Anschlag auf das Islamische Zentrum Hamburg

Anschlag auf das Islamische Zentrum Hamburg

Am Sonntag, den 25. September 2022 um 13:09 Uhr, ereignete sich in Hamburg ein Anschlag auf ein Gotteshaus, genauer gesagt das Islamische Zentrum Hamburg. Und nein es war keine Synagoge und nein es war keine Kirche. Ja, Gotteshäuser haben auch Muslime. Es war eine Moschee, die Opfer eines antimuslimischen Anschlags wurde und das genau zur Gebetszeit.

Nun nachdem klar ist, dass die Opfer Muslime waren, ist die Entrüstung praktisch nicht vorhanden. Was war geschehen?

Am besagten Sonntag klingelte ein verkleideter Paketbote am Hause der Islamischen Akademie Hamburg, dem Nachbargebäude vom Islamischen Zentrum Hamburg. Ein 71-jähriger Mitarbeiter machte die Tür auf und bat den Täter das Paket an besagtem Ort abzustellen, doch stattdessen stieß der verkleidete Mann den älteren Herren in einen Raum, schloss diesen zu und verunstaltete mit blutroter Farbe alle Ölgemälde und Wände der Akademie der höchsten religiösen Persönlichkeiten der schiitischen Muslime. Im Anschluss floh der Täter über die Nachbargrundstücke und hinterließ sowohl einen Fake-Schnurrbart und Perücke, als auch ein beschmiertes Regencape. Der 71-jährige Mitarbeiter liegt seitdem mit Rippenbrüchen im Krankenhaus.

Der Täter filmte seine Tat und veröffentlichte sie Tage später über Social-Media-Kanäle. Das Video wird Mahsa Amini, der im Krankenhaus verstorbenen Iranerin gewidmet. Sowohl der Boden als auch die Wände und Bücher wurden komplett beschädigt, der Schaden wird auf ca. 50.000 EUR geschätzt.

Muslime nicht schützenswert?

Wie kann so etwas passieren? Es ist nun das fünfte Mal innerhalb von zwei Jahren, dass von dieser Gruppe ein Anschlag auf das IZH ausgeht. Vor einigen Wochen wurde sogar ein weiterer Mitarbeiter auf offener Straße von dieser Gruppe körperlich angegriffen und das Handy gestohlen.

Warum wird eine Religionsgemeinschaft nicht ausreichend geschützt? Im Art. 4 des Grundgesetzes steht (1) Die Freiheit des Glaubens, des Gewissens und die Freiheit des religiösen und weltanschaulichen Bekenntnisses sind unverletzlich. (2) Die ungestörte Religionsausübung wird gewährleistet.

Seit dem letzten Vorfall steht die Moschee zwar unter Polizeischutz und der Staatsschutz ermittelt, aber die vorherigen Anschläge waren wohl nicht Anlass genug, jene zu schützen.

Man erinnere sich an Angriffe auf die Hamburger Synagoge 2020. Da gab es dutzende Artikel über den Vorfall, Politiker, die ihre Entrüstung lautstark kundtaten und die Polizei, die gleich mehrere jüdische Einrichtungen schützen ließ. Es gab sogar Seelsorger vor Ort und was ist mit Muslimen? Ganz nach dem Motto, die sollen sich doch nicht so anstellen. Der Täter konnte sofort gefasst werden, sein Haus wurde durchsucht und Datenträger sichergestellt.

Das IZH stellt der Polizei alle Aufnahmen und alle Beweise, die sie haben zur Verfügung, aber der Täter konnte scheinbar bis jetzt immer noch nicht gefasst werden. 

Am 3. Oktober, am Tag der Deutschen Einheit, findet seit Jahren auch der Tag der offenen Moschee statt, so auch im Islamischen Zentrum Hamburg. Anstatt der eigentlichen Führung in der Akademie, mussten die Besucher dieses Jahr den Anschlag begutachten, trotz dessen, dass die Presse mit Kameras anwesend war, berichtete vom Anschlag, dem Verbrechen, den schrecklichen Ereignissen und dem Verletzten keiner.

