Amazon-Gründer Jeff Bezos ist nach Forbes derzeit mit einem geschätzten Vermögen von 174 Milliarden Dollar der reichste Mann der Welt.
Nach seinem Weltraumflug diese Woche hatte Jeff Bezos noch die Dreistigkeit, sich bei Angestellten und Kunden zu bedanken, die ihm diesen Trip ermöglicht hätten.
Gefragt hat diese aber keiner. Die Arbeiter müssen bei Amazon in der Regel so schlimm schuften, wie es die Landesgesetze gerade noch zulassen. Wie der britische Journalist James Bloodworth enthüllte, müssen Amazon-Mitarbeiter in manchen Ländern in bereitgestellte Urinflaschen urinieren. Dies ist so, weil der Gang zur Toilette unmöglich ist. Schlechte und prekäre Arbeitsverhältnisse prägen das Bild. Weltweit spart das Unternehmen im großen Stil Sozialabgaben durch Firmensitze in Niedrigsteuerländern.
Bezos entrichtete zwischen 2014 und 2018 einen durchschnittlichen Steuersatz von 0,98 Prozent. Dieser Obwohl sein Vermögen in dieser Zeit um 99 Milliarden Dollar gewachsen war. Im Jahr 2011 zahlte er überhaupt keine Steuern und konnte sogar einen Kinderbonus herausholen, weil er nach Steuererklärung mehr Geld ausgab, als er einnahm.
Die USA als Führerin der „freien Welt“, als „leuchtende Stadt auf dem Hügel“, als das „Neue Zion“, das der Welt die Demokratie bringt – das ist das Selbstbildnis der Supermacht und auch das Bild, das uns die Medien hierzulande vermitteln. Dagegen gibt es inzwischen immer mehr Stimmen in den USA selbst, die bezweifeln, ob man wirklich in einer Demokratie lebt.
Schon eine systematische Studie der Professoren Martin Gilens und Benjamin Page (von der Princeton und Northwestern University) kam zu dem Schluss, dass »eine kleine Zahl von extrem reichen Leuten unsere Demokratie übernommen hat«. Die Selbstdarstellung der USA sei daher nicht länger aufrechtzuerhalten, da die US-Politik von mächtigen Wirtschaftsorganisationen und einigen Superreichen bestimmt wird. Fast der gesamte Zuwachs an Vermögen und Einkommen der letzten Jahre ging an das oberste ein Prozent der Bevölkerung. Die USA stünden im Vergleich zu den wichtigsten Staaten an der Spitze der Ungleichheit der Verteilung von Vermögen und Einkommen.
„Die heutige Ungleichheit ist nahezu beispiellos“, so der US-Prof. Noam Chomsky. Chomsky zufolge konzentriert sich die Macht bei 1 % der Bevölkerung, die er die „Superreichen“ nennt. Nach einer Studie von »Feeding America«, einer gemeinnützigen Organisation mit dem größten Netzwerk von Suppenküchen und Tafeln in den USA, sind etwa 50 Millionen US-Bürger, davon 16 Millionen Kinder, so arm, »dass ihr täglicher Bedarf an Lebensmitteln nicht gesichert ist«.
Der Politologe Jeffrey Winters von der Northwestern University in Illinois zählt etwa 300000 „Superreiche“. Diese “Superreichen” nehmen mit ihrem Geld Einfluss in Politik, Medien und Think Tanks. Man könnte fast denken, die USA seien eine klassische Oligarchie.
In letzter Zeit wird in westlichen Ländern und Medien immer häufiger das Thema der Uiguren in der chinesischen Provinz Sinkiang aufgegriffen. Von Verletzung der Menschenrechte seitens der chinesischen Regierung ist die Rede. Doch wie glaubwürdig ist dieses plötzliche Eintreten für die Menschenrechte der Muslime in China?
So drängte man den pakistanische Premier Khan in einem Interview mit dem US-Sender HBO zu einer Stellungnahme, sich wegen des „Völkermords“ gegen die Uiguren in Sinkiang endlich gegen China zu wenden. Mir kommt es so vor, dass man die Muslime für dumm verkaufen will. Doch noch nicht ist vergessen, wer in den letzten Jahrzehnten Tod und Zerstörung in die islamische Welt getragen hat. Wer ist noch naiv bzw. leichtgläubig genug, um die westliche Menschenrechtsrhetorik für bare Münze zu nehmen?
