt und sei daher getötet worden. Eine offizielle Bestätigung gibt es für all diese Berichte nicht. Die Profile der mutmaßlichen Täterinnen in den sozialen Medien wurden im Netz schnell identifiziert, sie waren auch Tage nach der Tat noch abrufbar. Das TikTok-Profil der 13-jährigen Mörderin wirkte dabei wie das Profil von so vielen anderen Mädchen auch, es zeigte Videos von ihren Hobbys, ein Tag nach der Tat soll sie noch ein Tanzvideo hochgeladen haben. Insbesondere die Strafunmündigkeit der Täterinnen, die daher keine Strafe für ihre Bluttat zu erwarten haben, sorgte offenbar für große Wut. Dies wurde besonders deutlich auf den Kommentarspalten der Profile der Täterinnen entlud.

Die „Süddeutsche Zeitung“ berichtete, dass die Jugendkriminalität unabhängig von Schultyp oder Herkunft rapide ansteigt. Gewalt und Mobbing an den Schulen nähmen in beängstigendem Ausmaß zu. Der Ulmer Psychiater Fegert hat zu dem Fall von Luise F. geäußert, dass Kinder in diesem Alter genau wüssten, was es heißt, zu töten. Doch wer sagt ihnen, was gut und böse ist?

Was ist gut und was ist böse?

Nach dem deutschen Soziologen Max Weber (1864-1920) kann die Wissenschaft dem Menschen nicht zur Erkenntnis verhelfen, was gut und böse ist und wie er handeln soll. Das ist die Aufgabe der Religion. Wer keine hat oder sie aufgibt, verliert daher den Kompass im Leben. Die gesellschaftlichen Folgen sind inzwischen unübersehbar: Zerstörung der traditionellen Familien, neue Definitionen von Ehe und Familie, Singlehaushalte über 50% in vielen Großstädten, rasanter Anstieg psychischer Erkrankungen, Werteverfall bzw. -verlust, Sittenverfall bzw. moralischer Niedergang uvm.. Nach Weber hat der sinnhaft handelnde Mensch auch ein Bedürfnis nach Sinn. Der Tod droht aber jeden Sinn zu entwerten, d.h. er macht alles vernünftige Planen und Handeln letztlich sinnlos. Nur die Religion vermag dieses Dilemma letztlich zu lösen – sinnhaft zu Handeln und dem Leben und Handeln letztlich einen Sinn zu verleihen. Wenn aber die Religion schwindet, begibt sich der Mensch auf die Suche nach Ersatz und so ist er (sie) auch für alles Irrationale offen. Weber hat übrigens auch die „Jagd nach dem Erlebnis“ oder die Suche nach dem ultimativen letzten „Kick“ vorhergesehen – in einer säkularisierten, „entzauberten“ Welt, in der die Menschen ihrem Handeln verzweifelt irgendeinen Sinn abgewinnen wollen.

Der Staat will den jungen Menschen nur noch „Werte“ wie Diversität bzw. das „Anything goes“ vermitteln. Demnach gibt es keine Wahrheit, einen Sinn für das Leben kann daraus niemand gewinnen. Man braucht sich nicht hinstellen und Betroffenheit zeigen. Jeder weiß doch: Es wird in den Medien viele Diskussionsrunden mit Vertretern diverser Geschwätzwissenschaften geben, aber ändern wird sich letztlich überhaupt nichts. Bis zur nächsten Tat, die Fassungslosigkeit verursacht.