53 Todesopfer nach Anschlag in Kabul und kein Medienaufschrei

53 Todesopfer nach Anschlag in Kabul und kein Medienaufschrei

Nach einem Anschlag auf eine Schule in Kabul, in der vor allem Mädchen getötet wurden, bleibt der große Medienaufschrei, wie erwartet, aus.

Anschlag ereignete sich am Freitag auf eine Privatschule in Kabul

Der Anschlag ereignete sich in dem Stadtteil Dashte Barchi. In diesem Stadtteil leben mehrheitlich Hazara, die überwiegend der schiitischen Denkschule angehören. Bei dem Anschlag kamen, nach Angaben der Vereinten Nationen, 53 Menschen, überwiegend Frauen und junge Mädchen, ums Leben. 110 zogen sich Verletzungen zu.

Frauen demonstrieren nach dem Anschlag auf den Straßen

Nach dem Anschlag gingen mehrheitlich Frauen auf die Straßen, um zu demonstrieren. Sie fordern das Recht auf Bildung für die Frauen, sowie das Ende der Verfolgung der Hazara. Laut Medienberichten gingen die Taliban mit Gewalt gegen die Proteste vor. Diese haben Schulen für Mädchen ab der siebten Klasse geschlossen. Jedoch stehen einige Privatschulen und Universitäten den Frauen offen.

Medienaufschrei und Solidaritätsbekundungen wie im Iran bleiben aus

Zwar berichten die Medien von dem Anschlag in Kabul und auch auf Twitter geht ein Hashtag gegen die Unterdrückung in Afghanistan viral, jedoch fehlt der Enthusiasmus und der Aufschrei der Politik und der Medien, wie im Fall von Mahsa Amini im Iran. Im Iran hatte man direkt einen Schuldigen gefunden, obwohl noch nicht genau geklärt war, wie die junge Frau gestorben ist. Die Vermutung der Gewalteinwirkungen der sogenannten iranischen „Sittenpolizei“ reichte aus, damit die gewaltbereiten Demonstranten im Iran von außen die volle Unterstützung zugesprochen bekommen.

Politiker stellen sich standhaft hinter die Demonstranten und ignorieren die Gegendemonstranten, die eine eindeutige Mehrheit darstellt. Diese seien gezwungen auf die Straße zu gehen. Unter dem Denkmantel, dass man im Iran den Frauen ihre Rechte zurückgeben möchte, nutzt man jedes Propagandamittel, um den Iran zu schwächen. Ziel ist es nämlich, die islamische Republik und ihre Regierung komplett zu stürzen.

In Afghanistan hingegen, wo der Westen, allen voran die USA, sein Ziel nicht erreichen konnte, ist der eindeutige Tod von über 53 Menschen durch einen Anschlag höchstens eine Randbemerkung in der Berichterstattung wert. Dies führt dazu, dass die Menschen, die diese Nachrichten lesen, diese auch nur als nebensächlich wahrnehmen. So passiert es dann, dass man solch eine traurige Nachricht liest und sie kurze Zeit später wieder vergisst.

Menschenleben hat nur dann einen Wert, wenn es der eigenen Agenda nutzt

Wenn es den Politikern wirklich um Recht und der Befreiung von Unterdrückung gehen würde, dann gäbe es diese Doppelmoral und diese doppelten Standards nicht. Es ist klar, dass mit der Berichterstattung über den Iran eine klare Agenda verfolgt wird. Solche Ereignisse wie in Kabul zeigen, dass der Wert des Menschen aus diesen Gebieten faktisch keinen Wert für sie hat. Soweit man den Tod der Menschen jedoch für seine eigenen niederen Zwecke missbrauchen kann, versammeln sich alle „freiheits- und gerechtigkeitsliebenden“ Menschen, um für die Unterdrückten einzustehen.

Anschlag
EBRAHIM NOROOZI / AP PHOTO