Genau diese Menschenrechtsrhetorik benutzte man in der Vergangenheit, um zahlreiche Interventionen und Kriege in muslimischen Ländern zu rechtfertigen. Hier zu erwähnen sind die Ereignisse im Irak, in Afghanistan, in Libyen, Somalia, Afghanistan oder in Syrien. Auch die jüngsten Auseinandersetzungen im Gaza-Streifen haben wieder eins gezeigt. Der Westen setzt sich über die Rechte der Palästinenser hinweg, rechtfertigt deren Abschlachten und stigmatisiert die Kritiker als Antisemiten.
Jetzt soll es nach NATO-Vorstellungen gegen China gehen. Der Konkurrent der USA in Asien droht die USA als Wirtschaftsmacht zu überholen. George Bush Jr. hatte schon vor 17 Jahren von einem notwendigen „Präemptivkrieg“ gesprochen. Der Aufmarsch im Pazifik hat bereits begonnen. Jetzt sollen Muslime so dumm sein, um wieder als Kanonenfutter für US-Interessen zu dienen.
Heute, am 3. Juli 2021, jährt sich der Abschuss eines Airbus der Iran Air (Flug 655). Der Airbus, der sich auf dem Flug von Bandar Abbas (Iran) nach Dubai befand, wurde von der USS Vincennes abgeschossen. An Bord der Maschine befanden sich am 3. Juli 1988 275 Passagiere und 15 Besatzungsmitglieder, die bei dem Abschuss alle ums Leben kamen.
Nach Darstellung der US-Behörden meldeten die Computersysteme der USS Vincennes, dass es sich bei dem Airbus der Iran Air (Flug 655) um ein anfliegendes F-14-Kampfflugzeug der iranischen Luftwaffe handeln würde. Dazu muss man wissen, dass der Airbus über einen zivilen Transpondercode verfügte und sich im kommerziellen Flugkorridor „Amber 59“ befand. David Carlson, der Kommandant eines sich in der Nähe befindenden amerikanischen Kriegsschiffs, war verwundert, weil die USS Vincennes die Absicht ankündigte, ein Flugzeug anzugreifen, bei dem es sich eindeutig um eine zivile Linienmaschine handelte. (Chomsky, Wer beherrscht die Welt, S. 219)
Daniele Ganser spricht in dieser Zeit (des Abschusses) von einem „nicht formelle(n), aber faktische(n) Kriegseintritt der USA auf Seiten des Kriegsverbrechers Saddam Hussein.“(Ganser, Illegale Kriege, S. 208) Am 18. April 1988 hatten die USA iranische Schiffe direkt angegriffen und auch iranische Ölplattformen zerstört. Die USA zeigten mit dem Abschuss des Passagierflugzeugs, wie weit sie zu gehen bereit waren.
Fehlende Reue? Fehlanzeige
Bis heute scheinen die Amerikaner, aber nicht wirklich ihre Schuld einzugestehen. Vielmehr noch erhielt Captain Rogers, der Kommandant der USS Vincennes, für sein Verhalten einen Orden und auch die anderen am Abschuss beteiligten Offiziere wurden befördert. Die Arroganz der USA kommt auch in den folgenden Worten des damaligen Vizepräsidenten George H.W. Bush Sr. gut zum Ausdruck: „I will never apologize for the United States – I don’t care what the facts are.” („Ich werde mich nie für die Vereinigten Staaten entschuldigen – es ist mir egal, was die Fakten sind.“)
Es ist mittlerweile 12 Jahre her, dass Marwa El-Sherbini Opfer von antimuslimischen Rassismus wurde. Marwa war 31 Jahre alt, verheiratet und Mutter eines Kindes. Das zweite Kind war auf dem Weg. In Dresden wurde sie auf offener Straße auf einem Spielplatz von einem Mann als „Terroristin“ und „Islamistin“ beleidigt. Dies ließ sie jedoch nicht schweigsam vonstattengehen. Sie zeigte den Islamhasser Alex W. an und es folgten Gerichtsverfahren.
Zivilcourage und ihre Folgen
Doch für ihre Zivilcourage und das Eintreten für Gerechtigkeit musste sie mit ihrem Leben und dem ihres ungeborenen Kindes zahlen. 18-mal stach Alex W. auf Marwa vor den Augen ihres 3-jährigen Sohnes, Mannes und der gesamten anwesenden Justiz ein. Antimuslimischer Rassismus und Islamfeindlichkeit wird in den Medien bis heute kaum thematisiert. Vielmehr findet eine hetzerische Berichterstattung gegen den Islam und gegen Muslime statt. Das Schweigen der Medien über antimuslimischen Rassismus ist groß und es scheint so als gebe es keine Konsequenzen, weshalb es auch zu Taten wie Bspw. in Hanau kommen konnte.
Das Grundgesetz schützt vor Diskriminierung
Antimuslimischer Rassismus und die noch immer andauernde Diskriminierung sind ernstzunehmende Probleme, welche uns auch in unserem alltäglichen Leben vieles erschweren. Viele Menschen sind noch immer beladen mit Vorurteilen gegenüber Muslimen. Dies zeigt sich in der Schule, der Uni, bei der Job- oder Wohnungssuche und auf öffentlichen Plätzen. Die demokratischen Werte, welche Deutschland immer so hochpreist, gelten nur für bestimmte Menschengruppen, wobei jeder Mensch, ungeachtet von seiner Religionszugehörigkeit oder Hautfarbe in Freiheit leben sollte. So heißt es doch im Artikel 3 des Grundgesetzes: „Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden.“
In einem Land wie Deutschland, wo laut dem BMI die muslimische Bevölkerung ca. 5,7 Prozent der Gesellschaft ausmacht, sollten sich alle Menschen gegen antimuslimischen Rassismus aussprechen. Rassismus ist ein Angriff auf das Grundgesetz und damit auch ein Angriff gegen die Demokratie. Wir haben es mit strukturellem Rassismus zu tun, denn all diese Geschehnisse finden immer wieder statt, weil es Strukturen gibt, die dies ermöglichen. Wenn wir daher gegen Rassismus und Rechtsextremismus vorgehen möchten, dann müssen wir neue Strukturen schaffen, die solche Taten verhindern, indem wir sie beim Namen nennen, um ein Bewusstsein zu schaffen für etwas, was seit vielen Jahren immer wieder ignoriert wird.
Stellen wir uns vor, an einem sonnigen Tag mit unserer Familie in der Stadt spazieren zu gehen und dabei einem Terroranschlag von einem hasserfüllten Menschen zu Opfer zu fallen, weil wir Muslime sind. In Kanada ist genau dies am vergangenen Sonntag geschehen. Eine Familie ist zum Opfer eines rassistisch motivierten Terroranschlags geworden. Die Familie wurde absichtlich von einem Islamhasser überfahren. Zugespielt hat sich das Ganze in der kanadischen Stadt London im Bundesstaat Ontario. Eine 74-jährige und eine 44-jährige Frau, ein 46-jähriger Mann und ein 15-jähriges Mädchen kamen dabei ums Leben. Ausschließlich der 9-jährige Junge überlebte.
Der Täter wurde nach kurzer Zeit festgenommen und wegen vierfachen Mordes und Mordversuchs angeklagt. Die Polizei spricht von einem vorsätzlichen Akt und dass die Familie aufgrund ihrer Religionszugehörigkeit zum Ziel dieser abscheulichen Tat wurde. Der Premierminister Justin Trudeau äußerste sich wie folgt zum Akt: »Islamophobie hat in keiner unserer Gemeinschaften einen Platz. Dieser Hass ist heimtückisch und verachtenswert – und muss aufhören.«
Der Unterschied zu Kanada im Vergleich zu vielen anderen Ländern ist, dass Kanada die Tat beim Namen genannt hat. Sie haben sich öffentlich dazu geäußert und gesagt, dass dies eine „rassistisch“ motivierte, eine „islamfeindliche“ Tat war. Sie haben diese Tat nicht einfach ignoriert, sondern die Gefahr erkannt und Stellung bezogen. Was Deutschland bspw. bis heute noch nicht geschafft hat. Doch worauf sind diese Gräueltaten letztlich zurückzuführen?
Medien schuld?
Es ist eindeutig, dass die Medien dieses Feindbild schaffen. Laut Angaben der Amadeu-Antonio-Stiftung wurden von 1990 bis 2019 in Deutschland über 208 Menschen Opfer rechtsextremer oder rassistischer Gewalt. Im Vergleich dazu starben 15 Menschen durch „islamistischen Terror“. Es wird jedoch gezielt über letzteres in solch einem Ausmaß berichtet, sodass der Hass gegenüber Muslimen nur zunimmt. Dieser Hass führt nicht nur zur Spaltung, sondern auch dazu, dass unschuldige Menschen ihr Leben dafür lassen müssen. Und jede schlechte Tat, die keine Konsequenzen zur Folge hat, wird eine noch schlimmere Tat zur Folge haben. Wenn keine Maßnahmen ergriffen werden und dagegen vorgegangen wird, dann kann es gut möglich sein, dass eine solch abscheuliche Tat bald schon zur Normalität wird und viele Menschen nicht mehr sicher sein werden.
Möge Gott sich den Verstorbenen erbarmen und den Hinterbliebenen viel Geduld und Kraft geben.
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